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Bishop Dr Tamás Fabiny, Lutheran Church in Hungary. © Paul Jeffrey/WCC

Der lutherische Bischof Dr. Tamás Fabiny, Vizepräsident des Lutherischen Weltbundes (LWB) für die Region Mittel- und Osteuropa, hat in seiner Predigt beim Gebetstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio am 22. November in Budapest verstorbener Flüchtlinge gedacht. Er drängte die Kirchen, sich weiterhin für Offenheit und die Unterstützung von Flüchtlingen einzusetzen, besonders in Gemeinschaften, wo Vorurteile traditionell stark verwurzelt seien.

„Es gibt viele gute Beispiele für Bürgerengagement in Deutschland und den nordischen Ländern”, sagte der Bischof. „In Ungarn organisiert die Evangelisch-Lutherische Kirche Veranstaltungen in Schulen, um Schülerinnen und Schüler zu informieren und gleichzeitig ihr Bewusstsein für eine inklusivere Haltung zu schärfen. Es muss auch deutlich gemacht werden, dass jemand, der Flüchtlinge unterstützt, nicht automatisch eine bestimmte politische Haltung einnehmen muss.“

In seiner Predigt beklagte er den Tod zehntausender Flüchtlinge, die in den letzten 20 Jahren auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Gewaltherrschaft und in der Hoffnung auf ein besseres Leben oder überhaupt auf Leben im Mittelmeer ertrunken seien. „Der Zustrom der Flüchtlinge hat besonders in den letzten Monaten viele Opfer gefordert“, sagte er. „Unzählige verletzliche Menschen wurden von Schleppern übers Ohr gehauen, andere haben, von Böswilligkeit oder Vorurteilen getrieben, Flüchtlinge ihrer Würde beraubt und viele starben auf der Flucht bei Unfällen oder an Krankheiten.“

Wo Kinder sich auf den Weg gemacht haben – aus dem Nahen Osten, Afrika oder anderen Teilen der Welt – sind ihre Familien vor unerträglichen Umständen geflohen, angetrieben von der Hoffnung, ein neues Zuhause zu finden, so Fabiny. „Wir haben sie alle in Budapest gesehen, am Keleti-Bahnhof oder als sie in Röszke die Gleise entlang stolperten“, sagte er. „Die Kinder schauten uns aus den Fenstern der Busse und Züge mit großen Augen an. In den Armen ihrer Eltern suchten sie Sicherheit und Schutz. Gelegentlich lächelten sie und winkten.”

In Budapest erinnerte er auch an die Kinder, die die Reise nicht überlebt haben. Er zitierte Markus 10,13-16, wo Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.”

Jesus spräche aus eigener Erfahrung, fügte er hinzu. „Er war noch ein kleiner Junge, als Herodes und seine Handlanger ihn zur Flucht zwangen. Auch die heilige Familie musste vor Waffengewalt und Gefahr fliehen. Sie waren Migranten. Die Vorsehung wollte es so, dass sie am Leben blieben. Aber von da an wusste Jesus, was Exil bedeutete. Dass die Füchse Gruben haben und die Vögel unter dem Himmel Nester, aber der Menschensohn nichts hat, wo er sein Haupt hinlege.”

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