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Die Wasserkrise, von der die Menschen in Palästina betroffen sind, hat der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, zum Auftakt der Kampagne Sieben Wochen im Zeichen des Wassers in Jerusalem thematisiert.

Das Ökumenische Wassernetzwerk (ÖWN) des ÖRK lädt seine Mitgliedskirchen und alle unterstützenden Organisationen ein, sich während der Fasten- und Passionszeit, die am Aschermittwoch, 10. Februar, begonnen hat, mit dem Thema Wasser zu beschäftigen.

Tveit stellte anlässlich seines Besuchs im Heiligen Land fest: „Wir haben heute in Beiträgen aus Palästina über die Wasserkrise gehört, dass den am schwersten betroffenen Teilen der Bevölkerung gerade einmal 20 Liter Wasser pro Kopf und Tag zur Verfügung stehen.“

In der lutherischen Erlöserkirche in Jerusalem erläuterte Tveit weiter, 20 Liter deckten lediglich ein Fünftel des von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Mindestbedarfs von täglich 100 Litern pro Person.

Ein „Neues Jerusalem“

Tveit zitierte in diesem Zusammenhang Bischof Dr. Munib Younan, den Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, der eine der Bibelbetrachtungen für die diesjährigen Sieben Wochen im Zeichen des Wassers beigesteuert hat.

Younan schreibt: „Die Wasserkrise in meiner Gemeinde verleiht dem Textabschnitt aus der Offenbarung eine besondere Bedeutung für uns heute. Die Stadt, die der Verfasser beschreibt, ist ein ‚Neues Jerusalem‘, wo der Strom des lebendigen Wassers ungehindert fließt, gemeinsam mit Heilung, Frieden und Gerechtigkeit für alle.

Aber wenn ich in meinem Kirchenbüro hier in Jerusalem sitze, weiß ich sehr wohl, dass kein solcher Fluss durch die Stadt fließt.

Hier in Jerusalem und dem Heiligen Land dürsten wir noch immer nach Heilung. Wir dürsten noch immer nach Frieden.“

Unter Verweis auf Informationen von EWASH, einer Advocacy-Gruppe, die sich in Palästina im Bereich Wasserversorgung engagiert, stellte Tveit fest, in Ramallah, der Hauptstadt der Palästinensischen Gebiete, seien durchschnittlich höhere Niederschläge zu verzeichnen als in London.

„Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf liegt in London bei 150 Litern am Tag, bei einer palästinensischen Person liegt dieser Wert jedoch nur bei 70 Litern.

Der Pro-Kopf-Verbrauch in Israel wiederum beläuft sich auf 300 Liter täglich.“

Tveit erläuterte weiter, 80 Prozent des Grundwassers, das im Berg-Aquifer Palästinas vorhanden sei, würden bis nach Israel gepumpt, der palästinensischen Bevölkerung blieben lediglich 20 Prozent des verfügbaren Wassers.

„Manche Gemeinwesen im Westjordanland müssen bis zu zwei Drittel ihres Einkommens für Flaschenwasser ausgeben, eine andere Option haben sie nicht. Das ist untragbar“, schloss Tveit.

An dem Auftaktgottesdienst der Kampagne nahmen auch Younan und Erzbischöfin Dr. Antje Jackelén (Kirche von Schweden) teil.

Anwesend waren weiterhin führende Mitglieder des ÖRK, des Rates der Kirchen im Mittleren Osten und der Kirchen vor Ort.

Die Bibelbetrachtungen und theologischen Ressourcen für diese sieben Wochen werden sich mit der Wasserkrise in der Nahostregion befassen und Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens beleuchten.

Sie können die Kampagne (in englischer Sprache) auch via Facebook verfolgen.

Seit 2008 veröffentlicht das ÖWN wöchentliche theologische Reflexionen und weitere Materialien zum Thema Wasser für die sieben Wochen der Passionszeit und zum Weltwassertag am 22. März.

Sieben Wochen im Zeichen des Wassers: www.oikoumene.org/7-wochen-fuer-wasser

„Und wir dürsten noch immer nach Wasser!“ (Bibelbetrachtung für die erste der Sieben Wochen im Zeichen des Wassers 2016)

Sieben Wochen im Zeichen des Wassers 2016: Reflexionen über das Heilige Land (ÖRK-Pressemitteilung vom 5. Februar 2016)

Palästinensischer Pastor und israelischer Journalist weisen zukunftsfähige Wege (ÖRK-Pressemitteilung vom 4. Februar 2016 in englischer Sprache)