Von Naveen Qayyum*

In der Stadt Calvins, in der Reformierte und andere Protestanten tiefe Wurzeln geschlagen haben, bringen Migrantenkirchen eine neue Dimension in die theologische und kirchliche Landschaft.

Vertreter/innen von mehr als 20 Kirchen, die meisten von ihnen mit Migrationshintergrund, kamen unlängst in Genf zusammen, um die Anliegen von Migrantengemeinschaften anzusprechen, deren Integrationsbemühungen zu unterstützen und über den Wandel in der kirchlichen Landschaft in der Stadt nachzudenken.

Die Veranstaltung, die gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und Témoigner ensemble à Genève ( Gemeinsam Zeugnis in Genf ablegen) organisiert wurde, fand vom 30. September bis 1. Oktober im Rahmen des ÖRK-Programms Gerechte und integrative Gemeinschaften im Ökumenischen Zentrum in Genf statt und beschäftigte sich mit dem Thema „Migration und die kirchliche Landschaft: eine ökumenische Antwort auf Migration“.

Pastor Matutina Romeo, einer der Teilnehmenden und Gründer der Christian Church Fellowship International in Genf, sprach über seine Arbeit in einer „Migrantenkirche“ und die Erfahrungen, die er dabei gesammelt hat.

„Wenn wir unsere Heimat verlassen“, so Romeo, „ suchen wir als Glaubensgemeinschaft natürlich einen Ort, an dem wir Gottesdienste feiern können. Dieser Wunsch hat seine Wurzeln in unserer existenziellen Sehnsucht nach einem Gefühl der Zugehörigkeit und der Suche nach Gemeinschaft, die uns bei unserer Integration in einem neuen Umfeld helfen können.“

Romeo kam Anfang der 1980er Jahre aus den Philippinen nach Genf und gründete vor fünf Jahren eine Kirche. Diese hat eine große Zahl von Mitgliedern aus den Philippinen, Nigeria, den USA, Fidschi und der Schweiz.

Der Wandel in der kirchlichen Landschaft stand im Mittelpunkt der Veranstaltung. „Internationale Kirchen beeinflussen die theologische und kirchliche Landschaft in Genf schon seit langem. Die Stadt hat sich kulturell anderen Traditionen geöffnet“, erklärte Romeo.

Romeo sprach auch darüber, wie Kirchen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Migrantengemeinschaften spielen können. „ Migranten stoßen in neuen, unerwarteten Situationen oft auf Schwierigkeiten. Finanzielle Unsicherheit, unzureichende medizinische Versorgung und Diskriminierung. Viele von ihnen sehen ihre Familien lange Zeit nicht wieder. Wir in der Kirche versuchen, ihnen ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Wir ermutigen sie, konkrete Pläne für die Zukunft zu schmieden, damit sie wieder mit ihren Familien vereint werden können“, sagte er.

Die Konferenz diente auch als Forum für lokale Kirchen, um den ÖRK und sein Engagement für christliche Migrantengemeinschaften kennen zu lernen. Der ÖRK informierte die Teilnehmenden über seine verschiedenen Programme und Schwesterorganisationen.

„Ich weiß es sehr zu schätzen, was der ÖRK für die Kirchen vor Ort tut. Diese Unterstützung und Stärkung ist wichtig für uns und ermöglicht es, dass wir zusammenkommen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Wenn die Kirchen mehr Einheit leben, können sie ihre Unterstützung für die Migrantengemeinschaften sichtbarer gestalten, und zwar nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internationaler Ebene“, betonte Romeo.

Wandel in der kirchlichen Landschaft

Pastorin Dr. Roswitha Golder von der Initiative Témoigner ensemble à Genève bekräftigte ebenfalls die Bedeutung der kirchlichen Einheit für die Unterstützung von Migrantengemeinschaften. Die Initiative stellt ein Programm des Internationalen Reformierten John Knox Zentrums dar, an dem rund 70 christliche Gemeinschaften unterschiedlicher Sprach- und ethnischer Gruppen und Nationalitäten beteiligt sind.

 „Es ist offensichtlich, dass unterschiedliche regionale Prägungen sich auf das theologische und kirchliche Leben, einschließlich der Kirchenmusik, auswirken. Es gibt Einflüsse aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Osteuropa. Mitten in der Stadt Calvins kann ich Gottesdienste auf Portugiesisch, Spanisch, Englisch und in anderen Sprachen besuchen“, erklärte Golder.

„Die Kirchen haben den Migranten ihre Türen geöffnet. Trotzdem gibt es meines Erachtens das Bedürfnis, sich auch ökumenisch zu öffnen, um eine Kultur der gegenseitigen Annahme und Liebe zu fördern. Das ist nötig, um den spirituellen Wandel zu berücksichtigen und zu ergänzen, der das Ergebnis der multikulturellen Prägung unserer Gesellschaft ist“, fügte Golder hinzu.

Zum Abschluss der Konferenz betonte Sydia Nduna, die ÖRK-Referentin für Migration und soziale Gerechtigkeit, wie wichtig es sei, „die einzigartige Position des ÖRK zu nutzen, um weitere Fortschritte in den Prozessen zu machen, die zu engeren Beziehungen zwischen den ÖRK-Mitgliedskirchen und christlichen Migrantengemeinschaften führen werden“.

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(*) Naveen Qayyum ist Redakteurin des ÖRK.

Weitere Informationen über die Arbeit des ÖRK zu Migration und sozialer Gerechtigkeit

Fotos der Veranstaltung in hoher Auflösung finden Sie unter photos.oikoumene.org