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Photo: Albin Hillert/WCC

Photo: Albin Hillert/WCC

Am 29. April nahmen Hunderte Menschen aus der ganzen Welt per Livestream an einem vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) organisierten Webinar teil, an dem Rednerinnen und Redner ihre Erkenntnisse darüber teilten, wie Kirchen auf der ganzen Welt ihre Dienste aufgrund der COVID-19-Pandemie rasch angepasst haben.

Während die Kirchen gezwungen wurden, ihre Türen zu schließen und ihre Dienste übers Internet anzubieten, „setzten wir dies um und testeten gleichzeitig den Ablauf“, sagte Ingeborg Dybvig, Leiterin Kommunikation der Kirche von Norwegen. „Wir beobachten zahlreiche verschiedene Lösungen.“

Einige dieser Lösungen wurden von der Hauptrednerin des Webinars, Dr. Heidi Campbell, zusammengestellt und dokumentiert. Sie ist Professorin für Kommunikation an der Texas A&M University und Direktorin des Netzwerks für Studien über neue Medien, Religion und digitale Kultur. Kürzlich hat sie ein E-Book veröffentlicht: „The Distanced Church: Doing Church Online in a time of Pandemic“ (Kirche auf Distanz: Betrachtungen zu Online-Kirchendiensten in Zeiten einer Pandemie). Campbell sagte, sie beobachte seit zwei Monaten sehr wissbegierig, wie die Kirchen digitale Technologien anpassen und anwenden. „Wir verfügen über dieses einmalige interaktive Umfeld – wie können wir es uns zunutze machen?“, fragte sie.

In einem anregenden Ideenaustausch unterhielten sich die Sprecherinnen und Sprecher des Webinars mit der Zuhörerschaft über praktische Beispiele aus ihrer jeweiligen Glaubensgemeinschaft.

Pastor Jonggoo Kim in Südkorea, erfahrener Pastor der Methodistischen Kirche Seshin in Seoul, sagte, seine Kirche biete nicht nur Online-Gottesdienste an. Die Kirchenmitglieder hätten im Respekt der sozialen Distanzierung zudem gemeinsam ein Verfahren für die Herstellung von Masken auf die Beine gestellt. Während der gesamten Osterzeit werden mehrmals verwendbare Masken aus Baumwolle hergestellt „um die Freude von Ostern und die Liebe Gottes an unsere Nächsten, die in Not sind, an Migrierende und Flüchtlinge und sogar ins Ausland weiterzugeben.“

In Deutschland, so Ralf Peter Reimann, Pastor und Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland, habe er beobachtet, dass die Gottesdienste übers Internet immer besser besucht werden, weil sich die Menschen langsam wohler fühlten, online miteinander in Kontakt zu treten. „Was wir lernen mussten, war ein neuer Weg, Kirche zu sein. Die wichtigste Phase war zu verstehen, was ,Kirche von zu Hause‘ bedeutet, also wurde dies zu unserem Leitbild.

Pastor Dr. Nicolas Kazarian, Vorsitzender der ökumenischen Abteilung der griechisch-orthodoxen Erzdiözese von Amerika, übermittelte eine orthodoxe Sichtweise. Er sprach von New York City aus, einem derzeit weltweiten Epizentrum der Pandemie. Er sagte, nicht nur die Verbindung über das Internet sei wichtig, ausschlaggebend sei vielmehr die Beziehung, die hinter dieser Onlineverbindung stehe. „Das Angebot muss gewisse Elemente der liturgischen Würde der Kirche aufweisen, die man erwartet, wenn man persönlich zur Kirche geht“, sagte er.

Eine entscheidende Frage, die sich unter den Teilnehmenden abzeichnete, befasste sich mit den Herausforderungen in Bezug auf die Technologie und die Kommunikation in weit abgelegenen ländlichen Regionen, wo schutzbedürftigen Menschen der Zugang zu einer Online-Kirche verwehrt bleibt.

Reimann, der aus Deutschland sprach, sagte, eine Kirche auf Distanz sei nicht zwingend eine Online-Kirche. „In gewissen ländlichen Gebieten drucken Pastorinnen und Pastoren ihre Gebete auf Papier aus und legen diese in den lokalen Lebensmittelgeschäften auf. Es geht hier um die Haltung, dass wir die Kirche den Menschen nach Hause bringen wollen.“

Als Moderator der Diskussion brachte Pastor Dr. Mikie Roberts, ÖRK-Programmreferent für spirituelles Leben, seine Freude zum Ausdruck über die Tatsache, dass dutzende von Kommentaren und Fragen aus dem Publikum in Echtzeit eintrafen. „Wir erkennen klar, dass wir ein Webinar 2.0 durchführen müssen; eine zweite Runde, damit wir uns mit Themen befassen können, die neu aufgetaucht sind, wie: Wie können wir mit einer Theologie der Online-Gemeinschaft umgehen?“

Roberts, der das Webinar mit einem Gebet abschloss, das einen Chor von „Amen“ nach sich zog, fügte hinzu: „Ich bin überaus dankbar für alle, die dabei waren.“

Hier können Sie die Aufnahme „Webinar on Churches’ ministry online“ (auf Englisch) ansehen.

„Webinar über kirchliche Dienste übers Internet während einer Pandemie” – ÖRK-Pressemitteilung vom 28. April 2020 (auf Englisch)

„The Distanced Church: Reflections on Doing Church Online“ (Kirche auf Distanz: Betrachtungen zu Online-Kirchendiensten) E-Book von Prof. Heidi A. Campbell