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Foto: Albin Hillert/ÖRK

Foto: Albin Hillert/ÖRK

Im Folgenden nimmt der geschäftsführende Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, Stellung zu einem Offenen Brief an die weltweite Ökumene zur „Wuppertaler Erklärung“, der im Juni 2019 veröffentlichten Botschaft einer Konferenz, zu der Vertreterinnen und Vertreter aus zahlreichen Ländern und verschiedenen Konfessions- und Glaubenstraditionen in Wuppertal, Deutschland, zusammengekommen waren, um die tiefgreifende globale ökologische Krise zu erörtern.

Was war ganz allgemein gesprochen die Reaktion, als der ÖRK und verschiedene andere Akteure der ökumenischen Bewegung diesen Brief erhalten haben?

Priester Prof. Dr. Sauca: Der ÖRK ist eine Gemeinschaft von Kirchen und wir begrüßen alle Formen von Dialog. Der ÖRK erachtet die Wuppertaler Erklärung als wichtige Botschaft einer Konferenz. Sie ist das Ergebnis einer Initiative, die im Anschluss an eine internationale ökumenische Konferenz zu den Themen Öko-Theologie, Ethik der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit von Kirchen im Juni 2019 unter der Federführung einer ÖRK-Mitgliedskirche und eines ökumenischen Partners in Deutschland viele Menschen und Akteure zusammengebracht hat. Der ÖRK war einer der Mitorganisatoren der Konferenz und hat daran teilgenommen. Während die Erklärung ausdrücklich eine direkte Verbindung herstellt zwischen der Klimakrise und der Habgier der Menschen und noch deutlicher formuliert, dass die kaputte Weltwirtschaftsordnung eine zentrale Rolle bei der Verursachung und Verschärfung der ökologischen Krise spielt, ist sie auch eine kräftige Stimme für globales Handeln und formuliert konkrete Empfehlungen, die weiterverfolgt und ausgearbeitet werden können.

Als zentrale Ausdrucksform der weltweiten ökumenischen Bewegung ist der ÖRK in einer Vielzahl von Kontexten aktiv, die geprägt sind von sehr unterschiedlichen Identitäten, Arbeitsschwerpunkten und Betrachtungsweisen. Was den ÖRK als Institution und auch in Bezug auf seine öffentlichen Äußerungen und Stellungnahmen zusammenhält, ist die gemeinsame Stimme, die in unseren Leitungsgremien erarbeitet wird. Diese Stimme verkörpert und harmonisiert die beschriebene Vielfalt in vielerlei Hinsicht und ist stets bemüht, auf konstruktive und prophetische Art und Weise einen Konsens zu erzielen. In diesem Sinne ist es mir wichtig, hervorzuheben, dass der ÖRK-Zentralausschuss, der ÖRK-Exekutivausschuss und das ÖRK-Generalsekretariat stets bekräftigt haben, dass wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit niemals voneinander getrennt werden können.

Wie haben Sie auf die Kritik an der Wuppertaler Erklärung reagiert, die in dem Offenen Brief zum Ausdruck kommt?

Priester Prof. Dr. Sauca: Der Offene Brief kritisiert nicht den ÖRK, sondern wirft einen kritischen Blick auf die Wuppertaler Erklärung. Er übt konstruktive Kritik an dieser Erklärung und wird hoffentlich zu tiefgreifenderen Diskussionen und genaueren Analysen führen. Dialog und tiefgreifendere Reflexion begrüßen wir immer.

Wie wird der ÖRK auf den offenen Brief reagieren?

Priester Prof. Dr. Sauca: Da der Brief nicht explizit an den ÖRK gerichtet war, sehen wir keine Notwendigkeit mit einem Antwortschreiben zu reagieren. In unserem Verständnis ist es die Rolle des ÖRK, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen zum Dialog zusammen und an einen Tisch zu bringen. Als einer der Mitorganisatoren des Konferenz in Wuppertal möchten wir die oben genannten Grundüberzeugungen und zentralen Erklärungen des ÖRK bekräftigen, die die falsche Dichotomie von Wirtschaft und Ökologie infrage stellen und die Untrennbarkeit von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit bekunden (da das eine nicht ohne das andere erreicht werden kann). Sowohl die Wuppertaler Erklärung als auch der offene Brief sind wichtige und wertvolle Beiträge zur ökumenischen Bewegung, die sicherstellen wollen, dass wir uns ganzheitlich und im Kontext wirtschaftlicher Gerechtigkeit mit dem Thema ökologische Gerechtigkeit beschäftigen. Unserer Auffassung nach hat der ÖRK auch vor diesem Hintergrund unter anderem die Aufgabe, die Menschen für solche Dialoge zusammenzubringen. Nur wenn wir zusammenarbeiten, können wir gemeinsam sicherstellen, dass die ökumenische Bewegung von den einmütigen und ganzheitlichen Antworten auf diese existenziellen Herausforderungen profitieren kann, vor denen die Menschheit und die ganze Schöpfung aktuell stehen. Während sich die ÖRK-Gemeinschaft auf die 11. ÖRK-Vollversammlung vorbereitet, die im September 2021 in Karlsruhe, Deutschland, stattfinden wird, freuen wir uns schon jetzt auf eine angeregte Diskussion und genauere Analyse dieser Fragen und Themen in Rahmen der ökumenischen Gespräche während der Vollversammlung.

 

Erklärung zum Klimanotstand, 25. November 2019

Wuppertaler Erklärung: „ökologische Transformation“ dringend erforderlich, ÖRK-Pressemitteilung vom 25. Juni 2019

Offener Brief an die weltweite Ökumene zur „Wuppertaler Erklärung“