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Rudelmar Bueno de Faria, Generalsekretär des ACT-Bündnisses. Foto: Peter Kenny/ÖRK

Rudelmar Bueno de Faria, Generalsekretär des ACT-Bündnisses. Foto: Peter Kenny/ÖRK

In zehn Jahren soll das ACT-Bündnis eines der weltweit größten Netzwerke für humanitäre Hilfe sein, wünscht sich der Generalsekretär des ACT-Bündnisses (Action by Churches Together), Rudelmar Bueno de Faria.

2020 feiere das ACT-Bündnis sein 10-jähriges Bestehen und sei schon jetzt zu einem der weltweit größten Netzwerke für humanitäre Hilfe, nachhaltige Entwicklung und Advocacy-Arbeit von protestantischen und orthodoxen Kirchen und kirchlichen Organisationen angewachsen, erzählte de Faria bei einem offiziellen Festakt am 27. Februar.

„Wir hoffen, in zehn Jahren auch ganz allgemein eines der größten Netzwerke der Welt für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit zu sein“, antwortete er auf die Frage, wo er das ACT-Bündnis 2030 sehe.

Am 1. Januar 2010 war das ACT-Bündnis offiziell als Organisation der ökumenischen Familie für humanitäre Hilfe, nachhaltige Entwicklung und Advocacy-Arbeit gegründet worden.

Es engagiert sich dort, wo die Welt von Krisen heimgesucht wird. De Faria berichtet, dass er noch in diesem Monat – genau ein Jahr nach Zyklon Idai, einem der bisher schlimmsten tropischen Wirbelstürme überhaupt, der in Mosmabik, Malawi und Simbabwe großes Chaos und Verwüstung anrichtete – nach Mosambik reisen werde.

 

In Krisenzeiten nah bei den Menschen

„Seit seiner Gründung hat das ACT-Bündnis weltweit immer eng mit den Menschen vor Ort zusammengearbeitet. Das ist insbesondere in Krisenzeiten wichtig, denn wir sind im Fall der Fälle schon vor Ort. Unsere Mitglieder engagieren sich in allen schweren Krisengebieten der Welt “, berichtet der Generalsekretär des ACT-Bündnisses und freut sich wie die einzelnen Mitglieder über die Fortschritte der vergangenen Jahre.

Das ACT-Bündnis hat heute mehr als 135 Mitgliedskirchen und -organisationen und managt einen Teil seiner Verwaltungsarbeit in schlichten Büros im Ökumenischen Zentrum des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Genf.

„Zu unseren Mitgliedern zählen Kirchen und aufgrund der Aufnahmekriterien vorwiegend religiöse Organisationen; als Bündnis insgesamt sind wir in mehr als 120 Ländern weltweit aktiv“, erzählt de Faria.

Durch seine Mitglieder kann das ACT-Bündnis jedes Jahr Mittel in Höhe von mehr drei Milliarden US-Dollar mobilisieren.

Seit der Dezentralisierung der Organisationsstruktur vor fünf Jahren ist das Sekretariat des ACT-Bündnisses auf acht Standorten aufgeteilt, wobei die Hauptgeschäftsstelle mit dem Büro des Generalsekretärs in Genf angesiedelt ist.

„Zusammen mit dem ÖRK unterhalten wir ein Büro für Advocacy-Arbeit in New York, eine für Kommunikation zuständige Stelle in Toronto und ein Büro für Advocacy-Arbeit bei der EU in Brüssel“, erklärt de Faria.

Darüber hinaus gibt es Sekretariate in Nairobi für die Region Afrika, in San Salvador für die Region Lateinamerika, in Amman für die Region Naher Osten und in Bangkok für die Region Asien/Pazifik.

Das schon immer von Kirchen unterstützte Netzwerk hat im Laufe der Jahre verschiedene Formen angenommen und sich weiterentwickelt und wurde 1995 offiziell zu ACT International.

Als oberster Manager des Bündnisses muss de Faria bei der Umsetzung der Ziele von ACT den Spagat schaffen, die Interessen von Kirchen, Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, Regierungen, den Vereinten Nationen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zu berücksichtigen.

„Gemeinsam werden wir auch weiterhin die Stimme erheben, in Worten und Taten Widerstand leisten gegen Ungerechtigkeit, für Klimagerechtigkeit, die Gleichstellung der Geschlechter, die Rechte von Menschen auf der Flucht, Frieden und die Sicherheit von Menschen und den Schutz von Menschen in Katastrophengebieten kämpfen“, sagte de Faria bei den Feierlichkeiten zum 10-jährigen Bestehen im Ökumenischen Zentrum in Genf.

 

Sich ergänzende Rollen

Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri, Stellvertretende Generalsekretärin des ÖRK, sprach bei den Feierlichkeiten am 27. Februar darüber, wie sich die Rollen von ÖRK und ACT-Bündnis ergänzten.

„Die Rolle des ÖRK ist vor allem die theologische Reflexion, er will die Mitgliedskirchen inspirieren, zum Austausch an einen Tisch bringen, die Zusammenarbeit koordinieren und zwischen ihnen vermitteln. Die Rolle des ACT-Bündnisses hingegen ist vielmehr die konkrete Förderung, Unterstützung und Koordination der Implementierung und Umsetzung der Vorhaben der Mitglieder in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen. Dass sich diese beiden Rollen so gut ergänzen, ist eine gute Grundlage für Zusammenarbeit.“

Und weiter erzählte sie: „Der ÖRK hat das ACT-Bündnis in Zusammenarbeit mit dem Lutherischen Weltbund damals aus der Taufe gehoben.“

 

„Und auch in den letzten zehn Jahren haben die beiden Organisationen das ACT-Bündnis durch ihre Mitwirkung in den Leitungsgremien und gemeinsame programmatische Arbeit auf seinem Weg begleitet“, so Phiri.

De Faria seinerseits erklärte im Interview: „Es wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik an dem säkulareren Arbeitsansatz des ACT-Bündnisses geübt, aber das Engagement von ACT ist wirklich ökumenisch und wir legen großen Wert auf eine starke und solide Partnerschaft mit Kirchen und Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln.“

„So ist es zum Beispiel vorgeschrieben, dass die nationalen Kirchenräte zu den Sitzungen der nationalen Foren eingeladen werden und dass eine partnerschaftliche Zusammenarbeit für bestimmte Themenfelder aufgebaut wird.“

In den vergangenen fünf bis sieben Jahren habe sich stark verändert, wie die Vereinten Nationen und die internationale Staatengemeinschaft Organisationen wahrnehmen, die aus dem Glauben heraus handeln.

„Regierungen und internationalen Gremien ist bewusst geworden, wie wichtig Religion sowohl im globalen und internationalen Raum als auch auf lokaler Ebene ist. Und insbesondere ist auch deutlich geworden, welch wichtige Rolle Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, bei der Umsetzung der Agenda 2030, also der Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, spielen.“

De Faria ist überzeugt, dass die Ebola-Krise 2014-2016 in Westafrika eine Zäsur dargestellt hat, da in einigen der am schlimmsten betroffenen Länder Kirchen und Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, mehr als die Hälfte der medizinischen Versorgung bereitgestellt haben.

Während der Ebola-Krise hatten die Weltgesundheitsorganisation und der ÖRK zusammen eine Übersicht der verschiedenen Akteure erstellt, die auf die kulturellen Praktiken im Zusammenhang mit der Bestattung von Menschen reagiert und diese verändert haben.

„Die internationale Staatengemeinschaft hat verstanden, welche Macht Organisationen, die aus dem Glauben heraus handeln, bei der Festlegung von Normen und der Umsetzung von Vorhaben haben“, erklärte Faria abschließend.

ACT-Bündnis