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Mit dem Mord an Armeniern innerhalb der Grenzen des Ottomanischen Reiches begann vor neunzig Jahren ein systematischer Genozid, der eineinhalb Millionen Menschen das Leben kostete. Bis 1923 war praktisch die gesamte armenische Bevölkerung der anatolischen Türkei ausgelöscht.

"Die Vergangenheit verfolgt die Opfer", sagte Katholikos Aram I. heute in seinem Bericht vor dem vor dem Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen und fasste damit die leidvolle Geschichte seines Volkes zusammen: "Die Vergangenheit lässt uns nicht los, bis sie wirklich aufgearbeitet ist."

Der Vorsitzende des Zentralausschusses, Katholikos der Armenischen Apostolischen Kirche (Stuhl von Kilikien), rief die Kirche weltweit auf, Heilung als eine umfassende Seelsorge wiederzuentdecken, die transformiert, ermutigt und versöhnt. "Die Mission Gottes verlangt eine heilende Kirche inmitten einer gebrochenen, fragmentierten und entfremdeten Welt."

Heilung müsse die "Wurzeln der Ungerechtigkeit aufdecken", so Aram I. Dies sei, neben medizinischer Behandlung und Glaubensheilung, ein weitere entscheidender Aspekt von Heilung. "Die heilende Kraft Gottes wirkt, wenn die Kirche den Kranken Hilfe gewährt und sich mit den Unterdrückten solidarisiert".

Die diesjährige Tagung des Zentralausschuss des ÖRK steht unter dem Thema "Heilung und Versöhnung" und greift damit das Thema der bevorstehenden Konferenz für Weltmission und Evangelisation vom 9.-16. Mai in Athen (Griechenland) auf. Das Motto der Konferenz bittet "Komm, Heiliger Geist, heile und versöhne!" und erinnert die Kirchen daran, dass sie im Namen Gottes aufgerufen sind, "versöhnende und heilende Gemeinschaften" zu sein.

Versöhnung mit Gott bedeute auch, sich miteinander und mit der ganzen Schöpfung zu versöhnen, Brücken über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg zu bauen, so der Vorsitzende. Dies sei mehr als politische Einigung, nämlich eine "Neuorientierung des Bewusstseins, Veränderung des Verhaltens, Heilung von Erinnerungen."

Unangenehme Wahrheiten anzuerkennen sei der notwendige erste Schritt. "Schuld muss angenommen, die Wahrheit muss verkündet werden", fordert Aram I. Anerkennung und Geständnis öffneten den Weg für die Vergebung. Das bedeute nicht, die Vergangenheit zu vergessen, sondern sie auf eine "andere Art und Weise", mit einem Blick nach vorn, mit "neuem Glauben, Zuversicht und Visionen" zu betrachten.

Durch Anerkennung, Geständnis und Vergebung könnten sich Opfer und Verursacher "von der Bitterkeit der Vergangenheit befreien". Durch die Suche nach "restaurierender und transformierender Gerechtigkeit“ verpflichteten sie sich zu einem "Zusammenleben in Frieden mit Gerechtigkeit".

Gottes heilende Macht wandle die Zwiespältigkeit menschlicher Macht von einer absolutistischen, zentralisierten, gewalttätigen und selbstgenügsamen Macht zu einer verwundbaren, kontrollierbaren, verantwortungsvollen, friedfertigen und geteilten.

Sechs Aufgaben, die nach Ansicht des Vorsitzenden in den kommenden Jahren für die Arbeit des ÖRK und die ökumenische Bewegung Priorität haben, schliessen den Bericht ab:

· entdecken, was es heißt, "Kirche" zu sein;

· sich um alle Formen des Lebens zu kümmern;

· aktuelle ethische Fragestellungen zu thematisieren;

· ökologische Fragen unter moralischen, theologischen und spirituellen Gesichtspunkten zu betrachten;

· Versöhnung zum Schlüsselbegriff der Mission zu erheben;

· herrschende Machtkonzepte und ihre Praxis herauszufordern.

Die Tagung des ÖRK Zentralausschusses, die letzte vor der 9. Vollversammlung des ÖRK, endet am 22. Februar. Die Vollversammlung findet im 2006 in Porto Alegre (Brasilien) statt und steht unter dem Thema "In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt".

Der Text des Berichts, kostenlose hochauflösende Fotos und weitere Informationen über die Tagung des ÖRK-Zentralausschuss sind verfügbar unter:

www.oikoumene.org > Central Committee > Deu