Die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen bereitet sich darauf vor, „die Kirchen hörbarer zur sichtbaren Einheit der Kirchen aufzurufen".

Dies sehe die Kommission als ihre Verpflichtung an, erklärte ihr Vorsitzender, Pfr. Prof. David K. Yemba, in seiner Eröffnungsansprache vor der Ständigen Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, die vom 3.-10. Juli 2003 in Straßburg, Frankreich, tagte.

Yemba, ein methodistischer Pfarrer aus der Demokratischen Republik Kongo und Dekan der Theologischen Fakultät der Africa University in Mutare, Simbabwe, stellte vor rund 30 Theologen und Theologinnen verschiedener Kirchentraditionen aus aller Welt - die die Ständige Kommission bilden - fest, dass dies "eine unserer größten Herausforderungen" in der nahen Zukunft und insbesondere auf der nächsten Tagung des Plenums der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung sein werde.

Die Ständige Kommission bestätigte, dass das Plenum der Kommission vom 28. Juli bis 6. August 2004 in Kuala Lumpur, Malaysia, tagen wird. Von dem Plenum der Kommission "wird erwartet, dass es seiner neuen Rolle als Forum für theologische Debatten [Beschluss des ÖRK-Zentralausschusses, August 1999] gerecht wird", betonte Yemba.

Im Gegensatz zu vielen vorhergehenden Tagungen des Plenums wird die kommende Tagung unter einem allgemeinen Thema stehen: "Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob" (Röm 15,7). "Das Thema eröffnet Perspektiven für ein gegenseitiges Sich-Annehmen, für Gastfreundschaft, Spiritualität, Anerkennung und Versöhnung", sagte Yemba. "Vor allem aber ruft es zu einem Leben in Gemeinschaft auf (...), über die Grenzen hinweg, die in dem einen Haushalt Gottes errichtet worden sind", fügte er hinzu.

Der konkrete Bezug des ausgewählten Themas zur Arbeit der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung wurde auch von ihrem Direktor, Pfr. Dr. Alan Falconer, hervorgehoben. In seinem Bericht an die Ständige Kommission hielt er fest, dass jede der Studien, die die Kommission durchführe, "den Kirchen helfen soll, sich gegenseitig aufzurufen, über sich hinauszugehen und die jeweils andere in eine Gemeinschaft der Gastfreundschaft aufzunehmen und einzuschließen".

Ekklesiologie, Taufe, Frieden

Die Ständige Kommission prüfte und diskutierte auf ihrer Tagung alle laufenden Studien von Glauben und Kirchenverfassung und gab Richtlinien für ihre weitere inhaltliche Ausgestaltung vor. Unter den zahlreichen und vielfältigen Studien sind einige besonders hervorzuheben.

Die Studie zur Ekklesiologie z.B. bemüht sich um ein besseres Verständnis dessen, was es bedeutet, Kirche zu sein. Glauben und Kirchenverfassung arbeitet einen Text zu diesem Thema aus, der den Titel "Das Wesen und die Bestimmung der Kirche" trägt. Der 1998 vorgelegte Entwurf, der als ein "Schritt auf dem Weg zu einer gemeinsamen Auffassung" beschrieben wird, wurde Kirchen, theologischen Kommissionen und Kirchenräten mit der Bitte um Stellungnahme vorgelegt.

Die bereits eingegangenen Stellungnahmen werden bei der Überarbeitung des Textes berücksichtigt. Ein noch bestehendes konfessionelles und regionales Ungleichgewicht soll durch die Einholung von Stellungnahmen aus verschiedenen Teilen der Welt und von orthodoxen Kirchen korrigiert werden. Gleichzeitig haben mehrere Konsultationen zur Klärung bestimmter Themen beigetragen. Berichte und Papiere zweier solcher Konsultationen - "Autorität und verbindliche Lehre" und "Hat die Kirche sakramentalen Charakter?" - sollen Ende dieses Jahres veröffentlicht werden.

Die Arbeit zum Thema Taufe bedient sich einer ähnlichen Methode. Kirchen, Kommissionen und einzelne Theologen/innen senden ihre Stellungnahmen zu einem Textentwurf ein, während der Text in Diskussionen mit Theologen/innen und Liturgiewissenschaftlern/innnen weiter behandelt wird. Auch hier ist eine Überarbeitung des Textes geplant. Die zentrale Frage lautet in diesem Zusammenhang, was "gegenseitige Anerkennung der Taufe" eigentlich bedeutet und wie sie in Ortskirchen in aller Welt umfassender zum Ausdruck gebracht werden könnte.

Eine Sammlung von Taufgottesdiensten - mit Erläuterungen - aus verschiedenen christlichen Traditionen wird gegenwärtig vorbereitet. Wenn sie den Kirchen erst einmal zur Verfügung steht, wird sie zum ökumenischen Verständnis und zur Reflexion über die Taufe beitragen und so deren gegenseitige Anerkennung fördern und die Gründe für eine Nichtanerkennung klären.

Eine theologische Reflexion über den Frieden ist ebenfalls angelaufen. Im Rahmen der ÖRK-Dekade zur Überwindung von Gewalt fand vor kurzem ein Workshop zu diesem Thema statt, an dem Bibelwissenschaftler/innen und Theologen/innen aus Afrika teilnahmen. Ihre Überlegungen zur Bedeutung von Heilung und Versöhnung, aufbauend auf ihren Erfahrungen mit konkreten Situationen der Gewalt, werden in Kürze veröffentlicht werden. Dieser Reflexionsprozess steht auch im Zusammenhang mit einem Studienprozess über Ethnische Identität, nationale Identität und die Suche nach Einheit.

"All diese Studien verfolgen das Ziel, auf verschiedene Weise die Funktion der Religion in der Gesellschaft, ihren Einfluss auf die Suche nach der Einheit der Kirche und ihre Rolle bei der Erneuerung der menschlichen Gemeinschaft zu untersuchen", stellte Yemba in seinem Bericht fest. (Einen detaillierten Überblick über all diese Initiativen finden Sie unter: www.wcc-coe.org/wcc/what/faith/goal-g.html)

Auf dem Weg zur Neunten Vollversammlung

Die Ständige Kommission befasste sich auf ihrer Tagung auch mit den Arbeiten, die die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung zur Vorbereitung der Neunten Vollversammlung des ÖRK vom 14.-23 Februar 2006 in Porto Alegre, Brasilien, unternimmt. Die Kommission ist vom ÖRK-Zentralausschuss beauftragt worden, zwei Erklärungen - eine zur Kirche und eine zur religiösen Pluralität - auszuarbeiten.

Bei der ersten wird es sich voraussichtlich um eine kurze Erklärung handeln, die, so Yemba, "eine Antwort auf die gesteigerten Erwartungen geben kann, mit denen die Kirchen in dieser Zeit der Konflikte und der Verzweiflung konfrontiert sind ". Im Mittelpunkt dieser Erklärung wird, wie es bei Erklärungen der ÖRK-Vollversammlungen zur Einheit und zur Kirche Tradition ist, die Kirche stehen - die lokale und die universale Kirche, die in all ihrer Vielfalt doch eins ist.

Eine Redaktionsgruppe wird im nächsten März zum ersten Mal zusammenkommen. Es wird davon ausgegangen, dass dieser Gruppe nicht nur Mitglieder der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung angehören werden, sondern auch Vertreter/innen des Koordinierungsausschusses der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im ÖRK und der Gemeinsamen Arbeitsgruppe der römisch-katholischen Kirche und des ÖRK.

Die Erklärung über religiöse Pluralität wird ebenfalls in einem Prozess der Zusammenarbeit ausgearbeitet werden. In diesem Fall werden Vertreter/innen der Kommission für Weltmission und Evangelisation und des ÖRK-Programms für interreligiöse Beziehungen und Dialog mit Glauben und Kirchenverfassung zusammenarbeiten. Ziel dieses Prozesses wird es sein, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie weit - und ob überhaupt - ÖRK-Mitgliedskirchen über die Position des Rates zum Verhältnis zwischen Dialog und Mission hinausgehen können, die auf Konferenzen und Konsultationen Anfang der 1990er Jahre festgelegt wurde.

Der Vorstand von Glauben und Kirchenverfassung, der im Anschluss an die Ständige Kommission tagte, führte erste Gespräche über einen Termin für die nächste Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung. Die letzte Weltkonferenz fand 1993 in Santiago de Compostela, Spanien, statt und traditionell fanden Weltkonferenzen bisher alle zehn bis fünfzehn Jahre statt. Im Vorstand herrscht Einigkeit darüber, dass die Entscheidung über die nächste Weltkonferenz von der Ständigen Kommission auf ihrer nächsten Tagung nach der Neunten ÖRK-Vollversammlung getroffen werden soll.

Die Mitglieder der Ständigen Kommission wurden auf ihrer Tagung in der Stadt Martin Bucers, der Jean Calvin Gastfreundschaft gewährte, vom Leiter der Evangelischen Kirche A.B. von Elsaß und Lothringen, Präsident Marc Lienhard, begrüßt und genossen ihrerseits die Gastfreundschaft des Instituts für Ökumenische Forschung in Straßburg und des Kulturellen Zentrums St. Thomas.