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Der Präsident Kolumbiens Juan Manuel Santos. Foto: Marcelo Schneider/ÖRK

Der Präsident Kolumbiens Juan Manuel Santos. Foto: Marcelo Schneider/ÖRK

„Die Kirchen können bei der Schaffung von Frieden in Kolumbien eine entscheidende Rolle spielen“, sagte der kolumbianische Präsident, Juan Manuel Santos, am 28. Februar dieses Jahres in einer Grundsatzrede während eines Bürgerforums in Cartagena (Kolumbien), das der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) unterstützt hat.

„Die Schaffung von Frieden setzt voraus, dass wir Vorurteile abbauen, lernen zu vergeben, unsere Einstellungen zu vielen Dingen im Leben ändern – ganz besonders in einem Konflikt, der schon drei Generationen andauert“, führte er aus. „Wir geben uns große Mühe, sind aber immer wieder mit Schwierigkeiten konfrontiert. Auch der Frieden hat Feinde und Gegner und die Unterstützung der Kirche ist in Zeiten wie dieser unentbehrlich.“

Das Forum stand unter dem Motto „Der Friedensprozess in Kolumbien und die Rolle der Kirchen und Glaubensgemeinschaften“. Es fand im Centro de Convenciones Cartagena de las Indias statt und versammelte eine Vielzahl von Rednerinnen und Rednern aus der Regierung von Santos und den Mitgliedskirchen des ÖRK. Im Rahmen des Forums unterzeichnete Santos zudem in einem kurzen Festakt offiziell ein Dekret für Glaubensfreiheit und freie Religionsausübung in Kolumbien.

Pastor Frank Chikane, eine der führenden Gestalten der Anti-Apartheidbewegung in Südafrika, der unter den Präsidenten Mandela und Mbeki für die Regierung arbeitete und Vorsitzender der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten (CCIA) ist, begrüßte Präsident Santos und die anderen Teilnehmenden und brachte seine Anerkennung für das Engagement und die Führungsqualitäten von Santos im Streben nach Frieden in seinem Land zum Ausdruck, das auch schon durch die Verleihung des Friedensnobelpreises 2016 gewürdigt wurde.

Dr. Isabel Apawo Phiri, beigeordnete ÖRK-Generalsekretärin, erinnerte daran, dass der ÖRK-Generalsekretär, Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, in einem Treffen mit Santos 2015 schon die Zusage gemacht habe, den Friedensprozess in Kolumbien zu unterstützen und dabei auf die Expertise und die Erfahrungen der ÖRK-Mitgliedskirchen weltweit zurückgreifen zu können.

„Wir haben an vielen Stellen dieselben Überzeugungen wie der ÖRK wenn es um die zentralen Werte geht, die notwendig sind, um den Weg hin zu einer Gesellschaft zu ebnen, die auf Respekt, gegenseitigem Verständnis und Toleranz gründet“, erklärte Dr. Rodrigo Rivera Salazar, Kolumbiens Hochkommissar für Frieden.

„Der kolumbianischen Regierung ist es gelungen, ein bilaterales Friedensabkommen mit der FARC zu schließen, und sie ist noch dabei, die beste Möglichkeit für eine Fortsetzung der Friedensgespräche mit der ELN zu suchen“, führte er aus. „Solche Prozesse führen dazu, dass die Waffen schweigen, und sie schaffen die Voraussetzungen für eine breitere Umsetzung des Friedensabkommens.“

„Aber eine Versöhnung unter den Menschen Kolumbiens kann die Regierung nicht per Dekret verordnen“, sagte Salazar. „Versöhnung kann nicht von der Regierung diktiert werden, das ist eine persönliche Entscheidung, die jede Kolumbianerin und jeder Kolumbianer für sich treffen muss.“

Auf dem Programm des Forums standen zudem kurze Grußworte von Dr. Emily Welty, einer Vertreterin der Friedensnobelpreisträgerin von 2017, der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN).

„Genau wie Menschen weltweit den Kampf Kolumbiens gegen das willkürliche Unglück und Leid unterstützt haben, das Landminen verursachen, brauchen nun die Menschen in den Ländern, die von Atomwaffen betroffen sind, unsere kollektive Unterstützung“, sagte sie.

„Kolumbien als Land und die Menschen hier könnten davon profitieren, den Menschen in Ländern, die von dem Einsatz von Atomwaffen und Atomwaffentests betroffen sind, über ihre Erfahrungen in der Hilfe für Opfer von Landminen zu berichten und darüber, wie sie die Sanierung des verminten Landes organisiert und Bildungsprogramme über die Gefahren von Landminen entwickelt haben“, erklärte Welty an Santos gerichtet, der 2016 den Friedensnobelpreis erhalten hatte.

Zum Abschluss des Forums, das von der Journalistin Claudia Palacios moderiert wurde, wiederholte der CCIA-Direktor, Peter Prove, einige der Aussagen von Präsident Santos hinsichtlich der Notwendigkeit, einen gerechten Zugang aller zu wichtigen sozialen Gütern, insbesondere Bildung und Gesundheitsdiensten, als integralen Bestandteil der Friedensbemühungen zu fördern.

„Natürlich ist es wichtig, Unterschriften unter ein fertig ausgehandeltes Friedensabkommen zu setzen, aber ein solches Abkommen ist nicht nachhaltig, wenn es die Chancenungleichheiten nicht angeht, die zu dem Konflikt geführt und ihn so lange haben kochen lassen“, erklärte er.

 

Lesen Sie die Rede von Präsident Juan Manuel Santos im vollständigen Wortlaut (in spanischer Sprache)

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