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Der „Europäische Stationenweg“, ein Projekt im Rahmen der Feierlichkeiten zum 500-jährigen Reformationsjubiläum, beginnt im November 2016 in Genf. Danach werden bis Mai 2017 weitere wichtige Orte der Reformation bereist.

Bei den Veranstaltungen in 67 Städten und 19 Ländern kommt ein „Show Truck“ zum Einsatz, ein Geschichtenmobil, das an verschiedenen Stationen in Europa Halt macht, um das Programm vor Ort zu ergänzen.

Der Auftakt der Reise durch Europa findet am 3. November in Genf statt, der Stadt, in der Johannes Calvin wirkte und die heute Sitz des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) sowie vieler anderer internationaler Organisationen ist. Das von einer lokalen Arbeitsgruppe erarbeitete Programm umfasst Seminare, eine Podiumsdiskussion zum Thema Frieden und eine digitale Ausstellung.

Pastor Dr. Emmanuel Fuchs, Präsident der Protestantischen Kirche von Genf, sagt, „Es ist eine große Ehre für die Protestantische Kirche von Genf (gemeinsam mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen, dem Reformationsmuseum und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund) diese Reise zu den europäischen Reformationsstädten organisieren zu dürfen.“

„Genf spielte sicherlich eine Schlüsselrolle bei der Reformation“, so Fuchs weiter. „Während der Etappe in Genf haben wir nun die Möglichkeit, neben den historisch relevanten Aspekten den weltoffenen, ökumenischen und multikulturellen Charakter der Stadt hervorzuheben. Ein gewisser „Geist von Genf“ als Produkt der Reformation ist noch immer in der Stadt zu spüren, auch außerhalb der Kirchenmauern.“

Fuchs folgert: „Deshalb ist das umfangreiche und breitgefächerte Programm nicht nur für Kirchennahe gedacht, sondern für die gesamte Bevölkerung - auch für Menschen, die einfach nur mal schauen wollen. Da gibt es u.a. die Möglichkeit, mit unseren zahlreichen Migrantengruppen zu feiern, mit jungen Menschen unterschiedlicher Religionen zusammenzutreffen und ins Gespräch zu kommen oder mit der Familie ein Puppenspiel zu besuchen. Wir freuen uns darauf, Sie im Reformationsmobil begrüßen zu dürfen.”

In Mitteldeutschland wird der Europäische Stationenweg zum Höhepunkt kommen, wenn das Geschichtenmobil seinen Zielort Wittenberg erreicht - rechtzeitig zur Eröffnung der Weltausstellung Reformation, die den Titel „Tore der Freiheit“ trägt. Dort laden Kirchen aus aller Welt und Aussteller aus der Region den ganzen Sommer über zu Veranstaltungen ein, die veranschaulichen sollen, welche Entwicklungen die Reformation angestoßen hat und welche Rolle sie heute noch spielt.

Städte in den Niederlanden und Ungarn, in Slowenien und Irland liegen ebenso auf der Route wie Rom, Augsburg, Worms und Eisenach, in dessen Nähe sich die Wartburg befindet.

Durch das Geschichtenmobil sowie durch lokale Veranstaltungen sollen bei jeder Station Ereignisse der Vergangenheit auf anschauliche Weise neu belebt werden. Begegnungen mit Menschen vor Ort sollen die Bedeutung der Reformation heute unterstreichen. Persönliche Erzählungen sollen verdeutlichen, wie aktuell die reformatorischen Standpunkte noch heute sind. Bei jeder Station wird eine Geschichte ausgewählt, die dann mit nach Wittenberg reist und Teil der Weltausstellung wird.

„Die Reformation hat einen starken Einfluss auf die Entwicklung und Gestalt der Schweiz als Land ausgeübt, und das nicht nur durch den wachsenden Einfluss der Städte,“ sagt Pastor Serge Fornerod, Projektleiter des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes für das Reformationsjubiläum.

In Wittenberg haben Leiter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Feierlichkeiten indes „Reformationssommer 2017” getauft und rechnen mit Hunderttausenden Besuchern beim Gottesdienst am wittenbergischen Elbufer. Auch ein einwöchiges Jugendcamp ist geplant, zu dem 20 000 Jugendliche in Wittenberg erwartet werden.

„Lassen Sie uns das Reformationsjubiläum 2017 zu einem großen Christusfest machen, als Zeugnis unseres Glaubens und unserer Hoffnung auf eine bessere Welt!“ so Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD.

Eine Reformation mit Nachklang bis heute

Für die Kirchen mit reformatorischer Tradition gilt der 31. Oktober 1517 als der Tag, an dem die Reformation ihren Anfang nahm. Martin Luther soll an diesem Tag die 95 Thesen, in denen er sich gegen den Ablasshandel und den von ihm angeprangerten Missbrauch dieser Praxis durch den Klerus wandte, an die Tür der Evangelischen Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben.

Die gesellschaftliche Umwälzung, die vor 500 Jahren von Wittenberg, Zürich, Genf und vielen anderen Orten ausging ist, hat Europa verändert. Diese Bewegung strahlte auf andere Kontinente aus und nahm Einfluss auf ganze Kulturen und Regionen.

Pfarrerin Anne Burghardt, Referentin für Ökumenische Beziehungen des Lutherischen Weltbundes, sagt: „Fünfhundert Jahre nach ihrem Beginn ist die Reformation eine echte Weltbürgerin geworden. Sie ist polyzentrisch und kommt weltweit in verschiedenster Weise zum Ausdruck. Das 500-jährige Reformationsjubiläums ist eine Gelegenheit, um ihre verschiedenen Ausprägungen zu entdecken und sich die Frage zu stellen, ob und wo die Kirchen heute Reformen nötig haben.“

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit meint: „Es ist sinnvoll, zu feiern und gleichzeitig den aktuellen Herausforderungen der einen Welt im Lichte des Erbes der Reformation zu begegnen.”

Er fügt hinzu: „Wir können unseren Blickwinkel ändern und die Nöte der anderen in den Blick nehmen; insbesondere die derjenigen, die um der Gerechtigkeit und des Friedens willen mehr Aufmerksamkeit benötigen. Es geht darum, die wichtigsten Werte der Reformation hier und heute zu einer gelebten Wirklichkeit zu machen.“

Lesen Sie auch:

Auftakt zum Europäischen Stationenweg, Genf, 3.-4. November

Lutherischer Weltbund, Reformationsjubiläum 2017 (in englischer Sprache):
https://2017.lutheranworld.org