Befürworter/innen und Kritiker/innen des Abschlussberichts der Sonderkommission zur orthodoxen Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) haben sich in der Plenarsitzung des ÖRK-Zentralausschusses am Donnerstag, 29. August, in einer engagierten Debatte zu Wort gemeldet.

Besonders kritisch äusserte sich die hannoversche Landesbischöfin Margot Kässmann, die den Abschlussbericht als "Dokument der Angst" bezeichnete, das nicht in die Zukunft weise sondern einen Rückschritt bedeute. Falls es beim ÖRK künftig keine ökumenischen Gottesdienste mehr geben sollte, an denen Sie als ordinierte Frau im Talar beteiligt sein könne, sehe sie keinen Sinn mehr darin, sich dort zu engagieren, sagte sie. Kässmann gehört seit 20 Jahren dem Zentralausschuss an und war sieben Jahre Mitglied im Exekutivausschuss.

Der Auffassung Kässmanns widersprach Bischof Christoph Klein von der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien. Er hätte vor drei Jahren, als er Mitglied der Kommission wurde, sicherlich ähnlich gedacht, sagte Klein. Doch habe sich bei ihm ein Lernprozess vollzogen. Er sei nun viel sensibler gegenüber dem orthodoxen Gottesdienst. Der Abschlussbericht sei kein Rückschritt und er sei auch nicht aus Angst entstanden, sondern "aus dem Dialog der Liebe, der zu einem Dialog der Wahrheit und Authentizität" geführt habe, betonte Klein.

Der Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Keith Clements, meinte, wenn der ÖRK den Vorschlägen folge, würden Christen unterschiedlicher Konfession dort nur noch in "Sicherheit und Reinheit" beten und das Risiko des ökumenischen Experiments anderen überlassen.

Leonid Kishkovsky von der Orthodoxen Kirche in Amerika befürwortete die Unterscheidung zwischen Gottesdiensten mit Eucharistiefeier und gemeinsamen Andachten als einen Versuch, für alle Kirchen einen "breiten ökumenischen Raum zu schützen".

Über das vorgeschlagene Konsensus-Verfahren bei der Entscheidungsfindung kann nach Meinung der karibischen Delegierten Donnalie Edwards-Cabey frühestens bei der nächsten ÖRK-Vollversammlung 2006 entschieden werden. Alle Verfahren der Entscheidungsfindung seien manipulierbar.

Eine Verzögerung von Entscheidungen durch das vorgeschlagene Konsensus-Modell befürchtete das nigerianische Zentralausschussmitglied Abigail Ogunsanya. Der argentinische Bischof Aldo Manuel Etchegoyen meinte, bei diesem Verfahren werde es dem ÖRK künftig schwer fallen, sich bei dringenden Fragen von öffentlichem Interesse klar und eindeutig zu äussern.

Er kritisierte ausserdem den Vorschlag der Kommission, künftig nur noch Kirchen mit mindestens 50.000 Mitgliedern aufzunehmen. Gott liebe kleine Kirchen, deswegen habe er viele davon gemacht, so der Bischof.

Bischof Rolf Koppe von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fasste seine Erfahrung als Ko-Vorsitzender der Sonderkommission folgendermassen zusammen: "Gemeinsam waren wir in der Lage die Freuden und Leiden dieses Dialogs zu erfahren. Wenn mir etwas klar geworden ist dabei, dann die Notwendigkeit, das Evangelium gemeinsam zu bezeugen."