Bei einem Abschiedsgottesdienst im Ökumenischen Zentrum und einem Empfang im Ökumenischen Institut Bossey ist am Sonntag das vielfältige Wirken des scheidenden ÖRK-Generalsekretärs Konrad Raiser für die Ökumene gewürdigt worden.

Der deutsche Theologe hat während seiner fast elfjährigen Amtszeit bislang Kirchen in insgesamt 77 Ländern besucht und sei dabei fast ausschliesslich in der für seine Körpergrösse nicht sehr komfortablen "Economy class" geflogen, hiess es beim Empfang. Kirchenvertreter aus vielen dieser Länder überraschten den ÖRK-Generalsekretär mit einem fast zweistündigen "Geschenkmarathon", Liedern und Tänzen.

Raiser bedankte sich mit einem kurzen Rückblick auf sein über 30jähriges Engagement in der Ökumenischen Bewegung. Es sei ein grosses Privileg gewesen, ihr gedient zu haben und dabei so vielen Zeugen des christlichen Glaubens begegnet zu sein. Er empfinde "tiefen Dank vom Grund meines Herzens".

Die zentrale Frage sei, wie die ökumenische Bewegung neue Impulse erhalten könne. "Darum geht es bei der ganzen Diskussion um eine Neuordnung der Arbeit des Ökumenischen Rates", sagte Raiser. Mit seinem Nachfolger Sam Kobia, mit dem ihn eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit und Freundschaft verbinde, teile er Vorstellungen und Visionen zu dieser Frage. Von seinem künftigen Wohnort Berlin aus werde er ihm zur Verfügung stehen, wann immer Kobia dies wünsche, so Raiser.

Im vorausgegangenen Gottesdienst bezeichnete der Vorsitzende des Zentralausschusses, Seine Heiligkeit Aram I. von Kilikien, "Qualität, Engagement und Vision" als Schlüsselbegriffe für Raisers Einsatz im ÖRK. "Sein gesamtes ökumenisches Zeugnis in den Dimensionen der akademischen Arbeit, der Pflege von Beziehungen, der Verwaltungstätigkeit und der Seelsorge werden von diesen Werten geprägt", hob der orthodoxe Theologe hervor. Raiser sei von Natur aus ein bescheidener Mensch, der aber auch den "spirituellen Mut" zu einem festen Standpunkt habe. Er habe sich stets gegen oberflächlichen Aktionismus und nur kurzfristige Erfolge gewandt. "Mit seinem umfassenden Wissen, seinem scharfen analytischen Verstand und seinem grossen Engagement wird Konrad mit Sicherheit einer der führenden Köpfe der ökumenischen Bewegung bleiben", sagte Aram I.

Der württembergische Altbischof Eberhard Renz, einer der sieben Präsidenten des ÖRK, dankte Raiser "für seinen Rat, seine Ideen und sein Weiterdenken" im ÖRK. Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, Pfarrer Thomas Wipf (Bern) bestätigte dem scheidenden Generalsekretär, ein wichtiges Stück Ökumenegeschichte mitgestaltet zu haben. Er sicherte dem ÖRK die Solidarität des Kirchenbundes auch in schwierigen Zeiten zu. "Wir haben aber den Wunsch, dass die angekündigte Debatte über die Neugestaltung der ökumenischen Bewegung ein transparenter, gemeinsamer Prozess ist", sagte Wipf im Blick auf die vom 17. - 20. November in Antelias (Libanon) geplante ÖRK-Konsultation mit etwa 25 ausgewählten "Ökumene-Persönlichkeiten".