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Seine Allheiligkeit, der Ökumenische Patriarch Bartholomäus, predigt im Rahmen einer Festandacht aus Anlass des 70. Jubiläums des ÖRK in der Genfer Kathedrale St. Peter. Foto: Albin Hillert/ÖRK

Seine Allheiligkeit, der Ökumenische Patriarch Bartholomäus, predigt im Rahmen einer Festandacht aus Anlass des 70. Jubiläums des ÖRK in der Genfer Kathedrale St. Peter. Foto: Albin Hillert/ÖRK

Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen aus aller Welt haben sich in der Genfer Kathedrale St. Peter zu einer Festandacht aus Anlass des 70. Jubiläums des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) versammelt, in deren Rahmen Seine Allheiligkeit, der Ökumenische Patriarch Bartholomäus, zum fortgesetzten Bemühen um Einheit, Gerechtigkeit und Frieden aufrief.

„Wir feiern eine lange gemeinsame Pilgerreise auf dem Weg hin zur Einheit, dem Weg des christlichen Zeugnisses, des Engagements für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung“, stellte der Patriarch in seiner Predigt anlässlich der Festandacht am 17. Juni in der historischen reformierten Kathedrale der Schweizer Stadt fest.

Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel gehörte zu den Gründungsmitgliedern des ÖRK, der 1948 mit der Aufgabe der Förderung der christlichen Einheit ins Leben gerufen wurde und seinen Hauptsitz in Genf hat.

Heute gehören der Organisation 350 Kirchen der protestantischen, orthodoxen, anglikanischen und anderer christlicher Traditionen an, die über 550 Millionen Gläubige mehr als 120 Ländern vertreten.

Der Patriarch würdigte die gemeinsamen Anstrengungen zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit sowie die „konstruktive Zusammenarbeit“ zwischen dem ÖRK und der römisch-katholischen Kirche, die dem ÖRK nicht als Mitglied angehört, aber in verschiedenen Bereichen mit ihm zusammenarbeitet.

„Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass die Bewegung, die die Einheit der Christen wiederherstellen will, neue Formen annimmt, um auf neue Situationen zu reagieren und um sich den neuen Herausforderungen der Welt zu stellen“, führte der Patriarch aus, dem unter den Kirchenoberhäuptern der orthodoxen Welt der Ehrenvorrang eingeräumt wird.

Vor Antritt seines Amtes als Ökumenischer Patriarch 1991 wirkte Bartholomäus in der Kommission des ÖRK für Glauben und Kirchenverfassung mit und war Mitglied im Zentral- und Exekutivausschuss des ÖRK. Er ist zudem Absolvent des Ökumenischen Instituts des ÖRK in Bossey bei Genf.

Die Festandacht in französischer und englischer Sprache beinhaltete Lieder und Gebete aus aller Welt und in vielen Sprachen. Sie wurde mitverantwortet von der Protestantischen Kirche von Genf.

In seiner Begrüßung würdigte ihr Präsident, Pastor Emmanuel Fuchs, die Bande zwischen seiner Kirche und der „universalen Gemeinschaft des ÖRK“.

Die stellvertretende Vorsitzende des Zentralausschusses, Bischöfin Dr. Mary Ann Swenson, dankte der Genfer Kirche im Namen des ÖRK und stellte fest, die Kathedrale stehe symbolisch für das Erbe der Stadt als Verteidigerin der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und des Friedens. Unter den Teilnehmenden der Festandacht verwies sie ausdrücklich auf Mitglieder der Kirchen in Nord- und Südkorea.

In seiner Predigt rief Patriarch Bartholomäus zu Dialog, Geduld und Offenheit auf, um die seit Gründung des ÖRK entstandenen Gräben und Schwierigkeiten zu überwinden.

„[M]achen wir uns nichts vor! Die Kirchen sind bislang nicht in der Lage gewesen, ihre Spaltung zu überwinden, um die angestrebte Einheit zu erreichen.“

Die großen, im ÖRK vertretenen Konfessionen, also die Tradition des christlichen Orients sowie die Kirchen der Reformation, müssten, so der Patriarch, den Charakter dieser Institution neu definieren und die Grenzen bestimmen, in denen der ÖRK berufen sei, Zeugnis abzulegen und zu dienen.

Das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche, das im Juni 2016 auf Kreta tagte, habe bekräftigt, dass „die orthodoxen Ortskirchen, die Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen sind, voll und gleichberechtigt in der Struktur des ÖRK [teilnehmen]“.

Patriarch Bartholomäus erinnerte daran, dass das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel 1920 in einer Enzyklika die Kirchen der Welt aufgefordert habe, einen „Kirchenbund“ nach dem Vorbild des Völkerbundes zu gründen, der im selben Jahr in Genf geschaffen wurde.

„Dieser von Konstantinopel vorgeschlagene ‚Kirchenbund‘ wurde schließlich 28 Jahre später – 1948 – mit dem Zusammenschluss der interchristlichen Bewegungen ‚Glauben und Kirchenverfassung‘ und ‚Praktisches Christentum‘“ zum ÖRK ins Leben gerufen, so der Patriarch.

 

Predigt des Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus im Wortlaut

70 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen

ÖRK-Zentralausschusstagung