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Photo: WCC/Peter Prove

Photo: WCC/Peter Prove

Eine 12-köpfige Delegation aus Vertreterinnen und Vertretern von Kirchen und ökumenischen Gremien weltweit reiste vom 23. bis 30. Oktober zu einem historischen internationalen ökumenischen Besuch und einer Tagung in die Demokratische Volksrepublik Korea.

Die Delegation bestand aus Mitgliedern und Beobachterinnen/Beobachtern des Ökumenischen Forums für Frieden, Wiedervereinigung und Entwicklungszusammenarbeit auf der koreanischen Halbinsel (Ecumenical Forum for Peace, Reunification and Development Cooperation on the Korean Peninsula, EFK), einem Netzwerk von Kirchen, nationalen Kirchenräten, Missionsorganisationen und kirchennahen Entwicklungswerken, darunter dem Koreanischen Christenbund (KCF) in Nordkorea und dem Nationalen Kirchenrat in der Republik Korea (NCCK), das vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) koordiniert wird. Das EFK war am 8. Dezember 2006 auf einer ersten Tagung in Hongkong ins Leben gerufen worden.

Der Besuch der Delegation in Nordkorea umfasste auch eine formelle, ganztägige EFK-Tagung am 28. Oktober in Pjöngjang. Es war das erste Mal, dass ein internationales ökumenisches Treffen dieser Art auf nord- oder südkoreanischem Boden stattfinden konnte, unter Beteiligung sowohl des Koreanischen Christenbundes wie auch des Nationalen Kirchenrats in Korea.

Leiterin der Delegation war Pastorin Dr. Sang Chang, ÖRK-Präsidentin für Asien und ehemalige Premierministerin der Republik Korea. Sang Chang war früher ranghohe Beraterin des Ausschusses für die Wiedervereinigung der südkoreanischen Regierung.

Peter Prove, Direktor der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten des ÖRK und Vorsitzender der EFK-Lenkungsgruppe war ebenfalls Teil der Delegation. Prove lobte die Bemühungen des Koreanischen Christenbundes, die Gespräche über Frieden und Wiedervereinigung auf koreanischen Boden zu holen. „Die Delegationsmitglieder schätzten die Gelegenheit, ihre Beziehung zu den Vertreterinnen und Vertretern des Koreanischen Christenbundes zu erneuern und zu vertiefen“, erklärte er.

Die Delegation umfasste außerdem Pastor Dr. Kim Young Ju, Generalsekretär des NCCK, Pastor Shin Seung-Min (NCCK), Bischof Jung Hee Soo von der Evangelisch-Methodistischen Kirche in den USA und Vorsitzender des Evangelisch-Methodistischen Nothilfeausschusses, Pastor Lim Choon Shik, Presbyterianische Kirche, USA, Steven Pearce, Methodistische Kirche von Großbritannien, Alexander Sneddon, Kirche von Schottland, Lutz Drescher, Evangelische Mission in Solidarität, Deutschland, Erich Weingartner, Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada, Gründer und Leiter des Food Aid Liaison Unit des Welternährungsprogramms (1997-1999), Park Kyung Seo, von 2001 bis 2006 südkoreanischer Menschenrechtsbeauftragter, und Pastor Dr. Kim Dong-Sung, ÖRK-Programmreferent.

Gespräche über eine Vielfalt von Themen

Frieden und Wiedervereinigung standen im Mittelpunkt der Reise und der Gespräche der Delegation in Nordkorea. Dies führte aber auch zu einem Dialog über eine Vielfalt anderer Themen, wie Weingartner erklärte. „Es ist unsere Hoffnung, dass sich wieder ein ernsthaftes ökumenisches Engagement für Frieden auf der koreanischen Halbinsel entwickelt, nach zwei Jahrzehnten, die beherrscht waren von politischen und militärischen Konflikten und gegenseitigen Schuldzuweisungen“, sagte er. „Dies ist eine dringende Aufgabe, die von den Nord- und Südkoreanerinnen und -koreanern nicht alleine bewältigt werden kann. Sie erfordert eine erneuerte Begleitung durch die Kirchen weltweit.“

Ein Mitglied der Delegation mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit Nordkorea, Park Kyung Seo, erzählte: „Ich war äußerst beeindruckt davon, dass es trotz der harten Sanktionen gegen das Land Anzeichen von Fortschritt und Entwicklung gibt – bei der Verbesserung der Infrastruktur, der Wirtschaftstätigkeit und in der scheinbar guten Gesundheit der Bevölkerung.“

Am Sonntag, 25. Oktober, nahm die Delegation an einem Gottesdienst in der Kirche Bongsu in Pjöngjang teil. Diese Kirche ist eines von zwei Kirchengebäuden im Land, die dem Nordkoreanischen Christenbund gehören. Die Delegation besuchte zudem die Kirche Chilgol in Pjöngjang, die am Ort einer Kirche aus den 1890er-Jahren aufgebaut wurde. Kang Ban Sok, die Mutter des Staatsgründers und ersten Präsidenten Nordkoreas Kim Il Sung, war Mitglied dieser Kirche.

Die meisten Mitglieder des KCF halten ihre Gottesdienste in Hauskirchen ab, und die Delegation traf sich mit einer dieser Hauskirchengruppen. Sie besuchte auch die katholische Kirche Jangchung.

Der Dienst an der Gesellschaft des KCF interessierte die Besucherinnen und Besucher ganz besonders. So begab sich die Delegation zum Beispiel zu der vom KCF betriebenen Bäckerei Bongsu, die mit Nährstoffen angereicherte Brotprodukte für Kinderkrankenhäuser, Kindergärten und Waisenhäuser herstellt.

Gespräche mit Regierungsvertretern und Akademikern boten weitere Gelegenheit zu Gedanken über Herausforderungen und Chancen, wenn es darum geht, zunächst kurzfristig die Spannungen ab- und das Vertrauen aufzubauen sowie Versöhnung zu fördern, um anschließend mittelfristig den Frieden zu sichern. Die Delegation traf Kim Yong Dae, den Vizepräsidenten der Obersten Volksversammlung. Sie lauschten zudem einer Präsentation von Park Yong Chol, dem stellvertretenden Präsidenten des Nationalen Instituts für die Wiedervereinigung, mit anschließender Diskussion.

Ein weiterer Besuch galt der Universität für Wissenschaft und Technik Pjöngjang, der ersten privat finanzierten Universität in Nordkorea, gegründet von Dr. James Chin-Kyung Kim, einem christlichen, koreanisch-amerikanischen Unternehmer.

Als Teil ihres einwöchigen Programms in der Demokratischen Volksrepublik Korea konnte sich die Delegation auch außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang bewegen und die Städte Kaesong im Süden – mit der demilitarisierten Zone in Panmunjeom – und Hyangsan im Norden besuchen.

Gruppe lanciert Appell von Pjöngjang

Am 28. Oktober lancierten die Teilnehmenden den „Appell von Pjöngjang“, ein Dokument, das alle Kirchen, kirchennahen Organisationen und Menschen guten Willens auf der ganzen Welt auffordert, den Ruf nach einer Wiedervereinigung mit neuer, verstärkter Solidarität und Fürsprache zu unterstützen.

Neben anderen Handlungen ruft der Appell zu einem Ende aller gemeinsamen, gegen die Demokratische Volksrepublik Korea gerichteten Militärübungen in unmittelbarer Nähe der koreanischen Halbinsel auf, ebenso wie zur Aufhebung der Sanktionen gegen Nordkorea, zum Widerstand gegen den Missbrauch der Menschenrechte zu Konfrontationszwecken, zu dem Ersatz des geltenden Waffenstillstandsabkommens von 1953 durch einen Friedensvertrag und zur Unterstützung eines respektvollen, geduldigen und anhaltenden Dialogs zwischen den beiden Koreas.

„Das Hauptanliegen der Mitglieder unserer Delegation beim Besuch in der Demokratischen Volksrepublik Korea und bei der Lancierung dieses Appells“, betonte Dr. Chang Sang, „war, zu Dialog und gegenseitigem Austausch zu ermutigen, um Spannungen und Feindseligkeit abzubauen und die Umsetzung der Menschenrechte durch das Fördern von Frieden und Versöhnung anzustreben. Ich bete dafür, dass die Kirchen auf der ganzen Welt sich den Kirchen auf der koreanischen Halbinsel auf diesem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens anschließen werden.“

Gedanken zu einem Besuch in der Demokratischen Volksrepublik Korea: Peter Prove, Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten

Weitere Informationen über das Ökumenische Forum für Frieden, Wiedervereinigung und Entwicklungszusammenarbeit auf der koreanischen Halbinsel (in englischer Sprache)

Bericht der BBC über die Universität für Wissenschaft und Technologie Pjöngjang (in englischer Sprache)

Im Streben nach Frieden: Der Ökumenische Rat der Kirchen und die koreanische Halbinsel (in englischer Sprache)

ÖRK zeigt sich besorgt über die eskalierenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel (in englischer Sprache)

ÖRK ruft Kirchen auf, für Frieden und Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel zu beten (in englischer Sprache)