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Dr. Gustav Claassen, Generalsekretär der DRC, und Pastorin Dr. Susan Durber, Vorsitzende der Kommission ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, in Pretoria, Südafrika Foto: Peter Kenny/ÖRK

Dr. Gustav Claassen, Generalsekretär der DRC, und Pastorin Dr. Susan Durber, Vorsitzende der Kommission ÖRK-Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, in Pretoria, Südafrika Foto: Peter Kenny/ÖRK

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Die Holländisch-Reformierte Kirche (DRC) in Südafrika hat sich aktuell zum Ziel gesetzt, ihre missionarische Identität wiederzubeleben und zu stärken und betrachtet es als zentralen Aspekt, eine Kirche für ganz Afrika zu sein, sagte DRC-Generalsekretär Dr. Gustav Claassen.

Claassen sprach auf einer Tagung der Kommission für Glauben und Kirchverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die vom 15. bis 22. Juni in der Nähe von Pretoria in Südafrika stattgefunden hat und von der DRC (auf Afrikaans Nederduitse Gereformeerde Kerk oder NGK) ausgerichtet wurde.

„Da die Kirche ebenfalls des 500-jährigen Reformationsjubiläums gedenkt, ist dies für die DRC ein Anlass, ihre Identität als Reformierte Kirche neu zu entdecken und sich dieser Identität im Kontext des modernen südlichen Afrikas der heutigen Zeit zu vergewissern", sagte Claassen.

„Wir möchten eine Kirche in Afrika und für Afrika sein, die für Diversität in der Einheit des ganzen Leibes Christi steht“, sagte er.

„Nach mehr als 350 Jahren Kirchengeschichte bekennt sich die DRC auch heute noch dazu, eine Reformierte Kirche zu sein, die die Autorität der Schrift anerkennt und die ihren missionarischen Charakter in ihrem Kontext des südlichen Afrikas beibehalten hat.“

Die Tagung der Kommission dieses Jahr hatte eine besondere Bedeutung. Die DRC hatte sich 1961 aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen verabschiedet, da sie wegen ihrer Unterstützung der südafrikanischen Apartheidspolitik in die Kritik geraten war. 2016 wurde sie erneut Mitglied des ÖRK und richtete dieses Jahr die Tagung der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung aus.

Diese Kommission gilt als eines der Gremien innerhalb des ÖRK mit dem höchsten ökumenischen Anspruch und besteht aus offiziellen Vertreterinnen und Vertretern der wichtigsten historischen Hauptrichtungen des Christentums, darunter auch die  römisch-katholischen Kirche. Die Kommission ist somit ein multilaterales, globales Forum der ökumenischen Theologie.

Inklusion als Ziel

In der Zeit der Apartheid wurde die DRC wegen ihrer Unterstützung der rassistischen Politik der regierenden Nationalen Partei kritisiert. Pastoren, die diesen Kurs in Frage stellten, wurden aus der Kirche verbannt wie z. B. Beyers Naudé, der 1984 Nachfolger von Erzbischof Desmond Tutu als Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates wurde.

Ein weiterer Pastor, der sich von der weißen DRC abwandte, war Nico Smith. Er folgte 1985 dem Ruf, in schwierigen Zeiten Pfarrer im Township Mamelodi zu werden, einem schwarzen Vorort von Pretoria.

Claasen weist jedoch darauf hin, dass „seit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre und besonders nach dem Eingeständnis der DRC, dass ihre theologische Rechtfertigung der Apartheid und ihre Zusammenarbeit mit dem Apartheidsystem eine Sünde war, ein verstärktes Bestreben zur Vereinigung zumindestens der einheimischen Kirchen besteht“.

„Die DRC betont aber weiterhin ihre aufrichtige Bereitschaft, nicht nur mit den einheimischen Schwesterkirchen auf eine größere sichtbare Einheit hinzuarbeiten, sondern auch innerhalb der größeren Familie“, sagte er.

In traditionellen weißen Gemeinden ist die Verwendung von Afrikaans als eine in der Kirche gesprochene Sprache für die schwarze Gemeinschaft, die andere Sprachen spricht, nicht unbedingt motivierend, sich einer solchen Gemeinde anzuschließen. Allerdings gibt es auch viele Mitglieder  gemischt-ethnischer Gemeinschaften, die sich problemlos dort zu Hause fühlen.

„Die DRC arbeitet ebenfalls kontinuierlich daran, feste Partnerschaften und herzliche Beziehungen zu entwickeln und betrachtet dies als einen Schritt auf dem Weg, das Ideal der Einheit zu verwirklichen“, sagte Claassen.

„Abgesehen von der großen Vielfalt der DRC-Aktivitäten in den Gemeinden versucht die Kirche auch, die Gemeinschaften umfassender im Rahmen von Entwicklungsprojekten zu unterstützen.“

Der DRC-Generalsekretär erklärte, dass die DRC die älteste in der Familie der Reformierten Kirche sei und in der Vergangenheit als „Mutterkirche“ bezeichnet wurde.

Erste holländische Siedlungen am Kap

Die ersten holländischen Siedlerfamilien, die 1652 am Kap ankamen, brachten eine Reformierte Kirche mit, daher stammt der Name.

„Einen weiteren prägenden Einfluss auf die Kirche hatte eine Reihe schottischer Seelsorger, die ab 1818 am Kap ankamen. Besonders die Nachfahren von Pfarrer Andrew Murray, der ab 1848 Kirchengemeinden in Südafrika betreute, haben die Kirche entscheidend geprägt“, stellte Claassen fest.

Er sprach über die größere DRC-Familie, zu der die Holländisch-Reformierte Kirche in Afrika (DRCA), die Reformierte Unionskirche im südlichen Afrika (URCSA) und die Reformierte Kirche in Afrika (RCA) gehören.

Dazu zählen auch weitere Kirchen z.B. In Botswana, Malawi, Simbabwe, Sambia, Mosambik, Kenia, Nigeria, Namibia, Swasiland und Lesotho.

„Es ist aber weder finanziell noch praktisch möglich, dass alle die oben erörterten missionarischen Aktivitäten und Einrichtungen von der Mutterkirche aufrechterhalten werden können“, sagte Claassen.

Nachdem das Kapland von den Briten annektiert worden war, zog ein großer Teil der Buren ab 1836 auf dem Großen Trek in das Innere Südafrikas und siedelte in den Regionen, die später die Burenrepubliken Oranje Freistaat, Natal und Transvaal wurden.

Zahlreiche neue Gemeinden entstanden, und damit stieg auch der Bedarf an qualifizierten Seelsorgerinnen und Seelsorgern. Dies führte 1859 zur Gründung des ersten theologischen Seminars in Stellenbosch. 1937 nahm eine zweite Ausbildungseinrichtung für Seelsorger, die Theologische Fakultät der Universität von Pretoria, ihren Lehrbetrieb auf.

Das dritte Institut, die Theologische Fakultät an der Universität des Oranje-Freistaates (jetzt Universität des Freistaates), wurde 1978 gegründet.

Während der Apartheid waren an diesen Universitäten fast ausnahmslos nur weiße Studierende zugelassen, inzwischen stehen diese Institutionen jedoch allen Bevölkerungsschichten offen.

Am 16. Juni fand ein Kolloquium an der Theologischen Fakultät der Universität von Pretoria anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens statt. Im Vergleich zu den Jahren der Apartheid handelt es sich heute um eine weltoffene und von Diversität geprägte Institution mit mehr als 60% schwarzen Studierenden, viele von ihnen aus anderen afrikanischen Ländern. Die Fakultät hat sich auch in der interreligiösen Arbeit einen Namen gemacht.

Erste Tagung des ÖRK seit 57 Jahren mit Holländischer Reformierter Kirche in Südafrika ÖRK-Pressemitteilung vom 20. Juni 2017)

Weitere Informationen über die Kommission für Glauben und Kirchenverfassung

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