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Dr. Souraya Bechealany, Generalsekretärin des Rates der Kirchen im Nahen Osten, auf der Jahrestagung mit den Partnern des Rates. Alle Bilder: Ivars Kupcis/ÖRK

Dr. Souraya Bechealany, Generalsekretärin des Rates der Kirchen im Nahen Osten, auf der Jahrestagung mit den Partnern des Rates. Alle Bilder: Ivars Kupcis/ÖRK

Dort die Menschenwürde wiederherstellen, wo die Menschen am meisten leiden, sei der kompromisslose Aufruf für die Kirchen im Nahen Osten und ihre Partner auf der ganzen Welt, lautete die Botschaft der jährlichen Tagung von Partnern des Rates der Kirchen im Nahen Osten, die diese Woche in Ain el Qassis, Libanon, stattfand.

Gebet, theologischer Dialog und Diakonie – oder Dienst am Nächsten – waren die grundlegenden Konzepte der Arbeit des Rates, die darin besteht, in der heute zersplitterten Region des Nahen Ostens Trennungen zu überwinden und Brücken zu bauen. Etwa 40 Partner des Rates der Kirchen im Nahen Osten – Kirchen und kirchennahe Organisationen aus der ganzen Welt – versammelten sich im Libanon um zu erörtern, wie die Arbeit des Rates unterstützt und gestärkt werden kann.

Die Abteilung Hilfe für palästinensische Flüchtlinge, die seit der Gründung des Rates 1974 zur seiner Arbeit gehört, ist heute in 23 Flüchtlingslagern in der ganzen Region tätig. Insgesamt sind 5,15 Millionen palästinensische Flüchtlinge in der Region gemeldet; Jordanien und Libanon verzeichnen den größten Zustrom.

Als Beitrag zu einem gesunden Leben und zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit palästinensischer Flüchtlinge koordiniert die Abteilung die Berufsbildung, Gesundheitsdienste, Bildung und Geschäftskredite. Dazu gehört auch, Frauen zu ermutigen, ihr eigenes Unternehmen aufzubauen. „Wenn die Situation die Menschenrechte oder die Menschenwürde beeinträchtigt, müssen wir präsent sein“, sagte Dr. Bernard Sabella, Leiter der Abteilung Hilfe für palästinensische Flüchtlinge, und forderte die Partner des Rates auf, für das Wohl der Allgemeinheit zusammenzuarbeiten.

„Unser Glaube ist nicht blind. In unserem Umfeld sehen wir viele Konfliktsituationen und Feindseligkeiten, verhärtete Feindschaften, gewaltsamen Extremismus, der sich hinter religiöser Hingabe versteckt“, lautete die Mitteilung von Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) an die Tagung.

Ganz gleich ob wir unseren Blick auf den andauernden Konflikt in Syrien richteten, auf die Not von Millionen von Flüchtlingen im Libanon, in Jordanien und in der ganzen Region, auf die lebensfeindlichen Zustände in Gaza und die zunehmenden Beeinträchtigungen durch die illegale Besetzung von palästinensischen Gebieten, oder auf die monumentalen Herausforderungen, die Gemeinschaften und die zersplitterte christliche Präsenz im Irak wiederherzustellen, „sehen wir, dass die heutigen Bedrohungen des menschlichen Wohlergehens in der Region sich verändert haben, nicht nur in ihrem Ausmaß, sondern auch in ihrer Art, ihrer Komplexität und Ausweglosigkeit.“

Carla Khijoyan, ÖRK-Programmreferentin für den Nahen Osten, trägt die Botschaft des ÖRK-Generalsekretärs dem Rat der Kirchen im Nahen Osten vor.

„Aus diesem Grund ist das beständige Zeugnis der Kirchen im Nahen Osten und ihrer treuen Partner so wichtig. Der österliche Glaube erhellt die Dunkelheit“, lauteten die Worte des ÖRK-Generalsekretärs, und er wies auf das ökumenische Begleitprogramm in Israel und Palästina hin, als Beispiel, wie die Kirchen die Menschenwürde und die Rechte der palästinensischen Bevölkerung bereits seit mehr als dreißig Jahren unterstützen.

Pastor Habib Badr trug seine Gedanken zu Matthäus 16,18 vor: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Er wies darauf hin, dass die Pforten nicht Mittel des Angriffs sind, sondern der Verteidigung. „Die Hölle ist überall, wo Not, Hunger, Erniedrigung, Krankheit, Diskriminierung [...] herrschen. Unsere Berufung ist es, dorthin zu gehen und furchtlos durch die Pforten der Hölle einzudringen – denn sie werden uns nicht überwältigen, weil Christus sie bereits in seiner Auferstehung zerschlagen hat.“

„Wenn wir uns in solchen Situationen einsetzen, stellen wir keine Fragen zu unserer Theologie oder Doktrin – wir sind betroffen von der Frage, wie wir für Menschen, die ihrer Würde beraubt worden sind, diese Würde wiederherstellen können“, sagte Badr, Hauptpastor der Nationalen Evangelischen Kirche in Beirut. „An Orte zu gehen, an denen die Hölle und Leiden herrschen, ist nicht einfach. Wir riskieren unser Leben. Doch genau dazu sind wir berufen.“

Der Rat der Kirchen im Nahen Osten vereint vier Kirchenfamilien aus der Region – orthodoxe, orientalisch-orthodoxe, evangelische und katholische – und hat 27 Mitgliedskirchen aus acht Ländern der Region Naher Osten und Nordafrika. Indem er die christliche Präsenz stärkt und ein Zeuge im Nahen Osten ist, erfüllt der Rat die Aufgabe, zwischen den Kirchen im Nahen Osten und den Kirchen in der ganzen Welt Brücken zu bauen, und trägt zur gemeinsamen christlichen Stimme in der Region bei. 2018 wurde Dr. Souraya Bechealany als erste Frau zur Generalsekretärin des Rates ernannt.

Rat der Kirchen im Nahen Osten (auf Englisch und Arabisch)

Botschaft des ÖRK-Generalsekretärs an die Tagung des Rates der Kirchen im Nahen Osten (auf Englisch)

Kirchen und Naher Osten: Solidarität und Zeugnis für den Frieden