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In sehr persönlicher Weise berichteten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener christlicher Kirchen auf der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), was das Motto "In deiner Gnade, Gott, verwandle die Welt" für sie bedeutet. "Wir haben heute lauter wunderbare Geschichten von Verwandlung gehört", fasste die baptistische Pastorin Angélique Walker-Smith aus den USA das von ihr moderierte Plenum zusammen. In Form einer Talkshow ermutigte sie die sechs Frauen und einen Mann, das Plenum an ihren Erfahrungen mit Gottes verwandelnder Gnade teilhaben zu lassen.

Nüchtern erzählt die Bolivianerin Gracia Violeta Ross Quiroga ihre Geschichte. Auf dem Heimweg von einer Party wird sie von zwei Männern vergewaltigt. "Ich konnte nicht glauben, was mir passierte - mein Zuhause war doch ganz nah." Gott habe doch die Pflicht, sie zu beschützen, war die Pastorentochter überzeugt. "Nach diesem Erlebnis war ich sicher, dass mir niemals etwas noch Schlimmeres passieren könnte." Nach einem Insektenbiss im März 2000 ließ sie sich auf Malaria untersuchen. Dabei wurde festgestellt, dass sie HIV-positiv ist. "In dieser grauenhaften Zeit nach der Diagnose habe ich gemerkt, dass Gott der einzige ist, der mir helfen kann." Heute ist Gracia eine Aktivistin in ihrer Kirche, sie reist zu Konferenzen weltweit, um über HIV und Aids zu sprechen. "Für mich ist es nicht mehr wichtig zu wissen, wie lange ich noch leben werden," sagt sie. "Denn ich weiß, wenn ich sterbe, werde ich in Ewigkeit bei meinem Himmlichen Vater sein."

Sarah Newland-Martin hat 1980 an den Paralympics teilgenommen. Die heutige Generalsekretärin des YMCA in Kingston/Jamaica wurde mit deformierten Beinen geboren und von ihren Eltern verlassen. Sie wuchs in Kinderheimen auf. "Ich fühlte mich abgelehnt, allein und unerwünscht," berichtet sie von dieser Zeit. Dann nahmen sich zwei Ärzte ihrer Beine an. "Die Verwandlung kam, als ich erst mit einem Holzbein und dann mit richtigen Prothesen laufen konnte." Sie ging zur Schule und begann "zu fühlen, dass ich tatsächlich wie jeder andere war, dass ich ein Kind Gottes bin." Als sie 24 Jahre alt war, traf sie ihre Eltern und erfuhr, dass sie noch sechs Brüder hat. "Als ich Christin wurde, hat mich Jesus verwandelt. Ich konnte meinen Eltern vergeben." Für solche Verwandlungen sei die Kirche unerlässlich. Kein Mensch könne verwandelt werden, wenn die Kirche ihn nicht willkommen heiße. "Eine Kirche, die Menschen mit Behinderungen nicht willkommen heißt, ist eine behinderte Kirche."

Mit der Frage, wie Kirchen verwandelt werden können, beschäftigte sich die koreanische Theologieprofessorin Dr. Namsoon Kang. Es gebe immer mehr Kirchen mit einem religiösen 'Peter-Pan-Syndrome', so Dr. Kang. Sie wollten nicht 'erwachsen' werden und lehnten es ab, Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und sozialen Ausgleich zu übernehmen. Dr. Kang forderte Christen auf, mehr Fragen zu stellen. "Das Fragezeichen, warum etwas so ist und nicht anders ist der Anfang der Verwandlung von Kirchen." Es klinge sehr schön, wenn alle gemeinsam singen 'Wir sind eins in Christus'. Es müssten aber auch die ernsthaften Fragen nach der Entwicklung der Ökumene gestellt werden. "Nur gemeinsam zu singen und Erklärungen abzugeben, beweist noch nicht unsere Einheit", so Frau Dr. Kang. "Wir dürfen uns nicht mir einer billigen Ökumene zufrieden geben."

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