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Podiumsdiskussion auf dem Global Media Forum zur Frage, wie sich Migrierende im Zeitalter des nationalen Populismus Gehör verschaffen können Foto: DW/F. Görner

Podiumsdiskussion auf dem Global Media Forum zur Frage, wie sich Migrierende im Zeitalter des nationalen Populismus Gehör verschaffen können Foto: DW/F. Görner

Die Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (WACC) gehörte zu den Teilnehmern des DW Global Media Forums, das vom 27. – 28. Mai in Bonn, Deutschland stattfand.

Mehr als 2.000 Medienprofis, Entscheider und Multiplikatoren aus Politik und Zivilgesellschaften, Kultur und Bildung, Wirtschaft und Wissenschaft aus 140 Ländern haben an der Konferenz teilgenommen.

Beim Thema „Shifting Powers“ ging es darum, die Auswirkungen  sich verändernder Machtstrukturen auf die internationale Medienlandschaft zu untersuchen und die aus der Digitalisierung entstehenden Chancen und Risiken zu bewerten. Zu den Programmthemen gehörten neben der Frage, wie die Medien eine Machtverschiebung zurück zur lokalen Ebene bewerkstelligen können, auch eine Debatte darüber, ob die sozialen Medien die kritische Medienlandschaft in ihrer Existenz bedrohen.

Am 27. Mai hat die WACC eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Können Migranten/innen sich im Zeitalter des nationalen Populismus Gehör verschaffen?“ veranstaltet.

„Die WACC zeigt sich tief besorgt über die Verbreitung nationalistischer und populistischer Ideologien, die tendenziell Flüchtlinge und Migrierende dämonisieren und auf diese Weise versuchen, politische Macht zu gewinnen oder zu behalten“, sagte WACC-Generalsekretär Philip Lee in seiner Eröffnungsrede. „Berichte aus zahlreichen europäischen Ländern und auch anderen Teilen der Welt führen zu dem Schluss, dass die Rollen der traditionellen und der sozialen Medien im Lichte der Lektionen aus der Geschichte und der heutigen demokratischeren Werte beurteilt werden müssen.“

Für die Rechte von Flüchtlingen

Die Diskussionsteilnehmer/innen – Venu Arora (Geschäftsführerin Ideosync Combine, Indien), David Morales (Fundacion Comunicacion Positiva-Colombia/WACC Lateinamerika),  Funmi Falobi (Journalists for Christ, Nigeria) und Stephen Brown (Präsident WACC Europa, VK/Frankreich) – tauschten Erkenntnisse zu WACC-unterstützten Projekten aus, die sich mit Hilfe medienbasierter Strategien für die Rechte von Migrierenden und Flüchtlingen eingesetzt haben.

Während die Stimmen gegen die Migration immer lauter werden, haben die Migranten und Migrantinnen selbst gar keine Stimme“, sagte Arora und präsentierte das Projekt ihrer Organisation, mit dem Frauen in Delhi mit Hilfe digitaler Medien mehr Selbstbestimmung und Autonomie erkämpfen.

Das Programm mit der Bezeichnung Sarai – Free/dem (Free/dem ist eine Kombination aus  den beiden Worten Freedom und Democracy, während Sarai auf Hindi die Bezeichnung für eine Herberge für Reisende ist) arbeitet mit jungen Migrierenden und Frauen, die an den Ränder von Neu-Delhi leben, der Hauptstadt Indiens.

Im Rahmen des Programms erhalten Migrierende und andere Mitglieder der Gemeinschaft Ausbildungsangebote, um sie mit Mobiltelefonen und dem Internet sowie mit Audio- und Video-Tools für das digitale Storytelling vertraut zu machen, mit dem sie ihre gelebte Realität beschreiben und über die Erinnerungen an ihre Migrationsgeschichte berichten können.

Die wahre Geschichte erzählen

Morales beschrieb, wie ein Netzwerk von 20 Stadtjournalisten/innen im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela daran arbeitet, Informationen für venezolanische Migrierende zusammenzustellen. Mehr als 1,2 Millionen Bürger/innen aus Venezuela sind Berichten zufolge seit 2017 in Kolumbien angekommen.

Das Projekt will den Zugang zu wichtigen Medieninhalten und Informationen verbessern und den Dialog innerhalb der venezolanischen Migrationsgemeinschaft durch Ausbildungsworkshops und die Produktion und Verbreitung von Content fördern.

„Geschichten, die das Netzwerk der Stadtjournalisten/innen schreibt, werden über die Website, Social Media-Plattformen, E-Mail-Marketing sowie mit dem Projekt verbundene Radiosender für diese Gemeinschaft, aus dem Bildungs- und Universitätsbereich und über Radiostationen für ethnische Minderheiten verbreitet“, sagte Morales.

Falobi stellte ein von WACC Afrika und Partnern durchgeführtes Forschungsprojekt zur Diskussion, das sich mit der medialen Darstellung von Binnenflüchtlingen in Nigeria, Kenia und der Demokratischen Republik Kongo befasst.

„Das Ergebnis des Projekts zeigt, dass in den Medien meistens in oberflächlichen Weise über Binnenvertriebene und Flüchtlinge berichtet wird und dabei meistens Aussagen und Sichtweisen von Menschen in den Regierungen berücksichtigt werden, ohne dass gezielt versucht würde, etwas über den sozialen Kontext und damit die Bedürfnisse der Vertriebenen zu erfahren oder herauszufinden, wie sie sich in den Lagern fühlen“, sagte Falobi.

„Die Medien haben die Binnenvertriebenen auch als Opfer dargestellt, während auf Frauen und Kinder als schutzbedürftigste Gruppe in der Berichterstattung der Medien nicht ausreichend eingegangen wird“, stellte sie fest.

Ein anderes Narrativ

Brown berichtete über ein Projekt mit der Bezeichnung „Das Narrativ ändern: Darstellung von Flüchtlingen und Migrierenden in Europa in den Medien“, ausgeführt 2017 von der WACC-Region Europa in Zusammenarbeit mit der Kommission der Kirchen für Migranten.

Auslöser für das Projekt waren die Erfahrungen aus dem Jahr 2015, als Hunderttausende von Menschen Zuflucht in Europa suchten und viele von ihnen unterwegs den Tod fanden, und die unterschiedliche Berichterstattung in den Medien, die zwischen Willkommenskultur und Feindseligkeit oszillierte.

Ein wichtiger Aspekt des Projekts bestand darin, die Journalisten/innen und die Vertretungen der von Flüchtlingen aufgebauten Netzwerke miteinander in einen Dialog zu bringen, um mit ihnen die Ergebnisse der Überprüfung der Medienarbeit in sieben europäischen Ländern zu erörtern.

Die Ergebnisse des Projekts haben gezeigt, wie wichtig es ist, das die journalistische Arbeit den bestehenden Verhaltenskodizes folgt, dass Vertrauen zwischen Flüchtlingsgruppen und Medienprofis aufgebaut wird und dass bei Nichtregierungsorganisationen, die mit Flüchtlingsgruppen arbeiten, ein besseres  Medienverständnis entsteht.

„Zu einer Zeit, da die Anzahl der Binnenvertriebenen (40 Millionen) und Flüchtlinge (22,5 Millionen) im Jahre 2016 die höchsten seit Beginn ihrer zahlenmäßigen Erfassung waren, weisen die während der Podiumsdiskussionen erörterten Projekte eindeutig darauf hin, dass wir überall auf der Welt den Flüchtlingen und Migrierenden die Gelegenheit geben müssen, mit ihrer Diversität, ihren Erfahrungen und ihren Kenntnissen selbst zu Wort zu kommen“, sagte Brown.

Die Teilnahme der WACC am DW Global Media Forum wurde teilweise von Brot für die Welt, Deutschland unterstützt. Die WACC und Brot für die Welt sind Mitglieder des ACT-Bündnisses.

World Association for Christian Communication (Weltvereinigung für Christliche Kommunikation)