Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Konrad Raiser, wird vom 1. - 16. Juli an der Spitze einer Delegation an das Horn von Afrika reisen. Bei dieser Gelegenheit will die Delegation vor allem mehr über die in der Region tobenden Konflikte und über die Rolle erfahren, die die Kirchen bei der Herbeiführung des Friedens spielen können. Raiser stellt fest, dass "mit den Kirchen unbedingt über die Frage nachgedacht werden muss, wie Christen und Muslime zusammenleben können, ohne dass ihre Verschiedenheit zur Quelle von Konflikten wird." Die Delegation wird den nördlichen und südlichen Sudan, Äthiopien und Eritrea, Tansania und Kenia bereisen.

Äthiopien und Eritrea

Der erbitterte Grenzkrieg, der seit 1998 zwischen den beiden Ländern tobt, ist offenbar durch ein kürzlich geschlossenes Abkommen beigelegt worden. Obwohl in jedem dieser Länder mehr Frieden herrscht als je zuvor in den letzten vier Jahrzehnten, gibt es noch ungeheure Probleme - Armut, wirtschaftliche Instabilität, Staatswesen, Gesundheit, Binnenvertreibung und die Gefahr von Hungersnot.

Der ÖRK hatte während des Grenzkrieges intensiv hinter den Kulissen agiert. Raiser bemerkt, dass der ÖRK über das Norwegische Hilfswerk (NCA) Kontakte zwischen religiösen Führern auf beiden Seiten vermittelt hatte, um ihnen die Möglichkeit zu geben, zur Beendigung des Konflikts beizutragen. "Nunmehr ist es an der Zeit, die derzeitige Situation zu analysieren und die Rolle der religiösen Führer in einer neuen Beziehung zwischen Äthiopien und Eritrea neu zu bewerten," sagt Raiser.

Der ÖRK hat in Äthiopien zwei Mitgliedskirchen: die Äthiopische Evangelische Mekane-Jesus-Kirche und die Äthiopische Orthodoxe Tewahedo-Kirche. Der derzeitige Generalsekretär des ÖRK hat Äthiopien früher schon einen Besuch abgestattet; dies ist jedoch der erste offizielle Besuch Eritreas seit Erlangung der Unabhängigkeit.

Nord- und Südsudan

Das grösste Land in Afrika, der Sudan, hat seit Erlangung seiner Unabhängigkeit im Jahre 1956 länger Krieg geführt als im Frieden gelebt. Seit vielen Jahren engagiert sich der ÖRK und bemüht sich um eine Beilegung des Konflikts, beispielsweise durch Bemühungen um die Vermittlung eines Friedensvertrags im Jahre 1972. Raiser bemerkt, dass der ÖRK sowohl der Regierung als auch der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA) wiederholt angeboten habe, eine Vermittlerrolle zu übernehmen. "Wir haben Zurückhaltung geübt", führt er aus, "weil wir der Überzeugung sind, dass die IGAD (Zwischenstaatliche Entwicklungsbehörde) die eigentliche notwendige politische Plattform ist; wir wollen keine zweite, konkurrierende Plattform aufbauen."

Der Besuch in beiden Teilen des Landes soll dazu dienen "Solidarität zu bekunden und zu ermutigen, sowie herauszufinden, auf welche Weise die ökumenische Familie praktische Unterstützung gewähren und im schleppenden Prozess einer politischen Lösung Hilfe leisten kann." Der ÖRK richtete im Jahre 1994 ein Sudanesisches Ökumenisches Forum (SEF) ein. Dadurch wurden Vertreter und Vertreterinnen des Sudanesischen Ökumenischen Rates der Kirchen (SCC) mit Sitz in Khartum und des Neuen Sudanesischen Rates der Kirchen (NSCC) mit Partnern aus Übersee zusammengeführt, um "geeignete Formen" ökumenischer Unterstützung zu beobachten und zu planen.

Während einer kürzlich einberufenen Zusammenkunft der Kerngruppe des SEF am Sitz des ÖRK in Genf berieten der Generalsekretär des SCC, Pfarrer Enock Tombe, und der Exekutivsekretär des NSCC, Pfarrer Haruun Ruun, über die bevorstehende ökumenische Besuchsreise. Tombe gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Besuch dazu beitragen könnte, eine Möglichkeit für die Kirchen zu finden, sich an dem Friedensprozess zu beteiligen. "Wir suchen Frieden, einen dauerhaften Frieden, Frieden in Gerechtigkeit" im Friedensprozess.

Ruun merkt an, dass die Weltgemeinschaft seit den Anschlägen vom 11. September den Sudan stärker zur Kenntnis nehme, und hofft, dieses Interesse werde grössere Chancen für eine Lösung des schon so lange währenden Konflikts schaffen. Dieses Interesse, so meint er, bedinge, dass sich die Kirchen stärker engagieren müssen. "Der Besuch des ÖRK im Sudan zu diesem Zeitpunkt ist wichtig. Werden wir Gelegenheit haben, mehr über den Sudan zu sagen? Ist die Zeit nunmehr reif? Was können wir tun? Dr. Raisers Besuch ist sinnvoll und kann uns allen helfen zu erkennen, wie diese Chancen genutzt werden können."

Die Bischöfliche Kirche des Sudan und die Presbyterianische Kirche im Sudan sind Mitgliedskirchen des ÖRK. Es wird die erste offizielle Reise eines ÖRK-Generalsekretärs in beide Teile des Sudan sein.

Tansania

Trotz der zur Zeit relativ friedlichen und demokratischen Vorgänge in Tansania ist das Wirtschaftswachstum noch immer gering, und das Land leidet unter den in das Land hineinreichenden Auswirkungen der Krisen in Burundi, Ruanda und im Kongo. Die ökumenische Delegation wird dem Internationalen Völkermordtribunal für Ruanda in Arusha einen Besuch abstatten und, wie Raiser hervorhebt, einen besonderen Schwerpunkt setzen, nämlich ihm den Wunsch nach "heilender Gerechtigkeit" vortragen. Der Besuch soll auch die Beziehungen zum Christenrat von Tansania neu beleben und sich mit den Beziehungen zwischen den christlichen und muslimischen Gemeinschaften im Land beschäftigen.

Zu den ÖRK-Mitgliedskirchen gehören die Anglikanische Kirche von Tansania, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania und die Brüdergemeine in Tansania.

Kenia

Kenia ist das Land mit der stärksten Wirtschaftskraft in der Region, hat aber ständig mit politischen Schwierigkeiten, mit Armut und Gesundheits- und HIV/AIDS-Problemen zu kämpfen. Bei ihrem Besuch bei den Kirchen will sich die Delegation bemühen, die Wirksamkeit des christlichen Zeugnisses in der kenianischen Gesellschaft zu erhöhen.

Zu den Mitgliedskirchen des ÖRK in Kenia zählen die Afrikanische Christliche Kirche und Schulen, die Afrikanische Kirche des Heiligen Geistes, die Afrikanische Israel-Kirche, Ninive, die Anglikanische Kirche von Kenia, die Kenianische Evangelisch-Lutherische Kirche, die Methodistische Kirche in Kenia und die Presbyterianische Kirche von Ostafrika.

Zeitplan

Sudan, Khartum: 1. - 3. Juli

Tansania: 4. - 7. Juli

Südsudan: 8. - 9. Juli

Äthiopien: 10. - 12. Juli

Kenia: 12. - 14. Juli

Eritrea: 14. - 16. Juli

Mitglieder der Delegation

Pfarrer Dr. Konrad Raiser, ÖRK-Generalsekretär

Dr. Agnes Abuom, ÖRK-Präsidentin (Reiseabschnitte Sudan, Kenia, Eritrea)

Karimi Kinoti, ehemalige Koordinatorin der FECCLAHA (Gemeinschaft der Christenräte und Kirchen im Gebiet der grossen Seen und am Horn von Afrika), Gesamtafrikanische Kirchenkonferenz)

Stein Villumstad, Regionalvertreter Ostafrika, Norwegisches Hilfswerk - NCA (Sudan-Khartum, Äthiopien, Eritrea)

William Temu, ÖRK-Regionalreferent für Afrika

Mitch Odero, Leiter der Abteilung Information und Kommunikation, Gesamtafrikanische Kirchenkonferenz

Peter Williams, Photograph und Videograph des ÖRK (Südsudan, Äthiopien, Eritrea)

Kontakte mit der Delegation während der Reise:

Sudan: Tel +249 123 03174 (Rev Enock Tombe)

Tansania:

4.-5. Juli

e-mail: [email protected] and/or [email protected]

Tel + 255 27 250 8855/6/7, mobile:+ 255 744 293 450 (Rev. Dr Mwaipopo)

5.-7. Juli

e-mail: [email protected]

Messages on mobile no+ 255 744 291 815 or + 255 741 338 752 (Justine)

Äthiopien: e-mail: [email protected] (Rev. Dr Habte)

Kenia : e-mail [email protected] Tel + 254 2 571 080/ 567 225; Fax: + 254 2 562 385

Whole visit: mobile + 41 79 776 6880 (William Temu)