"Der Tisch ist gross genug für uns alle", sagt Samuel Kobia, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), anlässlich einer Tagung zur Zukunft der ökumenischen Bewegung, die vom 30. November - 3. Dezember in der Nähe von Genf stattfand und durch das weite Spektrum, aus dem die Teilnehmenden kamen, bisher einzigartig war. Kobia bekräftigt in diesem Zusammenhang die Aufgabe des ÖRK, eine "fortgesetzte und intensivere Beteiligung all derer zu erleichtern, die sich der ökumenischen Bewegung verpflichtet fühlen, auch derjenigen, die nicht Mitglied des ÖRK sind".

Über 100 Teilnehmende aus den ÖRK-Mitgliedskirchen, der römisch-katholischen Kirche und aus Pfingstkirchen wie auch aus ökumenischen Organisationen, weltweiten christlichen Gemeinschaften und kirchennahen Werken und Diensten trafen sich aus Einladung des ÖRK, zum Austausch über ihre Vorstellungen von der ökumenischen Bewegung und um nach wirksameren Formen kirchlicher Zusammenarbeit in der sich wandelnden Welt von heute zu suchen.

"Die Menschen sind der institutionalisierten ökumenischen Bewegung überdrüssig. Sie wollen, dass sich die Ökumene aus den engen Grenzen der Institutionen befreit und sich wieder als eine der Zukunft zugewandte Bewegung zeigt", sagte der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, seine Heiligkeit Katholikos Aram I., in seinem Hauptreferat. Er betonte darüber hinaus, dass im Mittelpunkt einer ökumenischen Vision für das 21. Jahrhundert das Evangelium stehen und ihre Richtung von der Mission bestimmt sein müsse.

In der Abschlusserklärung der Konsultation wird auf die dringende Notwendigkeit verwiesen, nach neuen Ausdrucksformen für die Ökumene zu suchen. Ferner betonen die Teilnehmenden darin, dass der ÖRK die Aufgabe habe, ein "Forum für den Austausch und für ein gemeinsames anwaltschaftliches Engagement gegen Ungerechtigkeit" zu sein, das "gegenseitige Verantwortungsbewusstsein für die Qualität der Beziehungen unter Kirchen und Partnern" zu stärken und "für die ökumenische Bewegung den Raum zu schaffen, in dem eine gemeinsame ökumenische Vision für das 21. Jahrhundert entworfen werden kann".

"Der ÖRK ist bereit, sich zu verändern", unterstrich Kobia am Ende der Konsultition, "aber in diesem Prozess geht es nicht vorrangig um den ÖRK. Es geht um die Neugestaltung der gesamten ökumenischen Bewegung. Ich freue mich über die grosse Bereitschaft aller Konsultations-Teilnehmenden, sich diesem Wandel zu öffnen."

Als weitere Empfehlungen bekräftigten die Teilnehmenden die Bedeutung der ökumenischen Ausbildung und die Notwendigkeit einer verstärkter Zusammenarbeit zwischen dem ÖRK, den weltweiten christlichen Gemeinschaften (CWCs) und weiteren Mitgliedern der christlichen Familie. Die Teilnehmenden hielten es ferner für notwendig, die Beziehungen zwischen dem ÖRK, den regionalen ökumenischen Organisationen (REOs) und den nationalen Kirchenräten (NCCs) zu klären, um eine stärkere ökumenische Kohärenz zu schaffen und im Interesse größerer finanzieller Stabilität alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu erkunden. Die kirchennahen Dienste und Werke, die an der Konsultation teilnahmen, erklärten ihr Interesse an einer engeren Zusammenarbeit, um ihrer Rolle innerhalb der ökumenischen Bewegung zu klären.

Die Teilnehmenden beschlossen für 2005, eine Fortsetzungsgruppe für den angelaufenen Prozess der Neugestaltung einzusetzen und in einer Studie festzustellen, welche Programmarbeit von den ökumenischen und konfessionellen Organisationen geleistet wird. Der aus 15 Personen bestehenden Gruppe sollen Vertreter/innen aus ÖRK-Mitgliedskirchen, der römisch-katholische Kirche, aus Pfingstkirchen, Jugendorganisationen, REOs, CWCs, NCCs, kirchennahen Werken und Diensten wie auch aus dem nicht-institutionellen Teil der ökumenischen Bewegung (z. B. Iona- oder Taizé-Gemeinschaft) angehören.

Der Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC), Bischof Mvume Dandala, würdigte "die Ungeduld und die Zielstrebigkeit im Neugestaltungsprozess". Er fühle sich ausserordentlich ermutigt "von dem beständigen Ruf nach Überwindung des Institutionalismus, hinter dem klare Vorstellungen stehen, wie die Welt sein könnte". Obwohl er erklärte, dass sich die Herausforderung nicht an eine einzelne Institution richte, bekräftigte er doch "die maßgebliche Rolle des ÖRK als Katalysator, durch den die ökumenische Bewegung neu belebt werden kann."

Die vollständigen Texte der Hauptvorträge von Aram I. und Samual Kobia finden Sie unter:

www.wcc-coe.org/wcc/who/aram-reconfiguration04.pdf

www.wcc-coe.org/wcc/who/kobia-reconfiguration04.pdf

Die Erklärungen aus der Konsultation is auf unserer Webseite verfügbar:

www.wcc-coe.org/wcc/who/ecumenism-in-21st-century.html