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Organisatorin Schulamit Kriener begrüßt Teilnehmer zum Workshop.

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Gerade einmal 1100 Kilometer liegen zwischen Busan und Fukushima: Ein Anlass dafür, dass Teilnehmer der 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen am Dienstag in einem Workshop „Nuclear Phaseout or a New Atomic Age?“ über Atomenergie diskutierten. Rund 20 Teilnehmer stritten über Vor- und Nachteile der Technologie und über mögliche Alternativen.

Der Workshop begann mit zwei Experten, die das Thema Atomenergie aus unterschiedlichen Blickwinkeln vorstellten. Eine der Vortragenden war die Pastorin Kanan Kitani, die an der Doshisha Universität in Kyoto lehrt. „Gott hat uns dieses Land gegeben“, sagt die 30-Jährige. „Wir dürfen es nicht gefährden.“ In Japan werde Atomenergie als saubere und grüne Energie dargestellt. „Ich habe die Technik selbst für die Zukunft gehalten", sagte sie. Erst nach Fukushima habe sie gewusst, dass das nicht stimmt.

In ihrem Vortrag verglich sie die Atomenergie mit einem Wohnhaus, in dem es kein Abwassersystem gibt. Irgendwann würde sich das Schmutzwasser sammeln und müsste abgeleitet werden, sagte sie. Meist dahin, wo die Armen wohnten. Dies sei auch in Fukushima passiert. So seien vor allem die Mittellosen und ärmlichen Bauern betroffen gewesen. Sie zitierte den Abschiedsbrief eines Bauern, der nach der Katastrophe Suizid begangen hatte. „Mein Leben geht zu Ende. Bitte zahlt den Zimmermann mit meiner Lebensversicherung. Ich wünschte, dass es keine Atomenergie gibt.“

Anschließend erklärte sie die Herkunft des japanischen Schriftzeichens für Frieden. Es besteht aus zwei Zeichen. Das erste steht für Reis und das zweite für Mund. Seit der Katastrophe wächst in Fukushima kein Reis mehr.

Als es im März 2011 im Atomkraftwerk Fukushima nach dem Tohoku-Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami zu einer Unfallserie kam, protestierten weltweit Menschen gegen diese Technologie. In Deutschland beschloss man die Energiewende. In Europa sollte die Produktion von Atomenergie zurückgefahren werden.

Das Thema Atomkraft ist für alle aktuell

In Japan wurden erst Konsequenzen angekündigt, diese wurden dann zu Teilen züruckgenommen. In Korea wird die Atomenergie weiter gefördert. Entlang der Ostküste gibt es fünf Atomkraftwerke. Die Atomkraftwerke sind vergleichsweise alt. Immer wieder kommt es dort zu Störfällen. Die Regierung greift allerdings nicht ein. "Dies ist nicht zuletzt der Grund, warum wir uns für das Thema entschieden haben", sagt Mitorganisatoren des Workshops Lydia Funck von More Ecumenical Empowerment Together (Meet), einem ökumenisches Netzwerk für junger Menschen.

Die 24-Jährige ist Jugenddelegierte für die Mennoniten in Busan. Sie ist zum ersten Mal bei einer Vollversammlung. „Ich finde es einfach interessant zu erfahren, was Menschen aus anderen Ländern über das Thema denken“, sagt Funck. „Wie denken beispielsweise Menschen aus afrikanischen Ländern über das Thema oder aus anderen Regionen der Welt?"

Im Workshop hatten die Teilnehmer deshalb Zeit miteinander über ihre Erfahrung zum Thema Atomkraft zu sprechen. Eine der Teilnehmer war Jill Hawkey von der Methodist Church of New Zealand (Methodistische Kirche Neuseeland). Sie engagiert sich seit Jahren gegen Atomkraft. In Neuseeland gibt es zwar keine Atomkraftwerke, dafür früher aber Atom-U-Boote vor der Küste. Für sie ist deshalb besonders wichtig, dass sich auch Jugendliche mit dem Thema auseinandersetzen. "In unserem Land gibt es zwar keine Anlagen", sagt Hawkey. "Fukushima zeigt aber, wie aktuell das Thema für uns alle ist."

 

Hochauflösende Photos sind erhältlich über photos.oikoumene.org

Website der ÖRK-Vollversammlung