Von Jonathan Frerichs (*)

Mit Afrikas Unterstützung hat mittlerweile eine Mehrheit der Länder dieser Welt Atomwaffen aus ihrem Hoheitsgebiet verbannt. Dieses Ziel wurde im Juli dieses Jahres erreicht, als ein gesamtafrikanischer Vertrag in Kraft trat. Internationale zivilgesellschaftliche Organisationen, einschließlich des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), hatten dabei eine Katalysatorrolle gespielt.

Als Burundi unlängst als 28. afrikanischer Staat den Vertrag von Pelindaba ratifizierte, wurde Afrika offiziell zu einer atomwaffenfreien Zone erklärt. Afrikas gemeinsame Bemühungen um eine sicherere Welt hatten sich damit ausgezahlt. Eine ÖRK-Delegation hatte dem mittelafrikanischen Land im März 2009 einen Besuch abgestattet, um es zu diesem Schritt zu ermutigen.

Dadurch dass 54 Länder in Afrika sich zu atomwaffenfreien Zonen erklärt haben, befinden sich nun 116 Länder dieser Welt in Vertragszonen, die Atomwaffen von ihrem Territorium verbannt haben.

Der ÖRK-Zentralausschuss begrüßte in einer Erklärung vom September 2009 Afrikas neuen atomwaffenfreien Status und ermunterte die Kirchen zur weiteren Unterstützung solcher Schritte. Der Zentralausschuss ersuchte auch "Russland und die USA, ebenso wie China, Großbritannien und Frankreich den Protokollen zum Vertrag beizutreten, die Afrika zusätzlichen Schutz [vor Atomangriffen] bieten".

Burundis Rolle in dieser transnationalen Erfolgsgeschichte ist lehrreich. In Regionen, in denen Regierungen Atomwaffen ablehnen, können große und kleine Staaten gemeinsam Verantwortung für ihre Sicherheit übernehmen. Dort, wo es nationale Atomwaffenarsenale gibt, wie in Nordostasien und dem Nahen Osten, ist kollektive Sicherheit hingegen keine Option.

Darüber hinaus sind Burundi und andere Staaten wie Malawi, Mosambik und Äthiopien, die den Vertrag unlängst ratifiziert haben, zu einer Zeit aktiv geworden, in der Großmächte immer noch darum ringen, nach einem Jahrzehnt des Stillstands neue Abrüstungs- und Nichtverbreitungsbemühungen in Angriff zu nehmen. In den letzten Monaten hat es hierbei erstmals positive Anzeichen gegeben.

"Wir in Afrika wissen, was Abrüstung wert ist", erklärte Burundis Erster Vize-Präsident, Yves Sahinguvu, den ÖRK-Delegierten im März. Obwohl Burundi nicht direkt von Atomwaffen bedroht ist, befindet es sich nach Jahrzehnten des bewaffneten Konflikts in einem langwierigen Prozess des Wiederaufbaus.

"Sie sind die Kirche und Sie sind hierher gekommen, um über den Frieden zu sprechen", sagte der Präsident der Nationalversammlung, Pie Ntavyohanyuma, der ÖRK-Delegation. "Wir danken Ihnen umso mehr, als die Kirchen hier sehr viel für den Frieden getan haben", fügte er hinzu und würdigte die Arbeit des anglikanischen Erzbischofs von Burundi, Bernard Ntahoturi, eines Mitglieds der dreiköpfigen Delegation. Kirchen bieten "ethische Orientierungspunkte" für positiven Wandel, sagte er weiter.

"Länder wie Burundi machen Afrika sicherer, indem sie diesen Vertrag in Kraft treten lassen, und die Kirchen unterstützen den Vertrag, weil er einen Beitrag zum Frieden leistet", kommentierte Erzbischof Ntahoturi die Politik seiner Regierung.

Regierungsvertreter in Burundi stellten fest, dass der Vertrag von Pelindaba zu Sicherheit und guter Regierungsführung in Afrika beitragen werde. Der Präsident des Senats, Dr. Gervais Rufyikiri, ein Wissenschaftler, der die radioaktive Verschmutzung in der Landwirtschaft erforscht hat, bekräftigte, dass eine zuverlässige internationale Kontrolle der atomaren Materialien, die in Medizin, Landwirtschaft und Energieproduktion Verwendung finden, gut für Burundi sei.

Lösungen müssen grenzüberschreitend sein

Da vermehrt ausländische Unternehmen und Regierungen Interesse an den afrikanischen Uranvorkommen zeigen, ist der verantwortliche Umgang mit diesem Rohstoff ein weiteres Schlüsselanliegen für den Kontinent. Eine ÖRK-Delegation besuchte letztes Jahr das an Uranvorräten reiche Namibia, um auch dort nachdrücklich für die Ratifizierung des Pelindaba-Vertrags zu werben.

"Wir wollen, dass die Uranvorkommen, die Gott uns geschenkt hat, nur für friedliche Zwecke genutzt werden", erklärte der namibische Premierminister Nahas Angula dem ÖRK auf einer Folgetagung im April. "Das ist unser Traum, unser Wunsch und unsere Hoffnung." Afrikas neuer Vertrag, der fortschrittlichste aller regionalen Verträge zur Ächtung von Atomwaffen, stellt ein Werkzeug für die Verwirklichung solcher Hoffnungen dar.

Der Vertrag von Pelindaba, der nach dem Zusammenbruch des Apartheidregimes in Südafrika und dem Ende des Kalten Krieges ausgearbeitet wurde, stellt ein Beispiel für die kollektive Fähigkeit dar, auf eine Welt ohne Atomwaffen zuzugehen.

Pelindaba ist an erster Stelle der Ort, an dem die weiße Minderheitsregierung von Südafrika das einzige Atomwaffenarsenal auf der südlichen Halbkugel entwickelte, das die neue schwarze Mehrheitsregierung später wieder abbaute.

Zweitens tragen viele afrikanische Staaten noch die Wunden von Konflikten des Kalten Krieges in sich, die durch ausländische Rivalitäten angeheizt und mit importierten Waffen ausgetragen wurden. Der Vertrag, der jetzt in Kraft getreten ist, verbietet überall auf dem Kontinent Einfuhr, Entwicklung, Stationierung, Erprobung und Einsatz der destruktivsten Waffen, die es heute gibt.

Wie auch beim Klimawandel erfordert eine effiziente Atomwaffenkontrolle grenzüberschreitende Lösungen. "[Klimawandel und Atomwaffen] bedrohen das Leben auf unserem Planeten und stellen für gläubige Menschen eine Herausforderung ohnegleichen dar", heißt es in einem Bericht aus dem Jahr 2008 über die vom ÖRK in diesem Bereich geleistete Arbeit. "Diesen Bedrohungen zu begegnen, setzt ein Verständnis internationaler Sicherheit voraus, das sich stärker am Menschen orientiert."

Die Initiative der Kirchen für den Pelindaba-Vertrag geht auf eine Empfehlung der ÖRK-Vollversammlung von 2006 zur Unterstützung atomwaffenfreier Zonen zurück. ÖRK-Mitgliedskirchen sind seit 60Jahren geeint in ihrem Engagement gegen Atomwaffen.

Der in Genf ansässige ÖRK arbeitet mit internationalen Organisationen zusammen, die sich von Genf aus und weltweit für Abrüstung einsetzen, in diesem Fall dem Afrikanischen Friedensforum, dem Institut für Strategische Studien in Südafrika und dem Parlamentarischen Netzwerk für Nukleare Abrüstung.

"Andere Regionen haben dasselbe gemacht wie Afrika. Wir freuen uns auf den Tag, an dem Europa, Asien und Nordamerika ebenfalls von Atomwaffen befreit werden", erklärte Erzbischof Ntahoturi.

Afrika ist jetzt mit anderen atomwaffenfreien Zonen in Lateinamerika, dem Südpazifik, Südostasien, Zentralasien und der Mongolei verbunden. Die erste Zone wurde in den 1960-er Jahren in Lateinamerika als Antwort auf die Kubakrise eingerichtet.

Die heutigen atomwaffenfreien Zonen decken die südliche Erdhalbkugel und angrenzende Gebiete bis zur Südgrenze der USA, den Südküsten des Mittelmeers, den sechs Ländern zwischen Russland und China und entlang Chinas südöstlicher Grenzen ab. Weitere Verträge schützen die Antarktis, den gesamten Meeresgrund und den Weltraum vor der Stationierung von Atomwaffen.

(*) Jonathan Frerichs, ÖRK-Programmreferent für atomare Abrüstung und den Nahen Osten, gehört der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika an.

Vollständiger Text der "Erklärung der Hoffnung in einem Jahr der Chancen – Plädoyer für eine atomwaffenfreie Welt"

Kirchen für Kontrolle der Nuklearwaffen

ÖRK-Vollversammlungs-Empfehlung zur Abschaffung von Atomwaffen

Internationale ökumenische Friedenskonvokation