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Der kenianische Jugendpastor Felix Mutiso führt die Demonstration durch Nairobi an. © Albin Hillert/ÖRK

Der kenianische Jugendpastor Felix Mutiso führt die Demonstration durch Nairobi an. © Albin Hillert/ÖRK

Von Albin Hillert*

Am Tag des afrikanischen Kindes 2017 beteiligten sich religiöse Verantwortungsträger/innen aus verschiedensten in Kenia vertretenen Glaubenstraditionen an einer Demonstration in Nairobi und sprachen sich öffentlich für die Rechte von HIV-positiven Kindern und Jugendlichen aus. Hunderte Menschen begleiteten sie, darunter auch Schulkinder aus sechs Schulen in Nairobi und Dutzende jugendliche Freiwillige.

Bei dieser Aktion verpflichteten sich die Religionsvertreter/innen zu konkreten Maßnahmen und zur Nutzung ihrer Gemeinden zur Kontaktaufnahme mit Menschen ihres jeweiligen Umfeldes, um dem weltweiten Aufruf des Globalen Ökumenischen Aktionsbündnisses (EAA) des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zur Unterstützung HIV-positiver Kinder und Jugendlicher Folge zu leisten.

„Diese Veranstaltung ist Teil eines viel umfassenderen weltweiten Aufrufes, um Glaubensgemeinschaften zu mobilisieren, damit 1,6 Millionen HIV-positive Kinder und 1,2 Millionen Jugendliche bis 2018 antiretrovirale Therapien erhalten und Aids bis 2020 ausgerottet wird“, erklärt Francesca Merico, die Koordinatorin der HIV-Kampagne des ÖRK-EAA.

Nach der Demonstration in Nairobi folgte am 16. Juni eine interaktive Diskussion zwischen religiösen Führungspersonen und Schulkindern, in der offen über Probleme bei HIV-Tests und Zugang zu medizinischer Behandlung für Kinder und über die immer noch mit dem Virus verbundene Stigmatisierung und Diskriminierung gesprochen wurde.

Mit einer Theaterdarbietung wandten sich die Schulkinder an die Religionsvertreter/innen: „Lasst uns dieses Virus besiegen, damit das Leben eine Chance hat.“

Jugendpastor Felix Mutiso vom Nairobi Calvari Temple nahm den Faden auf. „Es ist klar, dass unsere Kinder wegen HIV und Aids besorgt sind, und ich bin mir sicher, dass das, was wir heute hier gesehen haben, erst die Spitze des Eisbergs ist.“

„Deswegen möchte ich heute alle Religionsvertreter herausfordern. Gehen Sie zurück in Ihre Kirche, Ihre Moschee oder Ihren Tempel, und verbringen Sie Zeit mit den Kindern, um herauszufinden, was sie wollen. Lassen Sie uns ihnen unsere volle Aufmerksamkeit widmen, und ich bin mir sicher, dass Gott uns segnen wird.“

„Wir wissen, dass die Rechte von Kindern nicht erst hier anfangen“, meinte Scheich Abdalla Kamwana, der Vorsitzende des kenianischen Zweiges des Internationalen Netzwerkes religiöser Verantwortungsträger/innen, die HIV-positiv oder persönlich von HIV/Aids betroffen sind (INERELA+ Kenia). „Sobald eine Mutter ein Kind erwartet, hat es Rechte. Und wenn es heranwächst, bekommt es immer mehr und stärkere Rechte. Als religiöse Führungspersonen beten wir für unsere Kinder, dass sie unsere zukünftigen Verantwortungsträger werden mögen.“

„Aber heute ist nicht mein Tag, und es ist auch kein gewöhnlicher Tag“, fuhr Scheich Kamwana fort. „Heute ist der Tag der Kinder. Und ich bin stolz, weil sie Kenia, Afrika und der Welt eine wichtige Botschaft mitgeteilt haben. Und als Vertreter unserer jeweiligen Religion werden wir für euch kämpfen – für eure Rechte, eure Bildung und eure Gesundheit.“

Erste Erfolge werden sichtbar – andere Länder müssen nachziehen

Während die Religionsvertreter/innen sich zu Maßnahmen verpflichten, werden in Kenia bereits erste Erfolge sichtbar.

Die Theatergruppe Starling Pound aus Nairobi, die jungen Menschen, die es im Leben schwer haben, einen gesunden und drogen- und gewaltfreien Raum zur Verfügung stellt, hilft in den nächsten Wochen bei der Organisation von HIV-Tests für Kinder und Jugendliche mit und macht dafür Werbung.

Mit Unterstützung durch INERELA+ Kenia wurden im Vorfeld des Tages des afrikanischen Kindes bereits Hunderte Kinder und Jugendliche in Religionsgemeinden in Nairobi auf HIV getestet.

„Hier in Kenia leisten die Religionsvertreter wirklich Pionierarbeit“, sagt Francesca Merico. „Sie beziehen Stellung, werden aktiv und fördern in ihren eigenen Gemeinden einen Wandel. Wir hoffen, dass viele andere aus anderen Teilen der Welt ihrem Beispiel folgen, denn wir müssen viele sein und alle zusammenarbeiten, um unser Ziel zu erreichen.“

„Wir haben uns alle verpflichtet, die Probleme anzugehen, denen diese Kinder ausgesetzt sind“, sagt Jantine Jacobi, Direktorin von UNAIDS Kenia. „Wir wissen, dass religiöse Führungspersonen in ihrer Gemeinschaft großen Einfluss haben und auf der Ortsebene Unterstützung und Fürsorge bieten können, die wir als Vereinte Nationen nicht leisten können. Wir wissen, dass die Probleme, die mit HIV verknüpft sind, nicht einfach zu lösen sind, und deswegen brauchen wir die Hilfe der Religionsvertreter.“

„Führungsverantwortung ist immer eine Berufung“, schloss Erzbischof Jackson Ole Sapit von der Anglikanischen Kirche von Kenia. „Und wahre Führungsverantwortung dient nicht dem eigenen Nutzen, sondern dem der anderen.“

„Wir wissen aus der Bibel, dass der, der sich zum Diener aller macht, im Himmel der Größte sein wird.“

Die Kampagne Live the Promise des ÖRK-EAA mobilisiert religiöse Führungspersonen aus der ganzen Welt zur Unterstützung des „Start Free, Stay Free and AIDS Free“-Programms, das 2016 von UNAIDS und PEPFAR initiiert wurde, um Aids bei Kindern, Jugendlichen und jungen Frauen bis 2030 auszurotten.

Fotos in hoher Auflösung vom Tag des afrikanischen Kindes zum Gratis-Download

„Tag des afrikanischen Kindes“ ist Gelegenheit zu mehr Aufmerksamkeit für Kinder mit Aids (ÖRK-Pressemitteilung vom 14. Juni 2017)

Aufruf: Jetzt für HIV-positive Kinder und Jugendliche aktiv werden! (In englischer Sprache)

Kinder, Jugendliche und HIV (in englischer Sprache)

Live the Promise: HIV-Kampagne

*Albin Hillert ist Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung des Ökumenischen Rates der Kirchen.