Was finden Sie als Vorsitzende am inspirierendsten, wenn Sie die Rolle junger Erwachsener in der ökumenischen Bewegung betrachten, und welche Hoffnung haben Sie persönlich, Einfluss auf den Weg zu Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit nehmen zu können?
Puimera: Für mich liegt die Bedeutung der Teilnahme junger Erwachsener an der ökumenischen Bewegung in deren grundlegender Bereitschaft, sich zu beteiligen, sich zu engagieren, aktiv zu sein, auch etwas bewirken zu wollen und die Kirche dazu zu bewegen, sich zu ändern und sich nachdrücklicher für Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit einzusetzen. Ich habe so viele junge Menschen gesehen, die den Mut haben, Probleme zu benennen und nachzuvollziehen, die uns wirklich herausfordern, zum Beispiel sensible Themen wie geschlechtsspezifische Gewalt, Menschenrechte, soziale Ungerechtigkeit und Klimaungerechtigkeit, und ich meine, dass diese Themen auch Risiken für sie in sich tragen. Ich kann ihren Mut nachfühlen, sich an die Seite der vulnerabelsten Menschen zu stellen, Widerstand zu leisten, resilient zu sein – das zeigt und symbolisiert, wie sehr wir die Rolle der jungen Erwachsenen wertschätzen müssen.
Was sind Ihrer Meinung nach einige der größten Herausforderungen, mit denen junge Menschen innerhalb der ökumenischen Bewegung konfrontiert sind, und wie geht die Kommission mit Ihrer Arbeit innerhalb des ÖRK und im breiteren Kontext mit diesen Herausforderungen um?
Puimera: Ich glaube, dass die Herausforderungen für die jungen Erwachsenen in der heutigen Zeit darin zu sehen sind, dass es für sie so problematisch ist, ihre Stimme zu Gehör zu bringen. Das habe ich mir sagen lassen und auch von den Mitgliedern der YPEM-Kommission bestätigt bekommen, und ich erlebe das auch in meinem eigenen Kontext – junge Menschen sind frustriert, weil sie nicht ausreichend gehört und anerkannt werden. Die Gesellschaft und die Kirche wollen uns zwar anhören, aber beachten uns nicht weiter, weil junge Menschen wegen ihrer fehlenden Erfahrung unterschätzt werden. Aus diesem Grund ist diese Kommission so wichtig – hier kommen nicht nur junge Menschen zu Wort, sondern sie wollen auch gemeinsam im Rahmen der Programme und mit den Arbeitsgruppen handeln, damit die Stimmen der jungen Erwachsenen beachtet werden und auf sie eingegangen wird.
Wie wollen Sie andere junge Menschen für sich gewinnen und inspirieren, die sich vielleicht nicht dazugehörig fühlen oder sich ihres Platzes in der ökumenischen Bewegung nicht sicher sind?
Puimera: Es ist immer ein guter Anfang, sich zunächst unsere Gemeinschaft, unsere jungen Menschen anzuschauen, denn ich erinnere mich daran, dass Worte alleine nicht genug sind, es müssen ihnen Taten folgen. Ich denke daran, wie junge Menschen auf der ÖRK-Vollversammlung vor drei Jahren an den Mikrophonen ihre Solidarität bekundet haben, und wie sie auch die Botschaft des Ökumenischen Treffens junger Menschen verkündet haben. Das ist wie eine Erklärung, die beweist, wie ernst es uns mit unserem Wunsch ist, ein Teil der ökumenischen Bewegung zu sein, und dass sie von allen anderen Menschen, den jungen Erwachsenen und anderen, ernst genommen werden wollen. Wir müssen uns immer engagieren und so handeln, dass andere inspiriert werden, sich uns auf unserem Pilgerweg der jungen Menschen anzuschließen.
Welche Pläne verfolgt Ihre Kommission, damit die Stimmen junger Erwachsener in der ökumenischen Bewegung besonders in Gesprächen zu Themen wie Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit an Bedeutung gewinnen?
Puimera: Unsere Pläne sehen vor, dass wir gemeinsam mit dem Programm Engagement junger Menschen arbeiten und auch Netzwerke mit anderen Kommissionen aufbauen und gemeinsam an Themen arbeiten, die für die jungen Erwachsenen heute relevant sind. Wir werden uns ebenfalls dafür einsetzen, dass die Mitglieder unserer Kommission, die als junge Erwachsene auch Mitglieder einer anderen Kommission sind, Beiträge zu den Diskussionen in ihrer Kommission leisten, und ich glaube, dass die Vertretung junger Menschen in den beratenden Gremien und sogar im Zentralausschuss immer dazu beiträgt, dass sie wertvolle Erfahrungen sammeln.
Im Jahr 2025 jährt sich zum 1.700. Mal das erste Ökumenische Konzil in Nizäa. Welche Rolle spielt das Ökumenische Jahr Ihrer Meinung nach bei der Vertiefung der Themen Einheit, Versöhnung und Gerechtigkeit für die Arbeit der Kommission für junge Erwachsene besonders in der Frage, welche Bedeutung historische Konzile wie das in Nizäa für gegenwärtige ökumenische Herausforderungen haben?
Puimera: Wir freuen uns darauf, das Jubiläum des ersten Ökumenischen Konzils in Nizäa zu feiern, und wir freuen uns auch auf das nächste Ökumenische Jahr 2025. Wir feiern mit allen Glaubensrichtungen und ebenfalls mit anderen Kirchenfamilien. Besonders für junge Erwachsene gilt unserer Meinung nach, dass das Glaubensbekenntnis von Nizäa das Ergebnis ökumenischer Einheit ist, aber wir glauben auch, dass wir über die aktuelle Bedeutung dieses Konzils nachdenken müssen.
Das Ökumenische Jahr 2025 beginnt bald – sind besondere Veranstaltungen, Projekte oder Dialoge in Planung, die die Bedeutung von Nizäa für junge Menschen hervorheben und sie ermutigen, die Auswirkungen dieses Konzils auf den Weg der weltweiten Kirche zu Einheit zu erkunden?
Puimera: Wir wollen entsprechende Arbeitsgruppen einsetzen und haben bereits stellvertretende Vorsitzende ernannt. Wir freuen uns darauf, im Ökumenischen Jahr 2025 besonders die Einheit der Kirche hervorheben zu können.
Wie motiviert die Kommission für junge Erwachsene junge Menschen, sich aktiv am Pilgerweg des ÖRK der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit zu beteiligen, und welche Rolle sollen sie nach Ihrer Vorstellung als Führungskräfte und Fürsprecher und Fürsprecherinnen auf diesem Weg übernehmen?
Puimera: Es ist für uns als Führungsnachwuchs und Vertreter und Vertreterinnen unserer Kirchen und Gemeinschaften wichtig, dass wir immer das Gefühl einer Weggemeinschaft mit anderen Menschen haben, so dass wir gemeinsam handeln und gemeinsam den Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit gehen können. Unser Weg bedeutet auch, dass wir solidarisch mit anderen jungen Erwachsenen sind, die aufgrund ihrer Lebenssituation eine schwere Zeit haben.
Welche wichtigen Botschaften oder Erkenntnisse möchten Sie für die Zukunft jungen ökumenischen Führungskräften und Mitgliedskirchen mit auf den Weg geben, besonders im Kontext der Rolle des Glaubens beim Erreichen von Gerechtigkeit, Einheit und Versöhnung?
Puimera: Dazu müssen wir standfest sein und starke Wurzeln und einen starken Stamm haben, und Sie müssen auch in Christus verwurzelt sein, damit es bei Ihren Handlungen und Ergebnissen nicht nur darum geht, Gutes zu tun, sondern auch etwas Nützliches und Transformatives nicht nur für andere, sondern auch für Sie selbst. Wir haben Vertrauen in Jesus und wir handeln, auch innerhalb unserer Beschränkungen, wie Christus, und wichtig ist dabei, wie wir gemeinsam handeln und gemeinsam unterwegs sind auf diesem Pilgerweg, um unsere Diversität als Stärke zu erkennen, Wunden mit Empathie und auch Solidarität anzunehmen und zu erkennen, dass wir uns in unserem gemeinsamen Prozess verändert haben.
ÖRK-Fotogalerie: Kommission für junge Erwachsene 2024
ÖRK-Kommission für junge Erwachsene sammelt Inspiration und Entschlossenheit für die Zukunft (ÖRK-Pressemitteilung, 20. November 2024)
Erstes persönliches Treffen der ÖRK-Kommission für junge Erwachsene (ÖRK-Pressemitteilung, 14. November 2024)