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Crossings group photo

Die Podiumsgäste und ihre Unterstützergruppe nach der Vorführung der Doku „Crossings“ im Ökumenischen Zentrum in Genf am 21. März 2023.

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Eine maßgebliche Beteiligung von Frauen an Konfliktlösungen und an der Friedensarbeit führt zu einem nachhaltigeren Frieden. Zu diesem Ergebnis kam eine Podiumsdiskussion mit Frauen, die sich in der Friedensarbeit engagieren. Auf dem Event wurde auch ein Dokumentarfilm aus dem Jahre 2015 über die Initiative „Women Cross the DMZ“ gezeigt.

Die Europapremiere der Dokumentation „Crossings“ fand am 21. März im Ökumenischen Zentrum in Genf im Rahmen der Unterstützung des Ökumenischen Rates der Kirchen für den Korea-Friedensappell statt und begleitet die Advocacy-Arbeit der koreanischen Kirchen für einen nachhaltigen Frieden in der Region.

Der von der Regisseurin und Emmy-Preisträgerin Deann Borshay Liem gedrehte Film befasst sich mit bleibenden Fragen über das Vermächtnis des Krieges auf der koreanischen Halbinsel und mit der bedeutenden und inspirierenden Rolle, die Frauen bei der Lösung der weltweit hartnäckigsten Konflikte spielen können.

Die Dokumentation „Crossings“ würdigt und feiert besonders das Engagement von Frauen für die Friedensarbeit auf der koreanischen Halbinsel. Der Film begleitet 30 Friedensaktivistinnen aus unterschiedlichen Teilen der Welt auf ihrer historischen Reise durch die demilitarisierte Zone (DMZ) von Nord- nach Südkorea mit der Forderung, den Koreakrieg zu beenden und der koreanischen Halbinsel Frieden zu bringen.

Eine der Friedensaktivistinnen, die an der Podiumsdiskussion teilgenommen haben und die in dem Film porträtiert werden, ist Mimi Han, Vizepräsidentin des Weltbundes der Christlichen Vereine Junger Frauen (World YWCA). Sie stellte fest, dass „es noch eine weitere Grenze in Südkorea gibt, die in uns selbst liegt – leider auch innerhalb unserer Glaubensgemeinschaft. Es ist traurig, gestehen zu müssen, dass in uns selbst eine große entmilitarisierte Zone oder ein 38. Breitengrad existiert.“ Der Film zeige, so Han, wie wichtig es ist, unsere eigenen Grenzen und Barrieren zu überwinden, und beschreibe das inspirierende Beispiel von Frauen unterschiedlichster Herkunft, die sich zusammenfinden und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.

„Als ich noch ein Kind war, sagten meine Eltern mir immer: Sei eine Friedensstifterin und praktiziere Frieden in deinem täglichen Leben“, sagte die Koreanerin Young-Mi Cho, die ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilgenommen hat und Geschäftsführerin bei Korean Women‘s Movement for Peace ist. „Frauen können die Grenzen, die in uns selbst bestehen, überwinden und auf unterschiedliche Weise etwas bewirken. Wir wollen den Krieg beenden und die Welt zu einem besseren Ort machen, indem wir alle zusammenarbeiten.“

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Crossings panelists

An der Diskussion im Anschluss an die Filmvorführung beteiligten sich Peter Prove, Direktor der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, Pastorin Nicole Ashwood, ÖRK-Referentin für das Programm Gerechte Gemeinschaft von Frauen, Ewa Eriksson Fortier, eine der Delegierten von Women Cross the DMZ, Young-Mi Cho, ein weiterer Podiumsgast aus Korea und Geschäftsführerin von Korean's Movement for Peace, und Mimi Han, Vizepräsidentin von World YWCA. Die Moderation der Diskussionsrunde übernahm Pastor Dr. Peter Cruchley, Direktor der ÖRK- Kommission für Weltmission und Evangelisation.

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Peter Prove, Direktor der Kommission der Kirchen für internationale Angelegenheiten, merkte an, dass der Film uns helfe zu verstehen, dass die anhaltende Teilung der koreanischen Halbinsel ein Artefakt des Kalten Krieges sei, der „in erster Linie ein Konflikt zwischen weißen Männern war.“

„Die historische Realität verlangt von uns, dass wir zur Lösung dieses Problems einen inklusiveren Ansatz finden müssen. Abgesehen davon, dass wir den Friedensaktivistinnen überall auf der Welt mehr Handlungsmacht geben müssen, gilt auch, dass wir diese Handlungsmacht dem koreanischen Volk, im Norden wie im Süden, zurückgeben müssen“, sagte Prove. „Letztendlich muss ein erfolgreicher Friedensschluss auf der koreanischen Halbinsel ein gemeinsames Projekt des koreanischen Volkes selbst sein – und darf nicht von weißen Männern in anderen Teilen der Welt behindert werden.“

In den biblischen Erzählungen gehe es oft um Frauen, die Wege aus Konfliktsituationen finden, so Pastorin Nicole Ashwood, ÖRK-Referentin für das Programm Gerechte Gemeinschaft von Frauen. „Was mich an dem Film besonders beeindruckt hat: Diese Frauen haben selbst in Zeiten, als sie überfordert waren und sich gefragt haben, wie sie angesichts der Hindernisse und Widerstände weitermachen sollten, genau gewusst, dass sie seine gemeinsame Front bilden müssen und dass ihre Stärke und ihre Kraft auf ihrer Einigkeit beruht. Die Kirche ist aufgerufen, sich für dieses Ziel zu engagieren und sich den koreanischen Frauen und ihrer Suche nach Frieden anzuschließen“, sagte Ashwood.

Obwohl in dem Film überaus unterschiedliche Frauengruppen gezeigt wurden, seien ihre Erfahrungen mit Kriegen und Friedensprozessen erstaunlich vergleichbar, so Ewa Eriksson Forier, eine der Delegierten von Women Cross the DMZ und seit langem federführend in der humanitären Arbeit in Nordkorea engagiert.

„Es gibt die Resolution des UN-Sicherheitsrates, nach der Frauen an Friedensprozessen und der Lösung von Konfliktsituationen beteiligt werden sollen – der gesetzliche Rahmen ist also vorhanden. Viele Länder haben eigene Pläne für die Umsetzung der Resolution, aber es gibt massive Widerstände dagegen, oder das Thema hat in vielen Ländern einfach keine Priorität“, sagte Eriksson Fortier und fügte hinzu, dass die heutige Weltlage aufgrund des Kriegs in der Ukraine noch ernster sei und die Friedensbewegungen in der Welt massive Widerstände überwinden müssen, „aber wir dürfen niemals aufgeben.“

„Wenn Frauen zum Frieden aufrufen, dann sprechen wir nicht nur über Frieden im Sinn der nationalen Sicherheit oder der Abwesenheit von Krieg, Konflikten und Waffen“, fügte Mimi Han während der Diskussion hinzu. „Wir sprechen über unsere gemeinsame Sicherheit, unsere Sicherheit als Menschen, und sehen Frieden als einen ganzheitlichen Prozess, der auch eine sozioökonomische Dimension hat und Sicherheit für Gesundheit, Umwelt und Klima miteinschließt. Deshalb glauben wir, dass eine maßgebliche Beteiligung von Frauen und ihre Teilhabe an der Macht zu einem Frieden führt, der nachhaltig ist.“

Die aktuelle politische Lage, so Young-Mi Cho, biete die Gelegenheit, eine umfassendere Friedensbewegung in Korea aufzubauen und auch die Friedensbewegung koreanischer Frauen zu stärken. „Wir möchten mit unserer Friedensbewegung nicht nur die Menschen in Korea erreichen, sondern auch in anderen konfliktbefangenen Ländern.  Folgen wir dem Schlusswort des Films - Fangen wir an! Wir müssen handeln, und wir müssen gemeinsam handeln“, sagte die koreanische Friedensaktivistin und sprach damit Frauen in aller Welt Mut zu.

Die Podiumsdiskussion wurde von Pastor Dr. Peter Chruchley geleitet, Direktor der ÖRK-Kommission für Weltmission und Evangelisation. Mitsponsoren der Vorführung des Dokumentarfilms: Women Cross the DMZ (WCDMZ), Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF), Initiative der Nobelpreisträgerinnen (NWI) und Korean Women's Movement for Peace (KWMP).

2023 ist der 70. Jahrestag des 1953 geschlossenen Waffenstillstands, der die Kampfhandlungen beendete, aber nicht den Koreakrieg. Zu diesem Anlass fordert der Ökumenische Rat der Kirchen weltweit alle Kirchen auf, sich dem Korea-Friedensappell anzuschließen. Diese Kampagne will den Waffenstillstand durch einen dauerhaften Friedensvertrag für die koreanische Halbinsel ersetzen.

FOTOS: Vorführung der Dokumentation „Crossings“

ÖRK unterstützt koreanische Kirchen während der Kampagne für einen Korea-Friedensappell (ÖRK-Pressemitteilung, 13. März 2023)

 

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Moment of the film "Crossings"

Mit ihrer kreativen Erzählweise würdigt und feiert die Dokumentation „Crossings“ das Engagement von Frauen für den Friedensprozess auf der koreanischen Halbinsel.

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