Der Fortschritt bei der Gleichstellung von Männern und Frauen in den Nachrichtenmedien ist ins Stocken geraten. Das zeigen die neuesten Ergebnisse des Global Media Monitoring Project (GMMP).
Eine Studie, die in 114 Ländern über einen Zeitraum von 20 Jahren durchgeführt wurde, offenbart ein gleichbleibendes, gravierendes Missverhältnis in der Darstellung von Männern und Frauen in den Nachrichtenmedien und macht deutlich, dass die alltägliche Berichterstattung über Frauen nicht deren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben entspricht. Die Studie ist die fünfte und größte Untersuchung des GMMP zur Darstellung und Repräsentation von Frauen in den Medien.
Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen zwar 50 Prozent der Weltbevölkerung, jedoch nur 24 Prozent der Personen ausmachen, über die Berichte in der Zeitung zu lesen, im Fernsehen zu sehen oder im Radio zu hören sind – das entspricht den Zahlen von 2010.
Die Unterrepräsentation von Frauen in den klassischen Nachrichtenmedien hat sich auch auf die Neuen Medien übertragen. Nur 26 Prozent der Personen, die in der Berichterstattung in Internet und in „Tweets“ vorkommen, sind Frauen.
„Der GMMP-Bericht 2015 hat die Sichtbarkeit, Hörbarkeit und Erwähnung von Frauen und Männern in der medialen Berichterstattung untersucht und enthüllt einen Sexismus, der seit Jahrzehnten und über geographische Grenzen hinweg besteht; der sich an neu entstehende Medienformen anpasst und sich überall dort ausbreitet, wo Nachrichteninhalte verfasst und verbreitet werden“, sagt Dr. Sarah Macharia, globale Koordinatorin des GMMP.
Die ökumenische Familie spielt eine wichtige Rolle bei der Stärkung des weltweiten Engagements für die Gleichstellung von Frauen in den Nachrichtenmedien, so Dr. Isabel Apawo Phiri, beigeordnete Generalsekretärin des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). „Der GMMP-Bericht weist darauf hin, dass dies ein Thema ist, über das wir auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens miteinander ins Gespräch kommen sollten“.
Aufruf zur Beendigung des Sexismus in den Medien
Der Bericht zeigt außerdem, dass Frauen heute insgesamt doppelt so häufig wie Männer in der Gefahr sind, als Opfer dargestellt zu werden – das entspricht einem Anteil von 16 Prozent im Vergleich zu 8 Prozent vor 10 Jahren.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass es Journalistinnen schwerer haben, ihre Berichte in Zeitungen und Nachrichtensendungen zu platzieren. Ebenso wie vor zehn Jahren stammt nur 37 Prozent der Berichterstattung von Frauen.
Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse fordern die Weltvereinigung für Christliche Kommunikation (WACC) und die GMMP-Koordinatoren ein Ende des Sexismus in den Medien bis 2020.
Phiri schloss sich diesem Aufruf im Namen des ÖRK an. „Wir beten und hoffen, dass wir im Jahr 2021 bei der 11. ÖRK-Vollversammlung einen Bericht lesen dürfen, der zeigt, dass die Nachrichtenmedien eine breitere Sicht auf Gleichstellung und Inklusion gewonnen haben“, so Phiri. „Unter der Führung des Heiligen Geistes können wir gemeinsam die Medien verändern, damit Frauen besser repräsentiert werden.“
Das GMMP ist ein Projekt der WACC und wird von der UN-Organisation zur Gleichberechtigung der Geschlechter und der Stärkung der Rechte der Frau unterstützt. Die erste Studie über die Darstellung der Geschlechter in der Berichterstattung der Medien wurde im Jahr 1995 durchgeführt und wird seitdem alle fünf Jahre wiederholt. Die GMMP-Studie 2015 ist die größte Studie und Initiative im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit in und durch die Nachrichtenmedien weltweit.
Vollständiger Bericht des GMMP (in englischer Sprache)
Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens
Gerechte Gemeinschaft für Frauen und Männer
WACC Global (in englischer Sprache)