Image
Man in a flooded house

Ein Mann schöpft nach Überschwemmungen in Meulaboh in der indonesischen Provinz Aceh im November 2014 Wasser aus seinem Haus. Aufgrund des Klimawandels und der starken Ausbreitung der Palmöl-Plantagen werden die Überschwemmungen in der Region immer schlimmer. 

Foto:

Die Zeit der Schöpfung beginnt am 1. September, während wir uns in Karlsruhe zur 11. ÖRK-Vollversammlung versammelt haben werden. Es wird eine historische Veranstaltung sein. Was macht Ihnen Mut, wenn Sie darüber nachdenken?

Dr. Andrianos: Es ist ein wahrer Segen – aber es könnte auch der letzte Aufruf Gottes an die Kirchen zu ökologischer Umkehr sein, dass der Beginn der Zeit der Schöpfung zum ersten Mal in der Geschichte zeitlich mit einer ÖRK-Vollversammlung zusammenfällt. Ich bin überzeugt, dass der dreieinige Schöpfergott es geplant hat, dass diese beiden Ereignisse zeitlich zusammenfallen, um die Herzen der vielen tausend Teilnehmenden an der Vollversammlung zu erreichen und insbesondere die Vollversammlung – als Entscheidungsträgerin und oberstes Leitungsgremien des ÖRK – zu überzeugen, der leidenden Schöpfung die dringend notwendige Aufmerksamkeit zu schenken und ihr durch eine konzertierte ökologische Umkehr in den kommenden Jahrzehnten die dringend notwendige Wiedergutmachung und Reparaturen von uns zuteilwerden zu lassen.

Welche Bedeutung hat das diesjährige Thema der Zeit der Schöpfung für uns alle?

Dr. Andrianos: Das Thema für die Zeit der Schöpfung in diesem Jahr lautet: „Höre auf die Stimme der Schöpfung“. Wir leben im Zeitalter des Anthropozän, in dem außer der Stimme der privilegierten mächtigen Menschen alle Stimmen der Schöpfung „stumm geschaltet“ oder vernachlässigt werden. Der brennende Dornbusch, der als Symbol für das Thema der Zeit der Schöpfung 2022 gewählt wurde, erinnert uns neben anderen Bedeutungen daran, dass die Erde „krank“ ist und dass die Sünden der Menschen – Habgier und Egoismus – die Leiden sind, die das brennende „Fieber“ hervorrufen. Wir hören jeden Tag aufs Neuen von den Belegen dafür – die katastrophalen Flächenbrände und anderen Katastrophen sind die schmerzerfüllten Schreie der Schöpfung nach einer unverzüglichen Verhaltensänderung der Menschen – ein Aufruf, das „Syndrom des Frosch‘ im kochenden Wasser“ zu vermeiden.

Was sind Ihre Hoffnungen für die 11. ÖRK-Vollversammlung?

Dr. Andrianos: Ich hoffe, dass diese Vollversammlung mindestens zwei konkrete Schritte hin zu Einheit und spiritueller Erneuerung in dieser Zeit der Ungewissheiten und der sich in rasantem Tempo verändernden Technologien auf den Weg bringen wird. Zum einen hoffe ich, dass die Beobachterinnen und Beobachter der Kirchen und die teilnehmenden Gäste mutige Entscheidungen für eine größere Einheit aller Kirchen als Antwort auf Jesu Aufruf, dass alle eins sein sollen, treffen werden und dass sie im ÖRK gemeinsam unterwegs sein werden, um die Ziele der ökumenischen Bewegung in einer Solidarität des Geistes, der Seele und des Leibes in Christus zu erreichen.

Zum zweiten hoffe ich, dass die Vollversammlung viele Menschen wird überzeugen können, sich mit dem dreieinigen Gott und der gesamten Schöpfung zu versöhnen, indem sie neue Wege für ein Leben in metanoia und mit ökologischer Gerechtigkeit für alle in den kommenden Jahren ebnet: dass wir die Früchte einer ökologischen Umkehr im täglichen Leben der Mitgliedskirchen und in allen ÖRK-Programmen nach der Vollversammlung werden erkennen können.