Dieser Text wird ein "wichtiges ökumenischen Werkzeug" zur Erfüllung des Gebetes Jesu für die Einheit der Christen werden, erklärte Metropolit Dr. Gennadios von Sassima vom Ökumenischen Patriarchat in seiner Einführung zur Studie "Das Wesen und die Mission der Kirche", die er heute vor dem Plenum der Kommission des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) für Glauben und Kirchenverfassung gab.

In seiner Rede vor dem Plenum der Kommission, das vom 28. Juli bis 6. August 2004 in Kuala Lumpur (Malaysia) tagt, erkannte Gennadios die Schwierigkeiten an, mit denen die Ökumene heute konfrontiert ist: "Die christliche Welt lebt nach wie vor im 'Schisma' (…), die Einheit des Glaubens ist auseinandergebrochen (…), die Einheit der Liebe ist abgekühlt (…). Der Leib Christi ist völlig zerbrochen", erklärte er und fügte hinzu: "Nur die Hoffnung auf Einheit ist nicht voll und ganz verloren gegangen."

Gennadios, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung, erklärte, dass der Studienprozess das Ziel verfolge, gegenseitiges Verständnis und Konvergenz im Blick auf die Bestimmung und die Mission der Kirche zu fördern und "die Anfeindungen und Spaltungen der Vergangenheit miteinander zu versöhnen".

"Wir hoffen und sind optimistisch, dass wir in der Gnade Gottes weiter zusammenarbeiten können" und dass dieses Ekklesiologieprojekt ein "wichtiges ökumenisches Werkzeug" zur Erfüllung des Gebetes Jesu für die Einheit der Christen werde, sagte er abschließend.

Pfr. John Hind von der Kirche von England, der im Anschluss an Gennadios das Wort ergriff, betonte, das Dokument sei von der Hoffnung getragen, dass es - "am Ende, egal, wie lange es dauert" - ein "Konvergenztext zur Kirche wird, analog zu (…) dem Dokument 'Taufe, Eucharistie und Amt'".

Eine der wichtigsten Errungenschaften von Glauben und Kirchenverfassung war die Ausarbeitung eines grundlegenden Textes zu "Taufe, Eucharistie und Amt" (Baptism, Eucharist and Ministry/BEM) und dessen Anerkennung 1982 in Lima, der drei der wichtigsten Lehrfragen behandelt, die die Kirchen trennen. Der Text, der auch als Konvergenzerklärung von Lima bekannt ist, hat in seiner englischen Fassung die 37. Auflage erreicht, ist in 35 Sprachen übersetzt worden und mit einer Auflage von über 500.000 Exemplaren im Umlauf.

Pfr. Dr. Peter Lodberg von der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark betonte seinerseits, dass "der nächste wichtige Schritt darin besteht, dass die Kirchen sich die ekklesiologische Frage zu Eigen machen" und zwar sowohl "auf der Ebene der Kirchenleitungen als auch der Gemeinden".

In der darauf folgenden Diskussion im Plenum unterstrich Bischof Dr. Hilarion von Wien und Österreich von der Russischen Orthodoxen Kirche, wie wichtig es sei anzuerkennen, dass die Kirchen zutiefst gespalten seien.

"In dem Dokument enthaltene Aussagen wie die, dass es 'wirkliche, aber nicht voll verwirklichte Einheit' gibt, übersehen gerne die Tatsache, dass es keine wirkliche Gemeinschaft außerhalb der eucharistischen Gemeinschaft - die wir nicht haben - gibt. Das sollten wir nicht leugnen. Wir dürfen nicht vorgeben, etwas erreicht zu haben, was wir in Wirklichkeit nicht erreicht haben." Er ermahnte die Kommission, "die Tragödie der Spaltung unter den Christen ernster zu nehmen."

Die Studie, die mit den Worten von Gennadios "bislang noch als Entwurf" vorliege, aber ihr "vorletztes Stadium" erreicht habe, ist noch nicht veröffentlicht worden. Eine mögliche Veröffentlichung ist nach einer weiteren Revision für die nächste ÖRK-Vollversammlung geplant, wenngleich die Kommission die Studie anschließend wieder aufgreifen wird.