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Meeting on the WCC pre-assemblies in Bossey

Die Mitglieder der Planungsgruppen für vier Vorveranstaltungen trafen sich sowohl in Bossey als auch online vom 26. November – 2. Dezember 2021.

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Vier vorbereitende Konferenzen werden in den Tagen unmittelbar vor der Vollversammlung mit vier Themen stattfinden – Männer und Frauen, indigene Völker, Menschen mit Behinderungen und Ecumenical Youth Gathering (EYG - Ökumenisches Treffen junger Menschen). Unter Berücksichtigung der aufgrund von COVID-19 geltenden Einschränkungen und der sich ständig ändernden Situation haben sich die Planungsgruppen sowohl auf Präsenzveranstaltungen als auch im Online-Format für einzelne und gemeinsame Diskussionen getroffen.

Auf der 11. ÖRK-Vollversammlung wird es zum ersten Mal der Fall sein, dass es auf den Konferenzen im Vorfeld der Vollversammlung gemeinsame Sitzungen zur Orientierung, Andacht, Netzwerkarbeit und zum Austausch über gemeinsame Belange gibt.

Was ist eine Konferenz im Vorfeld der Versammlung?

Diese Konferenzen bieten Delegierten und Teilnehmenden der Vollversammlung die Gelegenheit, sich mit anderen Personen auszutauschen, die eine vergleichbare Interessenlage haben und sich mit bestimmten kritischen Themen ausführlicher befassen möchten. Die Teilnehmenden an diesen vorbereitenden Konferenzen können ihre Erkenntnisse in ökumenische Gespräche und weitere Beratungen während der Vollversammlung einbringen.

Teil des EYG sind die Jugendkonferenz vor der Vollversammlung sowie das Stewards-Programm und eine Reihe weiterer Aktivitäten für junge Erwachsene.

Wer kann daran teilnehmen?

Bei der Anmeldung werden die Delegierten der Vollversammlung gefragt, ob sie an einer dieser Konferenzen im Vorfeld der Vollversammlung teilnehmen möchten. Sobald sie eine dieser Konferenzen aussuchen, bestätigt eine Koordinatorin bzw. ein Koordinator diese Teilnahme.

Zu diesem Zeitpunkt ist die Anmeldung für Delegierte und Beraterinnen und Berater der Delegation noch offen, und die Anmeldungen für die nächsten Kategorien werden zu einem späteren Zeitpunkt geöffnet.

„Wer an einer dieser Konferenzen im Vorfeld teilnimmt“, sagte Bischöfin Rosemarie Wenner, Genfer Sekretärin des Weltrates Methodistischer Kirchen, „sollte die Bereitschaft mitbringen, zuzuhören.“ „Seien Sie offen, Ihre persönliche Geschichte zu erzählen, Ihren Glaubensweg, Ihre Lebenskämpfe. Kommen Sie in der Erwartung, das Wirken des Heiligen Geistes zu erleben.“

Über die Konferenzen im Vorfeld der Versammlung

Frauen und Männer, 29.–30. August. Schon seit der 2. ÖRK-Vollversammlung gibt es eine Frauenkonferenz vor der Versammlung, die sich speziell mit der Teilnahme von Frauen befasst und damit einen besonderen Schwerpunkt auf die Belange von Frauen, ihre Kämpfe und ihren Beitrag für die Kirche und die Gesellschaft legt. In Busan wurde daraus für die 10. ÖRK-Vollversammlung eine „Frauen und Männer“ Konferenz mit einer gemeinsamen Auseinandersetzung zum Thema Geschlechtergleichstellung.

Andrea Quesada vom YMCA Perú, gehört zum Planungsteam für diese Konferenzen und erklärte, dass Gender-Gerechtigkeit kein Thema sein sollte, das nur für Frauen von Interesse ist. „Ich glaube, dass Männer und Frauen gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten kämpfen sollten, in welcher Form wir ihr auch begegnen“, sagte sie.

Maha Milki von der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien erinnerte daran, dass sich diese Veranstaltungen in früheren Zeiten ausschließlich mit der Situation von Frauen befasst hätten, „dass wir aber jetzt bei dieser Vorfeld-Konferenz das Privileg haben, auch Männer in unseren Reihen zu haben, die eine neue Männlichkeit verkörpern und sich gemeinsam mit uns über geschlechtsspezifische Fragen auseinandersetzen.“

Pastor Dr. Anders Göranzon, einer der Botschafter für Donnerstags in Schwarz von der Schwedischen Bibelgesellschaft, war ebenfalls der Meinung, dass Frauen und Männer zusammenarbeiten müssen, um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen – allerdings hätten Frauen in früheren Vollversammlungen „sichere Räume“ zu schätzen gewusst, um sich über ihre Anliegen austauschen zu können.  „Wir als Männer – wir brauchen sichere Räume, wo wir miteinander reden können“, sagte er. „Wir sind daran interessiert, zusammenzuarbeiten, aber von Zeit zu Zeit auch in getrennten Gruppen, einfach, um diese sicheren Räume zu schaffen.“

Bischöfin Wenner, ebenfalls Botschafterin für Donnerstags in Schwarz, sagte, sie hoffe auf eine transformierende Erfahrung.

„Diejenigen, die kommen, kommen hoffentlich mit dieser Einstellung – mit der Erwartung, dass sie Neues hören, etwas, das herausfordernd ist, aber auch inspirierend“, sagte sie.

Indigene Völker, 28.–30. August. Das Thema lautet „Versöhnung und die Wiederherstellung der Ganzheit der Schöpfung“, wobei mindestens 75 % der Teilnehmenden indigenen Völkern angehören.

Diese Konferenz für indigene Völker vor der Vollversammlung will Vorstellungen von Versöhnung in Frage stellen und kritisieren, die zu sehr darauf bedacht sind, die Verfehlungen und Gewalttaten der Vergangenheit zu beschönigen, ohne auf die nach wie vor bestehenden systemischen und strukturellen Ursachen von Unterdrückung und Ungerechtigkeit der Vergangenheit und Gegenwart einzugehen. Versöhnung ist eine bewusste Verpflichtung, um die Ganzheit der Schöpfung wiederherzustellen. Indigene Völker bringen aufgrund ihrer Erfahrungen zahlreiche Erkenntnisse, Perspektiven, Kulturen und Kontexte mit, die den ökumenischen Dialog über Versöhnung und das umfassendere Thema der Vollversammlung bereichern werden.

Seine Exzellenz Mark MacDonald, Erzbischof der Nationalen Indigenen Anglikanischen Kirche von Kanada und ÖRK-Präsident für Nordamerika, sagte, dass sich die Ureinwohner-Gemeinschaften mit der Krise des Klimawandels und auch mit einer fortgesetzten, fast vollständigen Unsichbarkeit indigener Rechte durch die historische Kolonisierung und Neokolonisierung auseinandersetzen. „Das ist für die indigene Bevölkerung, die mit dem Klimawandel konfrontiert wird, ein kritisches Thema, aber es ist ein noch größeres Thema für den Planeten, da etwa ein Drittel bis ein Viertel des weltweit landwirtschaftlich nutzbaren Landes jetzt unter den Protokollen und der Verwaltung indigener Völker steht", sagte MacDonald. „Geschätzt sind etwas mehr als 80 % der Biodiversität, die es noch auf unserem Planeten gibt, in den Händen indigener Völker.“

Pastorin Mari Pauliina Valjakka, eine samische Seelsorgerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Finnland und Vorsitzende der ÖRK-Referenzgruppe für indigene Völker, stimmte mit der Meinung MacDonalds überein, dass die indigenen Völker in der Tat am unmittelbarsten von der Klimakatastrophe betroffen seien. „Auch viele indigene Völker durchlaufen Wahrheits- und Versöhnungsprozesse in unserem eigenen Kontext“, sagte Valjakka.

Menschen mit Behinderungen, 29.–30. August. Organisiert vom Ökumenischen Aktionsbündnis von und für Menschen mit Behinderungen wird diese vorbereitende Tagung mit dem Thema „Wertschätzung von Diversität und Begabungen auf dem Weg zur Inklusion“ die Fähigkeiten und Begabungen von Menschen mit Behinderungen würdigen, sich mit alten und neuen Wunden auseinandersetzen und Wege aufzeigen, wie diese Ungerechtigkeiten transformiert werden können.

Diese vorbereitende Tagung wird ebenfalls Menschen mit Behinderungen darauf vorbereiten, im Zuge ihrer Teilnahme an der Vollversammlung die Gelegenheit wahrzunehmen, die Kirchen daran zu erinnern, dass der Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens nicht nur eine gottgegebene Forderung und Pflicht ist, sondern auch eine Frage der Glaubwürdigkeit in der Welt. Die Kirchen können ihrer Mission nur treu bleiben, wenn sie ein gemeinsames Zeugnis für Jesus Christus in ihrem Zeugnis und Dienst ablegen, Respekt vor der Würde des Menschen zeigen und sich solidarisch mit Randgruppen verhalten, zum Beispiel mit Menschen, die aufgrund ihrer Behinderungen marginalisiert werden.

Pastorin Kathy Reeves von der Evangelisch-methodistischen Kirche in den USA ist Mitglied des Ökumenischen Aktionsbündnis von und für Menschen mit Behinderungen. „Alles, was die Menschheit insgesamt betrifft, geht ebenfalls Menschen mit Behinderungen an, denn wir sind ein Teil der Menschheit“, sagte sie.

Fabian Corráles von der Baptistenkirche in Costa Rica sagte, er bete für die Menschen, damit sie sich versammeln mögen als ein Leib Christi. „Ich möchte, dass die Kirche versteht, dass es für Menschen mit Behinderungen nicht einfach ist, an Gott zu glauben, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre eigene Kirche sie ablehnt“, sagte er. „Deshalb träume ich davon und bete dafür, dass die Kirche eine inklusivere Heimat für alle Menschen wird.“

Ökumenisches Treffen junger Menschen (EYG), 27.–30. August. Das EYG wendet sich an Delegierte der Vollversammlung, Stewards und Vertreterinnen und Vertreter der ÖRK-Mitgliedskirchen und ökumenischen Partner, die sich vier Tage lang über gemeinsame Belange und Vorstellungen austauschen können.

Ziel des EYG ist es, junge Menschen zu tiefgehenden Gesprächen zusammenzubringen und sie auf ihre Rollen und Aufgaben während der Vollversammlung vorzubereiten. Junge Delegierte, die teilweise nur wenige oder gar keine Erfahrungen mit ökumenischen Zusammenkünften haben, erhalten hier das erforderliche Rüstzeug und Erkenntnisse, um konstruktive Beiträge zum Kirchenleben zu leisten.

Schwester Sandrine Nourry von der römisch-katholischen Gemeinschaft Chemin Neuf mit ökumenischer Berufung sagte, dass die Teilnehmenden sicherlich zu vielen Themen unterschiedliche Meinungen haben dürften, dass aber diese Art der Auseinandersetzung selbst als Gabe zu betrachten  sei.

Zu der Vielzahl der Themen, so sagte sie, gehörten „unsere Geschichte, unsere psychische Gesundheit, Geschlechtergleichstellung, Sexualität, gemeinsame Geschichten unserer Länder und Glaubensrichtungen, Umwelt und Schöpfung und die Frage, wie sich die Pandemie auf uns und unsere Beziehungen auswirkt.“

Olivia Vakacegu von der Fidschi-Gemeinschaft und Pazifischen Konferenz der Kirchen sprach darüber, wie wichtig es sei, dass die jungen Menschen sich mit dem Klimawandel auseinandersetzten. „Die Menschen in der pazifischen Region sind die ersten, die den Klimawandel zu spüren bekommen“, sagte sie. „Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass unser Führungen den jungen Menschen zuhören und ihnen gleichzeitig den Raum bieten, um sich in den Prozess einzubringen.“

Ramy Hanna von der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Ägypten sieht eine Zukunft, in der Teilnehmende aus aller Welt an diesen ökumenischen Treffen junger Menschen teilnehmen.

Auf dem EYC sagte Hanna, dass „wir junge Erwachsene aus allen Ländern der Welt und mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen und Konfessionen begrüßen.“

In dem Maße, wie sie sich besser kennenlernen, werden diese Menschen aus unterschiedlichen Kirchen und mit unterschiedlichen Hintergründen „versuchen, diesen sicheren Ort für jeden einzelnen jungen Menschen bereitzustellen, in dem sie ihre Gefühle und Erwartungen mitteilen können und Fragen stellen können, wie wir als junge Menschen eine führende Rolle innerhalb der ökumenischen Bewegung wahrnehmen können.“

Samson Waweru Njoki aus Kenia und vom Griechisch-Orthodoxen Patriarchat von Alexandria und ganz Afrika wird dafür sorgen, dass sich dieses Treffen junger Menschen auch mit Themen befasst, die für Menschen mit Behinderungen von Belang sind. „Ich gehe davon aus, das zum Zeitpunkt des Abschlusses dieser Veranstaltung die jungen Menschen mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sie wichtige Intermediäre des Wandels in jedem Aspekt ihrer Gesellschaft und Gemeinschaften sein werden, aus denen sie kommen, und dass sie ebenfalls versuchen werden, diejenigen zu repräsentieren, die keine Stimme haben – alle die Menschen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sprechen“, sagte er.  „Ich glaube, dass dies ein besonderes Privileg der jungen Menschen ist, denn Gott hat ihnen ihre Fähigkeiten und ihre proaktive Handlungsbereitschaft gegeben, um sich in der Gesellschaft für solch positive Dinge einzusetzen.“

Einheit inmitten von Diversität

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Veranstaltungen im Vorfeld der Vollversammlung sowohl eine Inspiration als auch eine Herausforderung darstellen, wenn Menschen aus allen Teilen der Welt, aus unterschiedlichen Kirchen und Traditionen zusammenkommen.

Philip Champion, Mitglied des ÖRK-Jugendausschusses aus der Russisch-Orthodoxen Kirche und Mitglied der gemeinsamen Planungsgruppe für diese vorbereitenden Versammlungen, sagte es so: „Ich meine, dass es im 21. Jahrhundert für Christenmenschen unterschiedlicher Traditionen, Konfessionen und Organisationen wichtig ist, sich zu versammeln, zusammenzuarbeiten und zu versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

„Christliche Einheit inmitten von Diversität kann eine Herausforderung sein“, fuhr er fort. „In der orthodoxen Tradition ist die Antwort auf die Frage ‚Wer ist mein Nachbar?‘ ganz einfach – alle Menschen und besonders diejenigen, die bedürftig sind, diejenigen, die leiden, und diejenigen, die durch eine schwere Zeit gehen. Das eint uns meiner Meinung nach, denn wir versuchen, unseren Nachbarn zu dienen, und zwar besonders denjenigen, die uns am meisten brauchen.“