Image
Bishop Bedford-Strohm video interview screenshot

Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen

Foto:

Mit Ihnen beginnt ja jetzt ein neuer Zeitabschnitt als ÖRK-Vorsitzender, setzt sich da für Sie auch die Dynamik aus der 11. ÖRK-Vollversammlung fort?

Bischof Dr. Bedford-Strohm:  Unser Weg als der ÖRK war im vergangenen Jahr schon spannend. Wir kamen in Karlsruhe, Deutschland zur 11. ÖRK-Vollversammlung zusammen, und diejenigen von uns, die an dieser großartigen Gemeinschaft der Vollversammlung teilhaben durften, wurden auf wunderbare Weise davon inspiriert.

Das Motto der Vollversammlung wurde im lebendigen Treiben der Vollversammlung zur Realität: „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt.“ Ich erlebte mehrere schwierige Situationen, wo wir erkannten, dass wir aus äußerst unterschiedlichen Verhältnissen kommen, und zwar Verhältnissen, in denen wir einander normalerweise gar nicht verstehen würden. Doch dann war die spirituelle Kraft der Einheit und Versöhnung stärker und führte uns wieder zusammen. Die Erfahrung von Karlsruhe gab uns allen deshalb starken Aufwind.

Als wir in Genf und im Ökumenischen Institut Bossey zu unseren ersten Sitzungen und Versammlungen zusammenkamen, machte ich die Erfahrung, dass die Einheit der Kirche, nach der wir alle streben, etwas ist, dass wir tatsächlich bereits erleben können, durch das Zusammensein in dieser Gruppe. Für mich als Vorsitzenden stellt das gemeinsam mit meinen beiden stellvertretenden Vorsitzenden eine große Verantwortung dar, es ist aber auch immer noch eine große Freude, als Vorsitzender zu fungieren und in der kommenden Acht-Jahres-Periode als solcher tätig zu sein.

Können Sie die aktuelle finanzielle Lage des ÖRK erläutern?

Bischof Dr. Bedford-Strohm: Wir mussten durch einige schwierige Debatten und jetzt auch Beschlüsse hindurch. Für den ÖRK musste ein Haushaltsplan erstellt und beschlossen werden. Dem ÖRK verursachten innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums Währungsschwankungen, die Unbeständigkeit der Wechselkurse und der starke Schweizer Franke große Probleme.

Die ÖRK-Mitgliedskirchen und seine Partnerinnen und Partner sind dem ÖRK mit ihren Beitragszahlungen treu geblieben, und dafür sind wir ihnen zutiefst dankbar. Mehr noch, sie sind auch bereit, ihren finanziellen Verpflichtungen im Jahr 2023 nachzukommen. Der Exekutivausschuss hat für 2023 einen Haushaltsplan verabschiedet, mit dem wir die Lage bewältigen.

Wir sind bei den davon betroffenen Menschen, und wir werden dafür sorgen, dass ihnen auch in Zukunft Türen offenstehen. Ich vertraue und hoffe darauf, dass Gott uns durch diese Lage führen wird. Selbst mit einem kleineren Budget sind wir bestrebt, im kommenden Jahr 2023 gute und starke Programmarbeit zu leisten. Das ist es nämlich, was die Welt unbedingt braucht.

Auf welche Weise wird der ÖRK 2023 auf die Bedürfnisse der Welt reagieren?

Bischof Dr. Bedford-Strohm: Wir werden gebraucht, während die Welt sich abmüht, eine deutliche Reaktion auf den Klimawandel zu finden. Als wir im ÖRK-Exekutivausschuss beisammen waren, haben wir eine öffentliche Erklärung herausgegeben, die alle Kirchen auf der Welt darin bestärkt, sich bei den Aktivitäten der Zivilgesellschaft zu engagieren, damit gewährleistet ist, dass die Ergreifung der notwendigen Maßnahmen für eine tatsächliche Bekämpfung des Klimawandels zu einer weltweiten Strategie wird.

Ich bin zuversichtlich, dass wir als Kirchen eine wichtige Rolle bei diesem notwendigen Wandel spielen können. 

Die Vollversammlung nahm auch deutlich Stellung gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine und gegen die Bombardierungen, und ich wiederhole diesen Appell, die Waffen niederzulegen. Ich bitte jeden dringend darum, alles zu tun, was in unserer Macht steht, um die humanitären Mindeststandards einzuhalten, die durch die systematische Bombardierung der ukrainischen Infrastruktur verletzt werden. Wir müssen für alle Menschen aufstehen, die Opfer dieses Krieges sind. Ich appelliere dringend dafür, diesen Krieg zu beenden, die Verletzung des Völkerrechts zu beenden und die Geltung internationalen Rechts wiederherzustellen.

Angesichts so vieler nur im globalen Umfang lösbarer Probleme braucht die Welt den Beitrag der weltweiten Zivilgesellschaft mehr denn je. Als ÖRK haben wir das einzigartige Potential, als Beauftragte dieser weltweiten Zivilgesellschaft zu fungieren, da wir überall auf der Welt in den örtlichen Gemeinden verwurzelt und gleichzeitig in einem weltweiten Maße verbunden und in unserem universellen Gesichtskreis vereint sind.

Was gibt Ihnen als Vorsitzendem Hoffnung?

Bischof Dr. Bedford-Strohm: Als ÖRK haben wir eine große Aufgabe, doch wir verfügen auch über sehr viel Kraft durch unseren Glauben an Gott. Wenn wir uns also jetzt in die Weihnachtstage, die Feiertage, begeben, werden wir die Botschaft der Weihnacht tatsächlich sehen und fühlen und hören: dass dieses kleine, schutzbedürftige Kind die Welt verändert hat, dass es eine Liebe in diese Welt gebracht hat, die niemand jemals wieder wird ausmerzen können. Daran glauben wir, und darum werden wir nie die Hoffnung verlieren.

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete und – in einem sehr viel tieferen Sinn – freudenbringende Weihnachtszeit, und ich hoffe, dass ich viele von Ihnen in den nächsten Jahren wiedersehen werde. Frohe Weihnachten. Gottes Segen sei mit Euch allen.

Pressemitteilung: ÖRK-Exekutivausschuss bewilligt Haushaltspläne und Kostenrahmen für 2023

ÖRK-Vollversammlung