Das ÖRK-Leitungsgremium hat sich vom 21.–26. November in Parlimni, Zypern versammelt, um die Planung für 2025 in Angriff zu nehmen, einschließlich des Budgets und der Umsetzung von ÖRK-Strategien. Im Zentrum der Versammlung stand die Friedenskonsolidierung im Kontext von Besatzung, Krieg und Konflikten.
„Während unserer Tagung auf Zypern habe ich den Herzschlag des Ökumenischen Rates der Kirchen vernommen“, sagte der ÖRK-Vorsitzende Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm. „Die Mitglieder unseres Exekutivausschusses kommen von allen Kontinenten der Welt.“
Viele dieser Mitglieder, so fügte er hinzu, kämen aus Ländern, in denen gewalttätige Konflikte, Besatzung oder andere Ungerechtigkeiten das Alltagsleben bestimmten und eine schwere Last für das Leben der Menschen dort bedeuteten. „Sie alle haben diese unterschiedlichen Lebenssituationen in unsere Konsultationen eingebracht“, sagte er.
Und doch, so fügte Bedford-Strohm hinzu, habe ihm diese Tagung Hoffnung gegeben, „weil die Menschen, die diese Veranstaltung geprägt haben, Hoffnung ausgestrahlt haben, und weil der Herzschlag des Ökumenischen Rates der Kirchen der Gott ist, der sich in Jesus Christus gezeigt hat, der am Kreuz gestorben und auferstanden ist und der immer bei uns ist bis ans Ende aller Zeiten.“
Der Exekutivausschuss hat sich auf Einladung der Kirche von Zypern, Heilige Metropolie von Constantia und Ammochostos, ausgesprochen von ÖRK-Präsident Metropolit Prof. Dr. Vasilios, auf Zypern getroffen. Ähnlich wie die Tagungen in Abuja und Bogota war die Zusammenkunft in Paralimni ein wichtiges Ereignis auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit.
Ein besonderes Augenmerk hat der Exekutivausschuss auf die seit 50 Jahren andauernde Besatzung durch die Türkei und die Spaltung des Landes und deren Auswirkungen auf die Menschen und die Kirchen gelegt.
Zum spirituellen Leben während der Tagung gehörten orthodoxe Andachten mit jeweils einer anderen örtlichen Kirchgemeinde. Die Tagung fand in den Räumlichkeiten der Heiligen Diözese von Constantia und Ammochostos statt.
Zur Tagesordnung für die Geschäfte des Exekutivausschusses gehörten ebenfalls Vorbereitungen für die Tagung des Zentralausschusses, der vom 18. bis zum 24. Juni zusammenkommen wird, sowie Informationen zum aktuellen Stand des Green Village-Immobilienprojekts. Der Exekutivausschuss hat ebenfalls Erklärungen zu öffentlichen Angelegenheiten veröffentlicht, die das Leben und das Zeugnis der Kirchen betreffen.
Vorsitzender spricht über die Kraft der prophetischen Rede
Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm sprach in seinem Bericht an den ÖRK-Exekutivausschuss komplexe Fragen an, sah aber auch Grund zur Hoffnung.
„Sollen wir als Propheten oder Pastoren handeln?“, fragte er. „Und was meinen wir, wenn wir davon sprechen, den Mächtigen der Welt prophetisch die Wahrheit zu sagen?“
Der Vorsitzende ging ebenfalls ausführlich auf die Aspekte des Pilgerwegs der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit ein.
„Wie können die Kirchen politische Prozesse kritisch begleiten?“, fragte er. „Wann sollen sie den Mächtigen offensiv statt tröstlich und unterstützend gegenübertreten?“
Er räumte ein, dass die Antwort auf diese Fragen in hohem Maße vom Kontext abhänge. „Doch es ist hilfreich, diese Fragen unabhängig von den jeweiligen Umständen zu stellen“, sagte er. „Die Art und Weise, wie wir als Kirchen mit den Mächtigen sprechen, muss die verschiedenen Gegebenheiten berücksichtigen.“
Generalsekretär: Der ÖRK verkündet der Welt Gottes Gerechtigkeit
In seinem Bericht hat ÖRK-Generalsekretär Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay erklärt, dass es ihm in den vergangenen Monaten in erster Linie darum gegangen sei, dem ÖRK zu mehr Ansehen in der Welt zu verhelfen. „Ich glaube, dass wir damit auf ganzer Linie erfolgreich sind“, sagte er. „Ich bin ebenfalls dafür dankbar, dass meine Gastgeber die Kosten für die Einladungen, die an mich gerichtet sind, großzügig übernehmen, denn das entlastet definitiv besonders dann unseren Haushalt, wenn die Anwesenheit des Generalsekretärs auf so vielen Veranstaltungen erwünscht ist.“
Pillay berichtete ebenfalls über die Arbeitsgruppe zu Palästina und Israel und beschrieb anhand eines Überblicks über die ÖRK-Programme einige der Aktivitäten und Veranstaltungen, die in den ÖRK-Programmbereichen seit der letzten Exekutivausschusstagung im Juni stattgefunden haben.
„Es ist wichtig festzuhalten, dass die Programme auf die Ziele und Prioritäten des ÖRK abgestimmt sind“, sagte er. „Darüber hinaus wird daran erkennbar, wie der ÖRK auch weiterhin innerhalb der Gemeinschaft und darüber hinaus Zeugnis ablegt und sich für eine verwandelnde Nachfolge stark macht.“
Pillay beschrieb die laufenden Vorbereitungen auf das Ökumenische Jahr 2025 sowie besondere Ereignisse im Bereich des ÖRK-Programms öffentliches Zeugnis und Diakonie.
„Es gibt immer mehr Initiativen, Kirchen zu dabei unterstützen, sich an den UN-Menschenrechtsmechanismen zu beteiligen“, sagte er. „In den zehn Jahren seiner Partnerschaft mit UNICEF hat der ÖRK mit unterschiedlichen Partnern zusammengearbeitet, um sich für Klimagerechtigkeit, gegen Gewalt an Kindern und für den Schutz von Rechten einzusetzen“
Weltweit wichtige Fragen und Probleme ansprechen
Der ÖRK-Exekutivausschuss hat sieben Erklärungen veröffentlicht, darunter:
Überwindung einer seit 50 Jahren anhaltenden Teilung – auf der Suche nach Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit auf Zypern. Diese Erklärung äußert sich tief besorgt über die Narben, die Teilung, Enteignungen und Vertreibungen hinterlassen haben und die nicht heilen.
Erklärung zum Krieg in Gaza, im Libanon und im gesamten Nahen Osten. Das ÖRK-Leitungsgremium zeigte sich überaus besorgt über die fortwährenden und weitreichenden Angriffe Israels auf die Zivilgesellschaft und die Infrastruktur im besetzen Gazastreifen, dem Westjordanland und im Libanon, die auch auf das benachbarte Syrien und weitere Gebiete übergreifen.
Sehnsucht nach einem gerechten Frieden in Europa. Die Erklärung erinnert schweren Herzens daran, dass der Krieg in der Ukraine bereits mehr als 1000 Tage dauert.
Ergebnisse des Klimagipfels COP29 und der Biodiversitätskonferenz COP16: Mit den Bedrohungen für den lebenden Planeten umgehen. Die Erklärung befasst sich mit der sich verschärfenden Umweltkrise und ihren humanitären Aspekten.
Erklärung zu Haiti. Der Text befasst sich in erster Linie mit den Menschen auf Haiti, die unter einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise leiden.
Appell zur Unterstützung der Menschen im Sudan. Der ÖRK verurteilte die anhaltenden Kämpfe im Sudan und forderte nachdrücklich Solidarität und Unterstützung für die Menschen und die Kirchen.
Erneute Verpflichtung zu multilateraler Zusammenarbeit. Die Erklärung ist ein grundsätzliches Bekenntnis des ÖRK zur Zusammenarbeit über Grenzen und Trennlinien hinweg und tritt wie die UN ein für Frieden, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung.
Tagesordnung für die Geschäfte des Exekutivausschusses
Arbeitsgruppe Halbzeitbewertung
Im Nachgang zur 11. Vollversammlung des ÖRK hat der Zentralausschuss im Juni 2023 den strategischen Plan des ÖRK genehmigt, der eine gemeinsame Orientierung für die Arbeit des ÖRK als Gemeinschaft von Kirchen bis zur nächsten Vollversammlung bietet. Der strategische Plan sieht vor, dass „im Jahre 2027 eine Halbzeitbewertung vorgenommen wird, um die während der ersten Vierjahresperiode 2023–2026 erzielten Fortschritte zu beurteilen.“ Die Arbeitsgruppe wird im Juni 2025 vom Zentralausschuss gewählt.
Arbeitsgruppe Überprüfung von Leitungsstrukturen
Zwischen den Vollversammlungen überprüft der ÖRK-Zentralausschuss die Verfassung und die Satzung des ÖRK. Die letzten Zentralausschüsse haben eine Arbeitsgruppe gewählt, bestehend aus vier bis sechs Mitgliedern des Zentralausschusses mit entsprechenden Erfahrungen und Fachkenntnissen. Der Exekutivausschuss wird dem Zentralausschuss im Juni einen Vorschlag vorlegen.
Arbeitsgruppe Mitgliedsbeiträge
Auf seiner Tagung in Genf im Juni 2022 hat der Zentralausschuss eine integrierte Strategie für die Einnahmenentwicklung genehmigt und bestimmte Maßnahmen hinsichtlich des Plans für die Entwicklung der Mitgliedsbeiträge zur Kenntnis genommen; dazu gehört auch die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die an den Exekutivausschuss delegiert wurde. Die vorgeschlagene Arbeitsgruppe soll den Plan für die Mitgliedsbeiträge prüfen und dabei Aspekte wie Fairness und Transparenz, Größe und finanzielle Kapazität der Mitglieder berücksichtigen; weiterhin soll die Arbeitsgruppe im Rahmen von Gesprächen und Verhandlungen die Umsetzung des Plans im Geiste der Wegbegleitung und Gemeinschaft sicherstellen.
Bericht der Arbeitsgruppe zu Palästina und Israel
Der Exekutivausschuss hat den Bericht der ÖRK-Arbeitsgruppe zu Palästina und Israel erörtert und den Generalsekretär gebeten, eine Studie und ein Bildungsprogramm zum Thema theologische Fehlinterpretationen in die Wege zu leiten (unter Berücksichtigung bereits bestehender Programme und in Abstimmung mit den Mitgliedskirchen) und auf diese Weise politische und ideologische Motive offenzulegen.
Der Abschlussbericht über diese Arbeit wir auf der Tagung des Zentralausschusses im Juni vorgelegt.
Haushaltsplan für 2025 genehmigt
Der Exekutivausschuss wurde über den aktualisierten Stand der Programmarbeit informiert, die seit der letzten Tagung des Exekutivausschusses im Juni 2024 durchgeführt wurde. Diese Aktualisierung ist ein fester Punkt auf der Programmagenda und soll einen Beitrag zur Überwachung der Durchführung des strategischen Plans des ÖRK leisten.
Der Exekutivausschuss hat die Programmpläne für 2025 erörtert und genehmigt. Das verbindende Konzept für die gesamte Programmarbeit bleibt der Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit.
Im vor uns liegenden Jahr werden wir einige bedeutende Jubiläumsveranstaltungen feiern, denn 2025 jährt sich zum 1.700. Mal das Erste Ökumenische Konzil in Nizäa, und die Weltkonferenz für praktisches Christentum in Stockholm, Schweden, fand vor 100 Jahren statt. Diese zwei Ereignisse waren besonders in den Bereichen Ekklesiologie und ökumenisches soziales Denken und Handeln entscheidende historische Momente für die ökumenische Bewegung. Das Jahr 2025 wird ein besonderes Ökumenisches Jahr und bietet den ÖRK-Mitgliedskirchen die Gelegenheit, mit uns allen unseren gemeinsamen apostolischen Glauben zu bekräftigen. Der Exekutivausschuss hat ebenfalls beschlossen, während der Tagung des Zentralausschusses im Juni 2025 die Ökumenische Dekade für Klimagerechtigkeit auszurufen.
Darüber hinaus werden die Mitgliedskirchen und unsere ökumenischen Partner im Laufe des Jahres 2025 einer Reihe weiterer wichtiger Ereignisse gedenken, die Leben und Zeugnis der Kirchen geprägt haben, darunter der 140. Jahrestag der Berliner Konferenz, die die Aufteilung Afrikas in Kolonien beschlossen hat, und der 30. Jahrestag der Vierten Frauenweltkonferenz und die Annahme der Erklärung und Aktionsplattform von Beijing.
Kommissionen und Referenzgruppen
Der Exekutivausschuss hat den aktuellen Stand der Arbeit der Kommissionen und Referenzgruppen nach der Tagung des Exekutivausschusses im Juni 2024 erhalten. Diese Aktualisierung ist ein fester Punkt auf der Programmagenda und soll einen Beitrag zur Überwachung der Durchführung des strategischen Plans des ÖRK leisten.
Übersicht über die Finanzen
Der Exekutivausschuss hat einen Finanzkontrollbericht sowie aktuelle Informationen zum Stand des Green Village-Immobilienprojekts erhalten.
Umbenennung des Programms öffentliches Zeugnis und Diakonie, neuer Name: Leben, Gerechtigkeit und Frieden
Der Exekutivausschuss hat beschlossen, das Programm öffentliches Zeugnis und Diakonie umzubenennen; die neue Bezeichnung lautet Leben, Gerechtigkeit und Frieden. Damit sollen die historischen Wurzeln des ÖRK in der Bewegung für Praktisches Christentum (Life and Work) gewürdigt und seine theologischen und ethischen Verpflichtungen bekräftigt werden; gleichfalls wird damit ein stärker integriertes Konzept für die Berufung der ökumenischen Bewegung in unserer Zeit signalisiert.
Sechste Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung
Der Exekutivausschuss hat einen Bericht über die Planung der für Oktober geplanten Sechsten Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung entgegengenommen. Das ÖRK-Leitungsgremium hat ebenfalls den Nominierungsprozess für die Konferenz überprüft, die in Ägypten unter dem Thema „Wo bleibt jetzt die sichtbare Einheit?“ stattfindet. Die Konferenz will die Ergebnisse der weltweit in den Kirchen und akademischen Institutionen stattfindenden Diskussionen über das Erste Ökumenische Konzil zusammenführen und sich in erster Linie mit der Frage befassen, wie wir den apostolischen Glauben heute gemeinsam leben können.
Kommunikation
Der ÖKR wird auch in Zukunft die wichtigsten Anliegen und die tiefsten Sehnsüchte unserer einen Menschheitsfamilie ansprechen. Der Schwerpunkt des besonderen Ökumenischen Jahres wird im Kontext der Kommunikation zum Pilgerweg darin bestehen, einzuladen, zu inspirieren und ein Wegbereiter des Wandels zu sein und eine Welt zu fördern, in deren Mittelpunkt Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit stehen. Diese Kommunikation befasst sich mit den wichtigsten Anliegen und den tiefsten Sehnsüchten der Menschen in den Kirchen und in anderen Lebensbereichen.
Veranstaltungen 2025
Der ÖRK-Exekutivausschuss und der Zentralausschuss werden sich im Juni in Südafrika, Johannesburg versammeln. Der Exekutivausschuss wird eine weitere Tagung im November 2025 in China veranstalten.
Erfahrung orthodoxer Spiritualität
Der ÖRK-Exekutivausschuss wurde während seines Besuchs auf Zypern und während der zweimaligen Teilnahme an der Göttlichen Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos Zeuge der tiefen orthodoxen Spiritualität. Diese Liturgie wird in der gesamten östlich-orthodoxen Welt gefeiert und zeigt in beeindruckender Weise die Einheit der orthodoxen Kirche trotz der gegenwärtigen Spannungen. Damit verwirklicht sie die spirituelle Einheit, nach der wir uns alle sehnen.
Die Besuche antiker Kirchen wie zum Beispiel des Klosters Agia Napa, der Kirche Agia Anna, der Kirche der Verklärung Christi in Sotira und der St.-Georg-Kirche in Famagusta hinterließen einen lebendigen Eindruck von der reichen Geschichte und Spiritualität orthodoxer liturgischer Räume. Einige dieser Kirchen wurden im 5. oder 6. Jahrhundert gebaut und sind Zeugnis des beharrlichen Glaubens der christlichen Gemeinschaft. Die Restaurierung antiker Fresken und Ikonen hat der Gruppe einen Eindruck von der Ehrerbietung vermittelt, mit der diese geheiligten Orte bewahrt werden und ihre historische und spirituelle Bedeutung gefeiert werden.
Ein Besuch der Grabeskirche des Apostels Barnabas gab Anlass zur Sorge wegen der Vernachlässigung des christlichen Erbes im besetzten Nordzypern und war damit eine mahnende Erinnerung an die Kosten der Teilung der Insel und die Aufgabe der Versöhnung. Die Gemeinschaft mit Seiner Seligkeit Erzbischof Georgios von Zypern hat neben gemeinsamen Gebeten und Reflexionen in der Panagiotissa-Kapelle und der Kirche des Heiligen Epiphanios die spirituelle Verbundenheit der Gruppe vertieft.
Die tiefen theologischen und mystischen Dimensionen der Liturgie waren ein profunder Ausdruck der Einheit und der göttlichen Gemeinschaft. Diese spirituelle Reise fand ihren Höhepunkt in einer ökumenischen Schlussandacht in der St.-Georg-Kirche, in der sich der Ausschuss in gemeinsamer Fürbitte für die zahlreichen Krisenherde der Welt zusammenfand und die Hoffnung auf eine größere Einheit unter den Christen bekräftigte.