Der ÖRK-Vorsitzende Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm sagte, die Exekutivausschusstagung in Kolumbien sei ein inspirierendes Erlebnis gewesen. „In den vielen intensiven Begegnungen und Gesprächen rund um den kolumbianischen Friedensprozess haben wir erlebt, dass die Kirche das Salz der Erde und das Licht der Welt sein und die Konfliktparteien in ihrem Streben zur Überwindung von Gewalt ermutigen kann“, sagte er. „Viele unserer Gesprächspartner aus Politik und Zivilgesellschaft haben die bedeutende Rolle des ÖRK in der Begleitung des Friedensprozesses unterstrichen. Der Exekutivausschuss selbst hat gezeigt, dass unser gemeinsamer Glaube etwas bewirken kann. Alle öffentlichen Erklärungen zu sehr umstrittenen Themen wie beispielsweise den Krieg im Gazastreifen wurde am Ende einstimmig angenommen.“
ÖRK-Generalsekretär Pastor Prof. Dr. Jerry Pillay sagte, die Exekutivausschusstagung in Bogotá sei ein wundervolles Eintauchen und Erleben der kolumbianischen Kultur gewesen.
„Es war sehr gut, die Sichtweisen von verschiedenen Sektoren und Akteuren wie Kirchenleitenden, ökumenischen Organisationen, politischen Führungspersonen und Regierungsvertreterinnen und -vertretern sowie anderen Gruppen und von Menschen, die direkt in den Friedensprozess in diesem Land involviert sind, zu hören“, erklärte er. „Es war sehr schön, im Laufe der Woche in und mit verschiedenen Kirchen zu beten und Gottesdienst zu feiern, uns vom Leben in Kolumbien berichten zu lassen und mit unseren Schwestern und Brüdern in Kolumbien gemeinsam einen Pilgerweg zu beschreiten.“
Weiterhin berichtete Pillay: „Es war eine Erfahrung, die wir so schnell nicht vergessen werden, und der Beginn einer Reise mit den Menschen in diesem Land, die wir fortsetzen werden. Wir haben uns um die Geschäfte des ÖRK gekümmert und uns zur Lage an vielen anderen Orten der Welt ausgetauscht und Erklärungen zu einigen davon wie Gaza, den Sudan, die Ukraine, die COP29 usw. veröffentlicht. Wir danken Gott für eine inspirierende und erfolgreiche Exekutivausschusstagung.“
Für Pastorin Merlyn Hyde Riley, eine stellvertretende Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, war die Tagung in Kolumbien eine Bestätigung des praktischen und Wandel bewirkenden Einflusses des ÖRK auf die Lebensrealität von Menschen überall auf der Welt.
„Mich haben die vielen Aussagen von einzelnen Menschen und Organisationen beeindruckt, dass der ÖRK die Menschen zurüstet, begleitet und unterstützt – insbesondere in dem Friedensprozess und in der ökumenischen Zusammenarbeit“, sagte sie. „Wir sollten, soweit das irgend möglich ist, auch in Zukunft sicherstellen, dass praktische Begegnungen Teil unserer Tagungen sind, denn auch wir, die Mitglieder des Exekutivausschusses, werden durch die Begegnungen verwandelt.“
S.E. Erzbischof Dr. Vicken Aykazian, ebenfalls stellvertretender Vorsitzender des ÖRK-Zentralausschusses, sprach den kolumbianischen Gastgebenden seinen Dank aus und brachte seine Verbundenheit zum Ausdruck. „Was der Ökumenische Rat der Kirchen getan hat – ich habe noch nie in meinem Leben eine Tagung erlebt, bei der die Kirche die Zivilgesellschaft, die Regierung und kirchliche und religiöse Führungspersonen mit ins Boot holt; das ist nicht nur sehr hilfreich für die Menschen hier, sondern sollte auch dem Rest der Welt als Vorbild dienen“, sagte er. „Wie ich schon immer gesagt habe: Der ÖRK ist die Stimme der Stimmlosen und deshalb ist es unsere moralische Pflicht, zu versuchen, überall dort, wo Gewalt herrscht, für Frieden zu sorgen.“
Aykazian brachte auch seine Anerkennung und Wertschätzung für die Einbindung und Teilnahme von Frauen zum Ausdruck, die eine zentrale Rolle auf dem Weg zum Frieden gespielt haben und spielen.
„Wir haben verschiedene Stellungnahmen gehört, die sehr wichtig waren, vor allem in Bezug auf Länder, in denen große Probleme herrschen, wie den Gazastreifen, den Sudan, die Ukraine“, erklärte er.
Schon vor dem offiziellen Beginn der Exekutivausschusstagung, die vom 6. bis 11. Juni stattfand, haben am 5. Juni 700 Menschen an einem Gesellschaftsdialog teilgenommen und ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, sich gemeinsam als Pilgernde auf den Weg hin zu umfassendem Frieden in Kolumbien zu begeben.
Das Treffen war von Lilia Clemencia Solano Ramirez – der stellvertretenden Ministerin Kolumbiens für sozialen Dialog, Gleichberechtigung und Menschenrechte – organisiert worden und hat 30 religiösen und zivilgesellschaftlichen Führungspersonen eine Plattform geboten, um über Gerechtigkeit und Versöhnung zu sprechen.
Einer der Redner war Pillay. „Der ÖRK weiß, dass Frieden nicht nur ein Zustand ohne Krieg ist, sondern viel viel mehr als das“, sagte er.
Gemeinsam unterwegs sein, arbeiten und beten
Zu Beginn der Tagung am 6. Juni unterstrich Bedford-Strohm in einer Ansprache an den ÖRK-Exekutivausschuss, wie bedeutend es ist, dass die Tagung in Kolumbien stattfinde, und warum die Kirchen angesichts der Probleme in der Welt Hoffnung vermitteln müssten.
Als der ÖRK von den kolumbianischen Kirchen und der kolumbianischen Regierung die Einladung erhalten habe, die Exekutivausschusstagung in Bogotá abzuhalten, sei schnell klar gewesen, dass der ÖRK die Einladung annehmen würde, berichtete Bedford-Strohm.
„Unser Besuch fällt in eine Zeit, in der die kolumbianische Regierung, die kolumbianischen Kirchen und das kolumbianische Volk für die Gestaltung und Umsetzung von Frieden und in der Advocacyarbeit zur Schaffung von Frieden im Land zusammenarbeiten“, sagte er.
Pillay legte dem Exekutivausschuss einen umfassenden Bericht über die Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen vor, brachte seine Wertschätzung für den kolumbianischen Kontext zum Ausdruck und betonte die Entschlossenheit des ÖRK, auch in einer Welt vereint zu bleiben, die mit zahlreichen Schwierigkeiten und Problemen konfrontiert ist.
„Seit der letzten Tagung des ÖRK-Exekutivausschusses im November 2023 in Nigeria ist der Ökumenische Rat der Kirchen weiterhin gemeinsam auf seinem Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit unterwegs gewesen, hat weiterhin zusammen gearbeitet und gebetet“, sagte Pillay. „Er hat seinen Strategieplan 2023-2030 durch die Programmarbeit, Konsultationen und die Besetzung von Posten Schritt für Schritt umgesetzt.“
Leben und Zeugnis der Kirchen im Mittelpunkt
Der Exekutivausschuss widmete sich aber nicht nur den Geschäften des ÖRK, sondern tauchte auch in das Leben und Zeugnis der Kirchen ein, die im Mittelpunkt des Pilgerwegs der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Einheit stehen.
In Kolumbien tagte der Exekutivausschuss auf Einladung der Presbyterianischen Kirche von Kolumbien und unterstützte damit auch das Engagement der Kirchen für Friedenskonsolidierung und Versöhnung. Auf dem Programm standen Aussprachen, Besuche und verschiedene Festivitäten und Feiern mit Kirchen, den Menschen und der Regierung des Landes, um sich eingehender über den Einsatz für umfassenden Frieden in Kolumbien zu informieren.
„Der Grund für unsere aus dem Bauch heraus getroffene Zusage, den ÖRK-Exekutivausschuss in Kolumbien tagen zu lassen, ist Teil unserer Mission als ÖRK“, erklärte Bedford-Strohm. „Wir wissen, welch wichtige Rolle die Kirchen in dem Friedensprozess spielen und wir sind bereit, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um all diejenigen zu unterstützen, die sich dafür einsetzen, den Konflikt und die Gewalt zu überwinden.“
2023 ist der ÖRK zusammen mit der kolumbianischen Bischofskonferenz, der Mission der Vereinten Nationen in Kolumbien und der Organisation Amerikanischer Staaten zum dauerhaften Begleiter bei den Friedensgesprächen mit der Estado Mayor Central (EMC) FARC-EP ernannt worden.
Erklärungen zu den größten Herausforderungen in der Welt
Der ÖRK-Exekutivausschuss hat vier Öffentliche Erklärungen und einen Protokollpunkt verabschiedet und veröffentlicht.
Kolumbien
In einer Erklärung zum Friedensprozess in Kolumbien hat der Exekutivausschuss betont, „Gewalt kann keinen dauerhaften Frieden in Kolumbien herbeiführen, und kann keine positiven Ergebnisse zum Wohl der Zivilbevölkerung herbeiführen“.
Das Leitungsgremium ruft die kolumbianische Regierung und alle bewaffneten Akteure auf, „das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechtsnormen zu achten“.
Die Erklärung appelliert an alle bewaffneten Gruppen in Kolumbien, „Entführungen zu unterlassen und von der Rekrutierung Minderjähriger abzusehen“.
Sudan
In einer Erklärung zum Sudan hat der Exekutivausschuss insbesondere auf die Situation von vulnerablen Frauen, Kindern und marginalisierten Minderheiten angesichts des Kriegs hingewiesen.
Das Leitungsgremium des ÖRK verurteilt die wiederholte Missachtung der Grundsätze des humanitären Völkerrechts, der Menschenrechtsnormen und des internationalen Strafrechts sowie der guten Sitten durch die Konfliktparteien, die sich in der Art der begangenen Gräueltaten zeige.
Die Erklärung fordert, dass die Verantwortlichen für alle Verbrechen „in vollem Umfang zur Verantwortung gezogen“ werden müssen, und betont die „psychologische Belastung der Menschen und insbesondere der Kinder durch den anhaltenden Konflikt und seine Auswirkungen“.
Gazastreifen
Eine Erklärung ruft „alle beteiligten Parteien [auf], sich auf einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen zu verpflichten, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe an allen Grenzen und die Lieferung ausreichender Mengen an Hilfsgütern an alle Bedürftigen zu ermöglichen und sich in zweckdienlichen politischen Prozess einzubringen, die den Menschen in der Region ein Leben in Frieden und mit Würde ermöglichen.“
Die Erklärung weist darauf hin, dass die Zahl der Todesopfer inzwischen bei mehr 36.000 Menschen liegt, von denen mehr als zwei Drittel Kinder und Frauen waren, dass mehr als 83 Prozent der Bevölkerung vertrieben wurde und dass die zivile Infrastruktur komplett zerstört wurde.
Biodiversität
Da in diesem Jahr noch zwei wichtige globale Umweltkonferenzen anstehen – die UN-Biodiversitätskonferenz in Cali, Kolumbien, und die UN-Klimakonferenz in Baku, Aserbaidschan – hat der Exekutivausschuss eine Erklärung veröffentlicht, in der er unterstreicht, dass die Systeme, die für ein blühendes Leben notwendig sind, ernsthaft bedroht sind.
Die Erklärung lobt die kolumbianische Regierung für ihren Kampf gegen die Abholzung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität und für ihren Einsatz für den Vertrag über die Nichtverbreitung von fossilen Brennstoffen. Darüber hinaus ruft sie die Kirchen auf, von den Spiritualitäten der indigenen Völker der Welt und ihren Praktiken zum Schutz der Artenvielfalt und dem Klima zu lernen.
Ukraine
In einem Protokollpunkt zur Eskalation des Kriegs in der Ukraine heißt es: „Wir sind erschüttert über den entsetzlichen Preis, den das Land durch die Todesopfer, den Verlust von Lebensgrundlagen und die zerstörten Gemeinwesen zahlt, über die Umweltschäden und das gestiegene Konfliktrisiko insgesamt, das durch diesen Krieg entstanden ist, und rufen zum Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur, zu einer Beendigung der Invasion und der Besatzung von ukrainischem Territorium und zur Wiederherstellung von Frieden in der Region auf.“
Pläne für 2025
Auf der Tagesordnung der Exekutivausschusstagung standen darüber hinaus die regelmäßigen Geschäfte einer Exekutivausschusstagung wie das Entgegennehmen der Berichte über die Programmarbeit 2023 und der geprüften Finanzberichte für 2023, die Kontrolle der Umsetzung von ÖRK-Strategien und Programmplanungen und die Einhaltung der Haushalte 2024 sowie die Planungen für 2025. Weiterhin wurde über Mitgliedschaftsangelegenheiten beraten, die Umsetzung der Kommunikationsstrategie geprüft und das „Green Village“-Immobilienentwicklungsprojekt erörtert.
2025 – ein ökumenisches Jahr auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit, der Versöhnung und des Friedens
Für den Versuch, dem Streben nach einer Einheit der Kirchen und der gesamten Menschheit neuen Schwung zu verleihen, lassen sich der ÖRK und die breitere ökumenische Gemeinschaft von zwei großen Jubiläen inspirieren, die wir 2025 feiern: dem 1.700-jährigen Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils von Nizäa im Jahr 325 und dem 100-jährigen Jubiläum der Weltkonferenz für praktisches Christentum in Stockholm 1925.
Neue Arbeitsgruppe zu Palästina und Israel
Zur weiteren Beratung der Erklärung der 11. ÖRK-Vollversammlung mit dem Titel „Streben nach Gerechtigkeit und Frieden für alle im Nahen Osten“ wurde eine neue Arbeitsgruppe eingerichtet. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, den Generalsekretär zu beraten, wie am besten in Bezug auf die Themen vorzugehen ist, für die die Vollversammlung weitere Reflexionen gefordert hat – konkret die Einstufung Israels als „Apartheidstaat“ und deren Auswirkungen auf die allgemeine Haltung des ÖRK zu Palästina und Israel. Die Arbeitsgruppe wird dem Generalsekretär im September einen ersten Bericht zur weiteren Beratung auf der Exekutivausschusstagung im November 2024 in Zypern vorlegen.
Tagungen der Leitungsgremien 2025
Im Namen des Zentralausschusses hat der Exekutivausschuss die Einladung der Kirchen in Südafrika angenommen und plant weiterhin, die 70. Tagung des Zentralausschusses vom 18. bis 24. Juni 2025 in Johannesburg, Südafrika, abzuhalten, und hat weiterhin die Einladung des Chinesischen Christenrates angenommen, vom 19.bis 25. November 2025 in China zu tagen.
ÖRK-Vorsitzender ruft dazu auf, „in den Kämpfen der Welt Stellung zu beziehen und Zeichen der Hoffnung zu setzen“ (5. June 2024)
Ansprache des Vorsitzenden bei ÖRK-Exekutivausschusstagung in Bogotá, Kolumbien (in englischer Sprache)
ÖRK-Generalsekretär an Exekutivausschuss: „Es besteht alles in Christus“ (5. June 2024)
Bericht des ÖRK-Generalsekretärs bei Exekutivausschusstagung in Bogotá, Kolumbien (in englischer Sprache)
ÖRK-Exekutivausschusstagung in Kolumbien: Fokus auf Leben und Zeugnis der Kirchen (05. Juni 2024)
ÖRK-Exekutivausschuss wird in Kolumbien tagen, um Friedensarbeit zu unterstützen (8. Mai 2024)
Erklärung zum Friedensprozess in Kolumbien (in englischer Sprache)
Erklärung zu ökumenischer Solidarität mit dem Sudan (in englischer Sprache)
Erklärung zur sich zuspitzenden Krise im Gazastreifen (in englischer Sprache)
Erklärung zur UN-Biodiversitätskonferenz COP16 und der UN-Klimakonferenz COP29 (in englischer Sprache)
Protokollpunkt zur Eskalation des Kriegs in der Ukraine (in englischer Sprache)
Historisches Plenum bei ÖRK-Exekutivausschusstagung: Ehrlicher Blick auf kolumbianischen Friedensprozess (13. Juni 2024)
Ein Sonntag in Bogotá: ÖRK-Exekutivausschuss versammelt sich in Gebet und Reflexion (13. Juni 2024)
ÖRK-Jahresrückblick 2023 | Ökumenischer Rat der Kirchen (oikoumene.org/de)