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Porto Alegre, Brasilien – Eine Krankenschwester mit einer Ampulle des CoronaVac-Impfstoffes, der von dem chinesischen Arzneimittelhersteller Sinovac Biotech entwickelt wurde und teilweise vor Ort von dem biomedizinischen Forschungszentrum Butantan hergestellt wird.

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Warum ist Impfen so wichtig?

Dr. Makoka: Impfungen sind die einzige Möglichkeit, bestimmte unheilbare Krankheiten wie Kinderlähmung und Tollwut zu verhindern und hoch ansteckende Krankheiten wie Masern zu kontrollieren. Impfungen verhindern jedes Jahr bis zu drei Millionen Todesfälle. Impfungen haben wir zu verdanken, dass Pocken 1979 ausgerottet wurden und dass die Welt in absehbarer Zeit auch poliofrei sein wird. Ein geimpfter Mensch wird nicht nur als Person immun, sondern gleichzeitig auch der „Hüter seines Bruders“, denn er unterbricht die Infektionskette und schützt damit andere Menschen vor einer Infektion. Die Praxis der Immunisierung wird zwar in der Bibel nicht erwähnt, aber sie berichtet über damalige Methoden, um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern, zum Beispiel die Isolierung infizierter Personen oder das Verbot, kranke oder tote Tiere zu essen. Diese Methoden haben aber nicht ausgereicht, um tödliche oder sehr ansteckende Krankheiten einzudämmen.

Was können die Kirchen tun, um die Gesundheit der Menschen durch Vakzinen zu schützen?

Dr. Makoka: Die Kirchen können einen Beitrag dazu leisten, indem sie das globale Immunisierungsprogramm unterstützen. So können sie dafür sorgen, dass die Menschen Zugang zu exakten Informationen über Vakzinen haben und Falschinformationen und Mythen bekämpft werden, die Menschen dazu veranlassen könnten, Impfungen zu verweigern und damit ihrer eigenen Gesundheit und dem Wohlergehen ihrer Kinder zu schaden.

Rund 20 Millionen Kinder jährlich erhalten nach wie vor keinen umfassenden Impfschutz. Die Kirche kann mit ihren eigenen Strukturen dafür sorgen, Impfkampagnen zu unterstützen, durchzuführen und zu motivieren.

Es gibt wieder Masern in Ländern, in denen diese Krankheit bereits unter Kontrolle war (Europa und Amerika), zurückzuführen auf einen zu durchlässigen Impfschutz. Die Kirche kann das Thema Impfzurückhaltung ansprechen, eine lebensbejahende Theologie fördern und sich für qualitativ hochwertige Kontrollprüfungen einsetzen, um die Glaubwürdigkeit von Impfungen zu sichern.

Bei unzureichender Finanzierung von Impfprogrammen in den Ländern können die Kirchen Initiativen befürworten, die eine finanzielle und logistische Unterstützung nationaler Impfprogramme mobilisieren.

Gesundheitsdienste werden durch Konflikte und Kriege lahmgelegt. Die Kirchen können für friedliche Wege der Konfliktlösung beten und diese unterstützen.

Was bedeutet Immunisierung?

Dr. Makoka: Immunisierung bedeutet, dass der Körper die Fähigkeit erhält, Krankheiten zu widerstehen. Unser Immunsystem hat Dutzende von Mechanismen, die durch ihr koordiniertes Zusammenwirken dafür sorgen, dass wir gesund bleiben. Einige dieser Mechanismen sind uns angeboren und relativ unveränderlich, während andere Mechanismen stimuliert werden können und auf diese Weise zu einer spezifischen Immunität führen. Eine Impfung ist die Verabreichung einer Substanz, die die Immunität gegenüber einer spezifischen Krankheit stimuliert.

Wann und wie wurden die ersten Impfungen durchgeführt?

Dr. Makoka: Der Begriff „Vakzinierung“ (Impfung) wurde von dem Wissenschaftler und Arzt Edward Jenner im Jahre 1796 geprägt, als er systematisch einen Impfstoff gegen Pocken erforschte und dokumentierte. In der Tat leitet sich der Begriff „Vakzine“ von dem lateinischen Wort „vacca“ für „Kuh“ ab, denn Jenner beschrieb die Verwendung von Flüssigkeit aus Kuhpockenpusteln als Impfstoff gegen Menschenpocken. Die Praxis, Menschen gegen Pocken zu impfen, hat es bereits in früheren Jahrhunderten in China, Indien, Äthiopien und Westafrika gegeben, bevor diese Praxis auch in Europa bekannt wurde. Vor der Verwendung von Vakzinen haben Pockenepidemien mehr als 30 Prozent der Kinder dahingerafft, die infiziert wurden, viele Überlebende waren für immer entstellt. Der Pockenimpfstoff war der Auftakt für die Entdeckung zahlreicher weiterer Vakzinen.

Wie viele Impfstoffe gibt es?

Dr. Makoka: Die Weltgesundheitsorganisation hat mehr als 20 Impfstoffe zugelassen. Diese lassen sich wie folgt einteilen:

Kinderimpfungen: Auf diese entfällt der größte Teil der Impfungen. Geimpft werden Kinder ab der Geburt, wobei dieses Impfprogramm in den ersten 24 Lebensmonaten des Kindes abgeschlossen werden sollte entsprechend den Immunisierungsprogrammen der jeweiligen Länder. Es handelt sich hier um eine Grundimmunisierung z. B. gegen Polio, Keuchhusten und Masern.

Impfungen für Frauen zum Schutz der reproduktiven Gesundheit: Während der Schwangerschaft werden Frauen gegen Tetanus geimpft, Mädchen im vorpupertären Alter erhalten eine HPV-Impfung als Schutz vor Gebärmutterhalskrebs. Frauen sind besser geschützt, wenn auch Jungen eine HPV-Impfung erhalten.

Ausbruchsimpfungen: Diese Impfungen erfolgen nur während des Ausbruchs einer Krankheit (z. B. Cholera).

Arbeitsmedizinische Impfung: Diese Impfung ist Personen vorbehalten, die aufgrund ihres Berufs einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, zum Beispiel Impfungen gegen Tollwut für Veterinärmediziner und -medizinerinnen.

Postexpositionsimpfungen: Diese Impfung ist nur für Menschen vorgesehen, die einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt waren (z. B. Impfung gegen Tollwut nach einem Hundebiss).

Reiseimpfungen: Diese Impfung ist für Personen vorgeschrieben, die in Hochrisikoländer reisen (beispielsweise Gelbfieberimpfung).

Wie oft soll ich mich impfen lassen?

Dr. Makoka: Viele Impfungen, die Kindern verabreicht werden, müssen in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden, damit der Impfschutz erhalten bleibt. Ein umfassend geimpfte Person hat typischerweise eine  lebenslange Immunität und muss nicht erneut geimpft werden. In einigen wenigen Fällen lässt diese Immunität im Laufe der Zeit jedoch nach, so dass nach einigen Jahren eine Auffrischimpfung erfolgen muss (z. B. Tetanus).

Soll ich mich gegen alle Krankheiten impfen lassen, bei denen dies möglich ist?

Dr. Makoka: Wie ich bereits sagte, verleiht eine Vakzine nur gegen eine bestimmte Krankheit eine „spezifische Immunität“. Im Idealfall sollte man sich also alle verfügbaren Impfungen verabreichen lassen. Einige Erkrankungen kommen aber nur in bestimmten Ländern oder Regionen vor (z. B. Gelbfieber, Denguefieber, Meningokokken-Meningitis), deshalb werden nur Menschen geimpft, die dort leben oder dorthin reisen.

Sind Impfungen sicher?

Dr. Makoka: Impfstoffe und Hersteller von Impfstoffen, die eine Zulassung der Weltgesundheitsorganisation haben, sind generell als sicher anzusehen. Eventuell vorhandene Impfrisiken sind entweder extrem selten oder zu vernachlässigen gemessen an der Schwere der Krankheiten, vor denen sie schützen. Bedenken hinsichtlich der Reinheit von Impfstoffen oder ihrer Kontamination durch unerwünschte chemische Stoffe lassen sich schnell durch Qualitätskontrollen aus dem Weg räumen, die von öffentlichen Aufsichtsbehörden im Gesundheitswesen, Universitäten oder privaten Laboren durchgeführt werden.

Sollten sich Menschen christlichen Glaubens impfen lassen?

Dr. Makoka: Im Vertrauen auf Gottes Fürsorge ergreifen wir als Menschen die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen. Das verneint nicht unseren Glauben an den souveränen Gott, sondern bekräftigt unseren Platz als wichtige Handelnde in Gottes Heilsplan. Als Menschen christlichen Glaubens sehen wir Impfstoffe als Vorsichtsmaßnahmen an, die selbst Teil von Gottes Vorsorge sind, und als Zeichen unseres Vertrauens in Gott und unserer Dankbarkeit gegenüber Gott.

Leider gibt es auch Mythen und falsche Informationen über Schäden, die angeblich durch Impfen entstanden sind. Das hat zur Rückkehr von Krankheiten in Gemeinschaften geführt, in denen diese Erkrankungen bisher gut unter Kontrolle waren.

Richten Impfungen in irgendeiner Weise Schaden an?

Dr. Makoka: Bedenken darüber, dass Vakzinen schädlich oder unethisch seien, sind auf Geschichten darüber zurückzuführen, wie Impfstoffe entwickelt wurden, oder entstehen infolge von Verdächtigungen hinsichtlich der finanziellen Interessen von Impfstoffherstellern, aus dem Bedürfnis der Verteidigung unserer persönlichen Wahlfreiheit im Lichte der Eingriffe im Interesse der öffentlichen Gesundheit und der Frage, ob die Impfung von Kindern deren Rechte verletzt, da Kinder ja noch nicht für sich selbst entscheiden können. Zugegeben, wir profitieren von Erfindungen und Entdeckungen, die in früheren Zeiten gemacht wurden und bei denen oftmals Methoden zum Einsatz kamen, die nicht mehr heute üblichen wissenschaftlichen und ethischen Standards entsprechen. Wir nutzen sie im Vertrauen auf Gottes Gnade, die die Geschichte transzendiert. Darüber hinaus stehen angesehene Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und auch Ärzte und Ärztinnen hinter den monumantalen Fortschritten in der Impftechnologie, die durch ihr Vertrauen in Gott inspiriert wurden. Eventuell vorhandene Impfrisiken sind entweder extrem selten oder zu vernachlässigen gemessen an der Schwere der Krankheiten, vor denen sie schützen. Bevor Impfstoffe flächendeckend zum Einsatz kommen, durchlaufen sie ausgedehnte Prüfungen, die von öffentlichen Aufsichtsbehörden, Universitäten und Privatlabors durchgeführt werden.

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3 December 2018, Charlotte, North Carolina: Gathered in Charlotte, Mwai Makoka. North Carolina on 3-5 December, an international group convened by the World Council of Churches (WCC) works on strengthening efforts and tools for health-promoting churches, particularly to aid churches in integrating health work into their core ministry.

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