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Two men sitting at a table looking at each other.

Geschäftsführender Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Priester Prof. Dr. Ioan Sauca (links) im Dialog mit Dr. Saeed Jazari, Rektor der internationalen Universität Ahlul Bayt in Teheran (rechts).

Die Vorlesung mit dem Titel „Interreligiöse Solidarität im Dienst einer verwundeten Welt: ein dringender Aufruf für uns“, wurde am 3. März Leitenden der Universität, Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorgetragen.

„Ich bin fest überzeugt, dass die Weisheit und die Werte unserer religiösen Traditionen einzeln und gemeinsam für die Heilung unserer verwundeten Welt eine ausschlaggebende Rolle spielen und unsere eine Menschheit retten und erhalten können“, sagte er.

Die immense Aufgabe des Schützens und Helfens der Bevölkerungen weltweit beeinträchtige auch weiterhin unsere Gesundheitsversorgungen und Wirtschaftssysteme, sagte Sauca. „Für uns alle – in religiösen Kreisen, in Regierungen, in den Organisationen der Vereinten Nationen und der Zivilgesellschaft sowie in Organisationen, die im Glauben verwurzelt sind, wie der ÖRK – ist dies der Moment, in dem wir uns erheben und alles daransetzen müssen, um das Virus zu besiegen, und damit für die Sicherheit und Gesundheit der Menschen weltweit zu sorgen“, sagte er. „Wir verpflichten uns solidarisch für diese Kampagne für ein Leben für alle!“

Sauca erläuterte, was der ÖRK als Reaktion auf die Pandemie und deren Folgen unternommen hat und gegenwärtig tut.

„In den rund zwei Jahren seit Beginn der Pandemie hat der ÖRK in Telearbeit seine Aktivitäten neu ausgerichtet. Er rüstete die Kirchen weltweit aus, damit sie die durch die Pandemie verursachten Aufgaben der Gesundheitsversorgung und die seelsorgerische Betreuung angehen und mit der Allgegenwart von Krankheit, Tod und erheblichen Störungen umgehen konnten“, sagte er. „Da Reisen und Konferenzen plötzlich unmöglich geworden waren, stützte sich die Wirksamkeit des ÖRK in dieser Zeit hauptsächlich auf die rasche Entwicklung von Kommunikationskanälen, über die Geschichten aus der weiteren Gemeinschaft verbreitet, Berichte über Initiativen im Zusammenhang mit COVID-19 ausgetauscht und bewährte Praktiken unter den Kirchen bei der Bewältigung von COVID-19 hervorgehoben werden konnten.“

Daneben sprach Sauca auch über die Aussichten für die zukünftige Zusammenarbeit. „Die Pandemie hat zwar unsere gemeinsame Verletzlichkeit aufgezeigt oder verstärkt, aber auch unsere grundsätzliche Gemeinschaft – unser geteiltes Schicksal – als Menschen, unsere Solidarität über Spaltungen und Grenzen hinweg und unsere Gabe für Mitgefühl, Verständnis und gar heroische Aufopferung aufgedeckt“, sagte er. „Vermehrt erkennen wir auch, dass unser gemeinsames Glaubensbekenntnis – so unterschiedlich dessen Auffassungen auch sind – und unsere geteilten Werte uns enger miteinander verbinden und die Zusammenarbeit mit anderen religiösen Traditionen fördern, beispielsweise in Bezug auf Klimagerechtigkeit, Religionsfreiheit oder Menschenhandel.“

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Three men sitting in a row in a lecture hall.

Geschäftsführender Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen Priester Prof. Dr. Ioan Sauca an der Konferenz mit Ajatollah Reza Ramezani und Dr. Saeed Jazari

Theologie ist wichtig

Doch auch ein theologischer Dialog sei nötig, sagte Sauca. „Theologie ist wichtig – und ich spreche selbst als Theologe“, sagte er. „Was wir in Bezug auf Gott und auf Menschen in ihrer Beziehung zu Gott und untereinander glauben oder erklären, ist wichtig, nicht nur für Christinnen und Christen, sondern auch für Gläubige in allen verschiedenen religiösen Traditionen.“

Damit Dialog möglich sei, müssten wir verstärkt und geduldig das Gespräch pflegen, drängte Sauca. „In unserer globalisierten Welt ist die Arbeit für den interreligiösen Dialog und die interreligiöse Zusammenarbeit die Aussicht auf eine aufrichtige Geschwisterlichkeit unter religiösen Gemeinschaften, um gemeinsam Konflikte anzugehen, aber auch vorzubeugen, Frieden zu stiften und zu erhalten und den Frieden auch in den Herzen der Menschen zu verankern“, sagte er. „Wie können Begegnungen mit Menschen unseren eigenen Glauben vertiefen und läutern?“

Wir könnten nicht so tun, als ob der Weg des interreligiösen Dialogs und der interreligiösen Zusammenarbeit ein einfacher sei, schloss Sauca. „Tatsächlich stehen diejenigen, die sich für ihre religiösen Gemeinschaften in interreligiöser Arbeit und Versöhnung engagieren, vor zahlreichen Herausforderungen“, sagte er. „Wenn sie überzeugende Vertreterinnen und Vertreter sein wollen, müssen sie in ihrer eigenen religiösen Gemeinschaft verwurzelt sein und deren Glauben und historische Perspektiven, deren Sorgen und Leiden wahrnehmen.“

Sauca sagte, er hoffe, die interreligiöse Zusammenarbeit zu stärken. „Möge das Bauen von interreligiösen Brücken uns in der Arbeit für Gerechtigkeit und Frieden einen, Versöhnung unter gespaltenen Gemeinschaften bringen und uns stets näher zur göttlichen Liebe führen, die alles Leben schafft und erhält und uns aufruft, uns an der Arbeit zur Heilung dieser wunderschönen aber gebrochenen Welt zu beteiligen“, sagte er.

Zur Delegation des ÖRK im Iran gehörte auch Dr. Simone Sinn, akademische Dekanin am Ökumenischen Institut in Bossey sowie Dr. Abraham Silo Wilar, ÖRK-Programmreferent für interreligiösen Dialog.

Dr. Sinn trug eine Präsentation über „Verbessern von menschlichen Beziehungen durch Anerkennung unseres gemeinsamen Menschseins“ vor.

„In einer Welt, die von Spaltungen, Konflikt und Leid geprägt ist, sind wir als gläubige Menschen aufgerufen, zum interreligiösen Dialog zusammenzufinden im Streben nach Verständnis, Freundschaft und Frieden“, sagte sie. „In dieser Bewegung des Dialogs stellen wir fest, dass die Anerkennung unseres gemeinsamen Menschseins von wesentlicher Bedeutung ist.“

Die Anerkennung im theologischen Sinne sei nicht nur ein Akt des Verstandes, sondern des Herzens, fügte Sinn hinzu. „Wir beschreiben nicht nur Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen uns, sondern wir gehen eine verbindliche Beziehung ein und nehmen unser gemeinsames Menschsein wahr“, sagte sie. „Dies ist nicht nur eine rationale Operation, sondern eine beziehungsorientierte Haltung dem Anderen gegenüber.“