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Überlebende US-Veteranen des Koreakrieges: Jack Doxey, Stan Levin und Pete McCloskey. Foto: Paul Jeffrey/ÖRK

Überlebende US-Veteranen des Koreakrieges: Jack Doxey, Stan Levin und Pete McCloskey. Foto: Paul Jeffrey/ÖRK

Von Paul Jeffrey*

Über das gesamte Jahr 2020 engagiert sich der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) gemeinsam mit dem Nationalen Kirchenrat von Korea in einer globalen Gebetskampagne unter dem Motto „Wir beten für Frieden jetzt, beendet den Krieg“. Im Rahmen dieser Gebetskampagne veröffentlicht der ÖRK persönliche Geschichten und Gespräche, die andere Menschen bei ihrer Friedensarbeit inspirieren. Bei der nachfolgenden Geschichte geht es um die Perspektiven von US-Veteranen, die ebenfalls alle in Video-Interviews zu Wort kommen.

Siebzig Jahre nach dem Beginn des Koreakrieges setzen sich US-Veteranen, die daran teilgenommen haben, mit aller Kraft für Frieden auf der koreanischen Halbinsel ein.

„Ich war wirklich davon überzeugt, dass wir in Korea das Richtige getan haben. Die Vereinten Nationen, an die ich glaube, waren daran beteiligt. Aber inzwischen stelle ich alles in Frage“, sagte Stan Levin, ein US-Navy-Veteran, der in San Diego, Kalifornien lebt.

„Korea war wirklich ein furchtbares Erlebnis. Viele Menschen sind völlig umsonst gestorben.“

Veteranen haben sich mit kirchlichen Autoritäten und Friedensaktivisten und -aktivistinnen auf der ganzen Welt zusammengeschlossen und fordern Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel.

Als Mitglied der Bewegung „Veterans for Peace“ protestiert Levin auf militärischen Flugshows und anderen Veranstaltungen, verteilt Flyer und zeigt demonstrativ Transparente mit Parolen gegen den Krieg. „Wir mischen diese Veranstaltungen in möglichst spektakulärer Weise auf“, sagte er.

Levin ist ebenfalls mit anderen Veteranen nach Südkorea gekommen und hat sich an der Blockade einer US-Militärbasis beteiligt, die auf der Insel Jeju vor der Südküste des Landes errichtet wurde. Die Basis wurde schließlich trotz zehn Jahre anhaltender Proteste von Umweltschutz- und Antikriegsorganisationen eröffnet.

Das San Diego-Chapter der Veterans for Peace verteilt im Rahmen einer als „Operation Compassion" bezeichneten Aktion Schlafsäcke an Obdachlose.

Jack Doxey, ein ebenfalls in San Diego lebender Koreakrieg-Veteran, berichtet, dass zu den Menschen, denen seine Organisation hilft, eine ungewöhnlich hohe Anzahl Veteranen zähle, von denen viele aufgrund posttraumatischer Belastungsstörungen infolge ihrer Militäreinsätze auf der Straße gelandet seien.

Doxey, der selbst in der US Army gedient hat, berichtet, dass seine Gruppe bisher mehr als 4.000 Schlafsäcke verteilt habe. „Uns gehen die Kunden nicht aus. Die Situation wird vielmehr immer dramatischer“, sagte er.

Pete McCloskey war Leutnant der Marine und wurde in Korea verwundet. Nach seiner Entlassung wurde er Friedensaktivist. McCloskey hat früher den Bundesstaat Kalifornien im US-Repräsentantenhaus vertreten und bewarb sich zweimal um die Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat. Schwerpunkt seiner Kampagnen war seine Opposition gegen die Beteiligung der USA an Kriegen im Ausland.

„Der Krieg hat nichts Ruhmreiches“, sagte er. „Eine Truppe verängstigter junger Menschen versucht, vor anderen verängstigten Jungs zu verbergen, wie verängstigt sie sind.“

McCloskey hat während des Koreakrieges sechs Bajonettangriffe angeführt. Als er nach Hause kam, so berichtet er, habe er die Verpflichtung gefühlt, für den Frieden zu arbeiten.

„Wenn Sie das Privileg hatten, sich in einem Krieg zu Tode zu fürchten, und wenn Sie gesehen haben, was passiert, wenn Bomben fallen und Menschen zerfetzen, sie verbrennen und furchtbare Verluste verursachen, dann haben Sie das Privileg, ja vielleicht sogar die Pflicht, sich für den Rest Ihres Lebens gegen den Krieg zu engagieren. Denn Sie haben gesehen, was Krieg bedeutet. Diejenigen, die unbedingt in den Krieg ziehen wollen, haben ihn nie selbst erlebt“, sagte er.

„Es gibt nichts Schlimmeres als einen Möchtegern-Krieger und Maulhelden, der mit dem Säbel rasselt, aber in seiner Jugend alles dafür getan hat, sich vor dieser riskanten Erfahrung zu drücken.“

McCloskey, der heute auf einer kleinen Farm in Nordkalifornien lebt, sagt, dass der 70. Jahrestag des Kriegsbeginns die einzigartige Möglichkeit böte, sich für Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel zu engagieren.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass es sehr viele Menschen in Nord- und Südkorea gibt, die die Wiedervereinigung des Landes zu einem einzigen Volk wünschen. Korea blickt auf 4.000 Jahre Geschichte zurück. Sie haben gegen die Chinesen gekämpft. Sie haben gegen die Japaner gekämpft. Sie sind genauso stolz wie das vietnamesische Volk, das unter Ho Chi Minh für die Wiedervereinigung des Landes gekämpft hat“, sagte er.

„Wie kann Frieden in Korea gelingen? Er kann gelingen, wenn die Menschen das Sagen haben und nicht die Generäle. Das gilt auch für mein eigenes Land, die Vereinigten Staaten.“

*Paul Jeffrey ist freiberuflich tätiger Fotograf und Journalist und lebt in den USA.

Gespräch mit dem Koreakrieg-Veteran Jack Doxey

Globale Gebetskampagne für Frieden auf der koreanischen Halbinsel (auf EN)

Gemeinsame Botschaft ruft zu Heilung von Wunden und einer gemeinsamen Zukunft auf koreanischer Halbinsel auf  (ÖRK-Pressemitteilung vom 22. Juni 2020)

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