Image
ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit bei der Konferenz „Partner für den Wandel“ in Berlin. Mit freundlicher Genehmigung von: epd.

ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit bei der Konferenz „Partner für den Wandel“ in Berlin. Mit freundlicher Genehmigung von: epd.

„Glücklicherweise ist Religion heute in der Politikwissenschaft und der Entwicklungsliteratur kein ‚Tabu‘ mehr“, erklärte Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), in seinem Hauptreferat anlässlich der Konferenz „Partner für den Wandel – Religionen und die Agenda 2030“, die am 17. und 18. Februar in Berlin stattfand.

Die Teilnehmenden würdigten die besondere Rolle der Religion in allen Gesellschaften. Religion sei für viele Menschen die wichtigste Quelle ihrer Werte. Diskutiert wurde zudem, dass jede Entwicklungspolitik, die das Individuum ernst nehmen wolle, auch die Weltsicht der jeweiligen Person berücksichtigen müsse. Für die meisten Menschen gelte, dass diese Weltsicht grundlegend durch ihre Religion geprägt sei.

„Dies ist ein hoffnungsvoller Augenblick“, befand Tveit. „Das Thema und die Initiative, die hinter dieser Tagung steht, sollen Menschen in Not Hoffnung geben, dass die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung energisch und mit allen verfügbaren Mitteln verfolgt werden.“

Die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung umfasst 17 entsprechende Ziele sowie 169 Zielvorgaben für die kommenden 15 Jahre, die auf die Überwindung extremer Armut, die Bekämpfung von Ungerechtigkeit und die Bewältigung des Klimawandels ausgerichtet sind.

Neue internationale Partnerschaft

Die Teilnehmenden der Konferenz „Partner für den Wandel“ stellten fest, Religion leiste einen praktischen Beitrag im Blick auf grundlegende soziale Belange. In vielen Entwicklungsländern gäbe es ohne diesen Beitrag kein Bildungs- und Gesundheitssystem.

Im Rahmen der Konferenz startete die neue Partnerschaft für Religion und nachhaltige Entwicklung (International Partnership on Religion and Sustainable Development). „Diese Initiative ist ein klares Zeichen für die neue Anerkennung und Wertschätzung, die Staaten, bilaterale Geber, multilaterale Organisationen und der gesamte internationale Entwicklungsbereich der entscheidenden Funktion der Religion und religiöser Akteure entgegenbringen, was eine menschliche und nachhaltige Entwicklung, humanitäre Hilfe sowie die Bemühungen um Frieden in unserer von Konflikten zerrissenen Welt angeht“, so Tveit.

Im religiösen Bereich beheimatete Organisationen leisten Entscheidendes in Prozessen zur Überwindung extremer Armut und zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele. Seit Jahrzehnten sind sie mit humanitärer Hilfe und Entwicklungsarbeit präsent, wo selbst Regierungen keinen Zugang haben. Sie können Menschen aufklären und Bewusstsein dafür schaffen, was es bedeutet, gut zu leben, können ihre Hoffnung, ihren Selbstwert und den Glauben an ihre eigene Würde und ihre Rechte nähren und ihnen die Fähigkeiten vermitteln, Notzeiten möglichst gut zu bewältigen. Der Beitrag religiös beheimateter Organisationen hat daher unmittelbare Bedeutung für entwicklungspolitische Weichenstellungen und ihre Umsetzung.

Tveit formulierte die Hoffnung, die neue Partnerschaft werde ihre Erkenntnisse an einen wachsenden Kreis staatlicher und zwischenstaatlicher Akteure weitergeben; sich für eine Koordination der Arbeit unterschiedlicher staatlicher Einrichtungen und Abteilungen stark machen, damit religiöse Akteure systematisch, kohärent und sinnvoll eingebunden werden; sicherstellen, dass die Ansichten und Werte religiöser Gruppen ernst genommen werden; der Versuchung widerstehen, sie für politische Ziele zu instrumentalisieren; und die in Gesetzen und Verfassungen enthaltenen Einschränkungen der Interaktion mit religiösen Akteuren angehen.

„In der Tat war der Bedarf an unterschiedlichen Arten der Interaktion und Zusammenarbeit unter Einbeziehung aller wichtigen Akteure zur Bewältigung von Konflikten, Armut, Umwelt- und Gesellschaftskrisen, Unterdrückung und Unrecht durchgängig bei meinen jüngsten Besuchen bei Kirchen und Partnern in aller Welt ganz unübersehbar“, berichtete Tveit.

Tveit betonte, die Kirchen im ÖRK wie auch die letzten Päpste forderten seit vielen Jahren die Wahrung der Menschenrechte und die Achtung des Völkerrechts als Grundlage für einen gerechten Frieden.

Ansprache von Pastor Dr. Olav Fykse Tveit im (englischen) Wortlaut: „The role of religion in sustainable development and peace“

ÖRK-Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens

Engagement des ÖRK zugunsten Gerechter Gemeinschaften für Frauen und Männer

Engagement des ÖRK für die Bewahrung der Schöpfung und für Klimagerechtigkeit