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Pastorin Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin des Werkes Brot für die Welt, war eine der Teilnehmenden dieses in New York City veranstalteten Dialogs. Foto: Marcelo Schneider/ÖRK

Pastorin Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin des Werkes Brot für die Welt, war eine der Teilnehmenden dieses in New York City veranstalteten Dialogs. Foto: Marcelo Schneider/ÖRK

Zu diesem informellen Dialog hatten sich religiöse Autoritäten mit Delegierten von Regierungen, der Zivilgesellschaft, der akademischen Welt und der Vereinten Nationen getroffen, um über die Finanzierung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und die damit einhergehenden Schäden und Verluste zu reden.

Mit anderen Worten: „Unser Haus brennt“, sagte Dr. Saleemul Huq, Direktor des Internationalen Zentrums für Klimawandel und Entwicklung. Er forderte die Menschen nachdrücklich auf, den Klimawandel als eine Katastrophe anzusehen und nicht als ein sich langsam entwickelndes Missgeschick. „Das sind keine gottgegebenen Auswirkungen mehr mit Folgen für die Menschen, dies sind von uns selbst verursachte Entwicklungen“, sagte er. „Das ist nicht richtig. Eine Katastrophe bedeutet, dass das Haus in Flammen steht, und das bedeutet, dass wir sofort etwas dagegen unternehmen müssen.“

Der Dialog fand am 24. September in der Church of the Covenant in New York City auf Einladung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), des ACT-Bündnisses, des Werks Brot für die Welt, des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Regierung von Uganda statt.

In seiner Eröffnungsrede bestätigte Peter Prove, Direktor der ÖRK-Kommission der Kirchen für Internationale Angelegenheiten, Huqs Einschätzung, dass der Klimawandel als Katastrophe zu begreifen sei, und erklärte, die damit einhergehende Bedrohung sei so signifikant, dass nur schnelles und entschiedenes Handeln noch etwas bewirken könne. „In den vergangenen Monaten hat uns eine ständig größer werdende weltweite Bewegung von Kindern und jungen Erwachsenen zu Recht zur Rede gestellt, da wir sie im Stich gelassen haben“, sagte Prove. „Die Einstellung des ÖRK gegenüber Klimawandel und Umweltschutz beruht auf dem fundamentalen Grundsatz der Gerechtigkeit. Die am stärksten betroffenen Menschen und Gemeinschaften müssen geschützt und unterstützt werden.“

Gemeinsam umdenken

Dr. Azza Karam, Chefberaterin der Arbeitsgruppe für Religion und Entwicklung beim Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, moderierte den Dialog. „Sie haben hier einige sehr motivierte Aufforderungen zum Handeln gehört“, sagte Karam. „Ich wünsche mir von Ihnen von Herzen, dass bei der nächsten Zusammenkunft dieser Art mehr Menschen anderer Religionen zugegen sind, damit wir jenseits der ökumenischen Welt auch die multireligiöse Sphäre erreichen.“

Karam wurde zur neuen Generalsekretärin der  interreligiösen Nichtregierungsorganisation Religions for Peace gewählt.

Mark MacDonald, Erzbischof der Nationalen Indigenen Anglikanischen Kirche von Kanada und ÖRK-Präsident für Nordamerika, sprach darüber, wie viele Menschen bereits den Kontakt zu dem verloren hätten, was ihr Land für sie bedeutet. „Jeder von uns wird sehr bald verstehen, wie sehr wir Mutter Erde brauchen und wie sehr wir uns auch gegenseitig brauchen“, sagte er. „Das ist eine sehr einfache Botschaft: Es gibt keine lebenswerte Zukunft für diesen Planeten, wenn die Rechte der indigenen Völker nicht beachtet werden.“

Pastor Douglas Leonard, ÖRK-Vertreter bei den Vereinten Nationen, beschrieb die Convenor-Rolle des ÖRK, der die Voraussetzungen für diesen Dialog geschaffen hat und damit Aktionen den Weg bereitet, die Menschen in großer Not helfen, darunter auch denen, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind. „Welche Ergebnisse dieser Dialog auch haben wird, wir werden sie in unsere internationale Advocacy-Strategie integrieren und diese Ergebnisse hier in das UN-System einbringen“, erklärte Leonard.

„Was braucht es?“

Zum jetzigen Zeitpunkt fehle es der Welt an Strategien, um die Klimakatastrophe abzumildern, stellte Ingrid-Gabriela Hoven fest, Ministerialdirektorin der Abteilung 3 „Globale Zukunftsfragen – Sektoren“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

„Was braucht es, um ein Finanzsystem aufzubauen, das eine angemessene Antwort auf die vor uns liegenden Herausforderungen ist?“, fragt sie.  „Wenn wir nicht mehr Ressourcen mobilisieren, wie sollen wir dann die zusätzlichen Anforderungen  bewältigen, über die wir hier sprechen?“

In dem Maße, wie Dürren, Wirbelstürme und andere Naturkatastrophen an Häufigkeit und Stärke zunehmen, verlören die Menschen schnell ihr Land und ihre Existenzgrundlagen, gab ACT-Generalsekretär Rudelmar Bueno de Faria zu bedenken.

„Die Ursachen und Wirkungen lassen sich vermeiden, wenn es entsprechende Maßnahmen für die Risikoreduzierung in Katastrophenfällen gibt“, sagte der Faria. „Unsere Erwartungen als Glaubensgemeinschaften bestehen darin, Ideen auszutauschen, damit wir neue und zusätzliche finanzielle Unterstützung erhalten.“

Birgitte Qvist-Sørensen, Generalsekretärin der Dänischen Kirchenhilfe und Vorsitzende des ACT-Bündnisses, fügte hinzu, dass die Aufgabe von Glaubensgemeinschaften auch darin bestehe, Hoffnung zu geben. „Es ist Zeit dafür zu sorgen, dass diesen Versprechen auch Taten folgen“, sagte sie. „Damit das passiert, müssen wir Mittel und Unterstützung mobilisieren.“

Chebet Maikut, Beauftragter der Abteilung für Klimawandel im Ministerium für Wasser und Umwelt in Uganda, erklärte, dass extreme Wetterereignisse bereits Leben gekostet, zu wirtschaftlicher Not und zur Vertreibung von Menschen in Uganda geführt hätten. „Wir brauchen konkrete Maßnahmen“, sagte er. „Wir haben eine Menge guter Ideen, wie wir Einfluss auf internationale Entscheidungen nehmen können. Wir brauchen einen Prozess, und hier können unsere internationalen Partner uns helfen.“

Pastorin Dr. Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin des Werkes Brot für die Welt, erklärte, dass es auch bei einem sich verlangsamenden Klimawandel weiterhin zu Verlusten und Schäden kommen werde. „Das ist eine Frage der anhaltenden Klimaungerechtigkeit, verursacht durch Ignoranz, Unverantwortlichkeit und Gier“, sagte sie. „Die betroffenen Menschen müssen im Mittelpunkt aller Entscheidungen stehen.“

 

„Klimanotfall: Glaubensgestützte Organisationen wollen ihre prophetische Stimme stärker zu Gehör bringen" - ÖRK-Pressemitteilung vom 25 September 2019 (nur auf EN)

Zum Auftakt des kleinen Klimagipfels fordern die Kirchen sofortiges Handeln!“ ÖRK-Pressemitteilung (23. September 2019):

„Liebst du mich?” Das ist eine Frage der Erderwärmung (ÖRK-Pressemitteilung vom 22. September 2019)

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Arbeit des ÖRK für die Bewahrung der Schöpfung und Klimagerechtigkeit