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Foto: Albin Hillert/ÖRK, 2019

Foto: Albin Hillert/ÖRK, 2019

Der folgende Bericht ist der dritte einer Reihe von Beiträgen über die Antwort der ÖRK-Mitgliedskirchen und aller Menschen guten Willens auf COVID-19. Mit diesen Geschichten wollen wir innerhalb unserer einen Menschheitsfamilie Hoffnung geben, Sorgen teilen und beste Praktiken weitergeben. - ÖRK-Kommunikationsdirektorin Marianne Ejdersten;

Von Claus Grue*

In den vergangenen Monaten hat sich das Coronavirus und die damit einhergehende Erkrankung COVID-19 innerhalb kürzester Zeit zu einer globalen Epidemie alarmierenden Ausmaßes entwickelt, die überall Angst und Unsicherheit verbreitet.

Regierungen und Gesundheitsbehörden überall auf der Welt haben mutige Entscheidungen getroffen, um die weitere Verbreitung des Coronavirus zu stoppen. Schulen, Büros und Grenzen wurden geschlossen. Messen, Konzerte, Fußballspiele und andere Veranstaltungen wurden abgesagt, die Bewegungsfreiheit der Menschen eingeschränkt, und auch soziale Kontakte in der uns gewohnten Form sind nicht mehr zulässig. Das hat nicht nur für den Absturz der Börsen gesorgt, sondern zieht auch den Verlust von immer mehr Arbeitsplätzen nach sich. Für die aktuelle Situation gibt es keinen Präzedenzfall, und viele Menschen scheinen mit Panik auf diese Entwicklungen zu reagieren.

Aus der Perspektive professioneller Kommunikation unterscheidet sich die Coronavirusepidemie nicht von anderen Krisen. Es handelt sich hier um eine Ausnahmesituation, in der das Leben, die Gesundheit und die wirtschaftliche Existenz der Menschen auf dem Spiel stehen. Damit sind alle Kriterien einer Krise erfüllt, und somit muss ihre Bewältigung Top-Priorität haben. Schritt 1 besteht darin, die Situation in Ruhe zu analysieren und beständig zu überwachen. Schritt 2 besteht darin, eine vernünftige Kommunikationsstrategie zu definieren und diese im Schritt 3 auf möglichst effektiven Kanälen umzusetzen.

Für den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), seine Mitgliedskirchen und seine Partner besteht eine offensichtliche Maßnahme darin, faktenbasierte Informationen der Weltgesundheitsorganisation und der nationalen Gesundheitsbehörden weiterzugeben. Eine weitere Maßnahme ist es, darüber zu informieren, was die ÖRK-Mitgliedskirchen und ihre Partner unternehmen und unternehmen können, um die Krise zu bekämpfen.

Wie und was auf lokaler Ebene kommuniziert wird, hängt vom jeweiligen Kontext und der Art und Weise ab, wie Zielgruppen Informationen aufnehmen und verarbeiten. Dies ist je nach Standort unterschiedlich. Es ist deshalb wichtig, Botschaften so zu übermitteln, dass sie von der lokalen Zielgruppe verstanden werden. Aus diesem Grund sind für jeden Fall andere, jeweils am besten geeignete Kommunikationskanäle zu verwenden, damit die Botschaft verstanden wird.

Was, wie, warum, wo und was jetzt?

Wie sich die Coronakrise in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit entwickelt, hängt in erster Linie von einer zuverlässigen und zeitnahen Kommunikation über die Krise und alle damit verbundenen Fragen ab. Ein wichtiger Aspekt der Krisenkommunikation besteht darin, der Öffentlichkeit zu erklären, was geschehen ist, warum und wie es geschehen ist, wer betroffen ist und was unternommen wird, um die Situation zu kontrollieren. Es geht darum, eine klare Vorstellung von der Situation zu vermitteln, den Menschen Ängste zu nehmen und die Lage generell zu beruhigen. In diesem Fall ist all dies die Aufgabe der Regierungen und der Gesundheitsbehörden. Hier können aus dem Glauben handelnde Organisationen, Kirchen und Glaubensgemeinschaften einen Beitrag leisten und die wichtigsten Erkenntnisse über ihre eigenen Kanäle kommunizieren und dabei auch eine spirituelle Dimension vermitteln.

Faktenbasierte Informationen wie zum Beispiel Handlungsanweisungen und Ratschläge, wie man eine Infektion vermeidet, sind der einfache Teil der Krisenkommunikation. Schwieriger ist es, ein klares und vertrauenswürdiges Bild der Schwere der Pandemie und ihrer erwarteten weiteren Entwicklung zu vermitteln. Es gibt nach wie vor unbekannte Größen und damit Raum für Spekulationen und Gerüchte. Deshalb ist es wichtig zu kommunizieren, was wir wissen und was wir nicht wissen, denn nur so behalten wir das Vertrauen der Menschen und können Erwartungen auf einem realistischen Niveau halten. In der Öffentlichkeit Akzeptanz für die Tatsache aufzubauen, dass niemand – zumindestens jetzt noch nicht – alle Antworten hat, ist nicht einfach, besonders dann, wenn die Menschen schnelle Antworten und Maßnahmen fordern. Aufrichtigkeit schafft aber Vertrauen, und Vertrauen bleibt langfristig ein wichtiger Aspekt einer erfolgreichen Kommunikation.

Wir Kirchen mit der Coronaviruskrise umgehen können

Die Kirchen sind in einer einzigartigen Position, wenn es um die Einflussnahme auf die Öffentlichkeit auf allen Ebenen der Gesellschaft geht. Die Kirche ist oft der zentrale Punkt ländlicher Gemeinschaften. Kirchenleitenden und Seelsorgenden vertrauen die Menschen meistens, und man hört ihnen zu. Neben Gebet und seelsorgerischer Tätigkeit kann die Kirche auch verantwortungsvoll auf Krisensituationen reagieren und praktische Hilfe bieten. Die Weitergabe wichtiger Informationen der WHO und lokaler Gesundheitsbehörden, um aufzuklären und Gemeinden zu verantwortungsvollem Handeln zu bewegen, hat sich in ähnlichen Situationen und angesichts der drohenden Verbreitung von Virusinfektionen schon früher bewährt. Als Teil der ökumenischen Bewegung und der christlichen Gemeinschaft haben die Mitgliedskirchen weltweit Zugang zu aktuellen Informationen und anderen Instrumenten, um solche Initiativen zu unterstützen (siehe nachfolgender Link).

Das ÖRK-Kommunikationsteam steht ebenfalls für Ratschläge und Anleitungen zur Verfügung und kann konkret Veranstaltungen zum Kapazitätsaufbau für die Krisenkommunikation anbieten.

Bedrohung und Chance

Zuverlässigkeit, Konsistenz und Standfestigkeit sind in Krisensituationen von entscheidender Bedeutung. Da gilt auch für Führungsqualitäten. Winston Churchill hat einmal gesagt: „Der Unterschied zwischen Verwaltung und Führung ist Kommunikation.“ Dies trifft besonders in Krisensituationen zu und gilt erst recht im digitalen Kommunikationsumfeld unserer heutigen Zeit.

Inmitten des Chaos ist es wichtig, eine Krise nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance zu begreifen, Vertrauen und guten Willen aufzubauen.

Abschließend hier einige grundlegende Leitlinien für eine erfolgreiche Krisenkommunikation:

  • Seien Sie wachsam.
  • Planen Sie für das Unbekannte.
  • Halten Sie eine Krisenorganisation mit eindeutigen Aufgaben und Mandaten vor.
  • Analysieren Sie die Lage, erarbeiten Sie eine Strategie und setzen Sie diese um – in dieser Reihenfolge.
  • Kommunizieren Sie kurz, präzise und rechtzeitig.
  • Befassen Sie sich immer nur mit der Rolle und den Verantwortlichkeiten Ihrer eigenen Organisation.

Weitere Informationen erhalten Sie von der ÖRK-Kommunikationsabteilung, E-Mail [email protected]

ÖRK-Infos zum Thema Coronavirus: www.oikoumene.org/corona

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*Claus Grue ist Kommunikationsberater für den Ökumenischen Rat der Kirchen.