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Führungspersonen unterschiedlicher Religionen haben sich in Mwanza (Tansania) getroffen. Foto: mit freundlicher Genehmigung von Jonathan Musa

Führungspersonen unterschiedlicher Religionen haben sich in Mwanza (Tansania) getroffen. Foto: mit freundlicher Genehmigung von Jonathan Musa

Was wäre, wenn HIV einfach nur ein Virus und nicht auch noch ein Tabuthema wäre? Religiöse Führungspersonen sind in dieser Woche in Tansania zusammengekommen, um sich mit den Themen Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit HIV zu beschäftigen.

Die interreligiöse Konsultation vom 18. bis 21. März im Rahmen der PEPFAR-UNAIDS FBOs-Initiative war von den Ökumenischen HIV- und AIDS-Initiativen und Advocacy (EHAIA) des Ökumenischen Rates der Kirchen organisiert worden.

Während Stigmatisierung und Diskriminierung seit Langem ein Problem für Menschen sind, die von HIV betroffen sind, schauen die Teilnehmenden an der Konsultation hoffnungsvoll in die Zukunft.

„Religiöse Führungspersonen können eine wichtige Rolle dabei spielen, Stigmatisierungen und Diskriminierung im Zusammenhang mit HIV abzubauen, indem sie Wissen vermitteln und Informationen weitergeben“, erläuterte Koech Rotich, Berater beim Globalen Fonds/PEPFAR für die Projektdurchführung, der auch für UNAIDS in Tansania tätig ist, denn in dem nationalen Kontext, aus dem er spricht, sind die überwiegende Mehrzahl der Menschen gläubige Christinnen und Christen oder Musliminnen und Muslime.

Insbesondere junge Menschen forderten jene religiösen Führungspersonen heraus, die Menschen, die von HIV betroffen sind, als Sünderinnen und Sünder bezeichnen, und hoben hervor, dass viele junge Menschen, die von HIV betroffen sind, schon mit dem Virus geboren wurden.

Ein 24-jähriger Mann, der anonym bleiben möchte, hat erzählt, er sei mit HIV zur Welt gekommen und habe sich aufgrund der damit verbundenen Stigmatisierung geschworen, seinen Status erst preiszugeben, wenn er verheiratet sei. Er hat den religiösen Führungspersonen damit deutlich gezeigt, wie negativ und gefährlich die Stigmatisierung im Zusammenhang mit HIV ist.

Gleichzeitig hat Imam Mnyonge Masoud aus der Tabora-Region in Tansania selbst erlebt, welche positiven Auswirkungen es haben kann, als Person, die selbst von HIV betroffen ist, das Schweigen zu brechen.

Weil er offen über seinen Status gesprochen habe, erzählte Masoud, habe er Menschen „mit Rat, Beratung und Seelsorge zur Seite stehen“ können. Es habe aber auch dazu beigetragen, „Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen, die von HIV betroffen sind, abzubauen“, erklärte er weiter.

Mit Blick auf die Bedeutung und langfristigere Wirkung der Konsultation betonte Pfarrerin Melania Mrema, eine Pastorin der Evangelischen Brüder-Unität in Tansania, die selbst ebenfalls von HIV betroffen ist, wie wichtig es sei, Hilfsmittel und Herangehensweisen zu entwickeln, die religiöse Führungspersonen in ihren jeweiligen Glaubensgemeinschaften dann umsetzen könnten.

Die Konsultation wurde auch als Gelegenheit genutzt, um die neue Kisuahili-Übersetzung des Trainingshandbuchs des ÖRK für religiöse Führungspersonen – „Treatment Adherence and Faith Healing in the Context of HIV and AIDS in Africa“ (Therapietreue und Gesundbeten im Kontext von HIV und AIDS in Afrika) – offiziell vorzustellen, das erstmals ein Orientierungsrahmen bietet für religiöse Führungspersonen, die sich dem Thema des so genannten Gesundbetens und seinen schlimmen Folgen für die Therapietreue der Betroffenen widmen wollen.

Die Regionalkoordinatorin der Ökumenischen HIV- und AIDS-Initiativen und Advocacy für Ostafrika, Pfarrerin Pauline Wanjiru Njiru, die auch die Konsultation organisiert hat, hat die Teilnehmenden aufgerufen, Bilanz zu ziehen, „was die Ausgangslage war, wo wir heute stehen und in welche Richtung wir uns bewegen wollen“.

„Wir müssen die Ergebnisse und Leistungen der Wissenschaft anerkennen und uns der Aufgabe annehmen, Religionsgemeinschaften zu ermutigen, HIV-Prävention, -Tests, die Offenlegung des Status und die Behandlung als Gaben Gottes anzuerkennen. Und das können wir nur erreichen, wenn wir der Stigmatisierung ein Ende setzen“, so Njiru.

„Bei unserem Zusammenkommen hier in Mwanza, um einander zuzuhören, voneinander zu lernen und uns über unsere Erfahrungen auszutauschen, hat sich sehr deutlich gezeigt, dass dies Themen sind, bei denen religiöse Führungspersonen, die sich engagieren, wirklich ganz klar und direkt etwas bewirken können“, erläuterte sie weiter. „Das ist ermutigend und stärkt uns in unserem gemeinsamen Dienst und Engagement, diese Themen anzupacken und einen Weg vorwärts zu finden.“

Young people in Nigeria focus on positive masculinity, femininity (ÖRK-Pressemitteilung in englischer Sprache vom 14. Dezember 2018)

WCC hones training on attitudes toward HIV treatment (ÖRK-Pressemitteilung in englischer Sprache vom 6. Dezember 2018)

Weitere Informationen über die Ökumenischen HIV- und AIDS-Initiativen und Advocacy (EHAIA) des ÖRK