Angesichts der Kämpfe und humanitären Krisen, die in mehreren Regionen des Sudan andauern und die Umsetzung des Friedensabkommens von 2005 gefährden, stehen das sudanesische Volk und die Kirchen des Landes vor "gewaltigen Aufgaben und Herausforderungen". Dies war die Botschaft, die einem internationalen ökumenischen Team von Kirchenvertretern/innen zu Beginn ihres achttägigen Solidaritätsbesuchs im Sudan übermittelt wurde.

Vertreter des Sudanesischen Kirchenrates (SCC) trafen am Mittwoch, dem 26. März, mit der vom Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Samuel Kobia, geleiteten Delegation in Khartum zusammen. Das ökumenische Team, das die Hauptstadt besuchte, ist eine von vier Gruppen, die unterschiedliche Regionen, darunter auch Darfur, Rumbek und Yambio, bereisen (Liste der Teilnehmenden siehe unten). Alle Delegationsmitglieder werden ab Montag, 31. März, in Juba mit sudanesischen Kirchenverantwortlichen, Frauen und Jugendlichen zu einer dreitägigen Konferenz zusammenkommen.

Da die Übergangsphase, die der Umfassende Friedensvertrag von 2005 vorsieht, gerade die zweite Halbzeit erreicht, komme der ökumenische Besuch "zum richtigen Zeitpunkt in der Geschichte des Sudan", heißt es in der Erklärung, die der SCC der Delegation im Rahmen der Begrüßungsrede vorlegte.

"Wir sind dankbar für die moralische Unterstützung durch die ökumenische Familie, die uns geholfen hat, dem Gemetzel und den Traumata des Krieges zu widerstehen", erklärte Bischof Rudolph Deng Majak, der Vorsitzende des SCC-Kuratoriums und Präsident der Sudanesischen Katholischen Bischofskonferenz.

Der Umfassende Friedensvertrag von 2005 beendete den jahrzehntelangen Krieg zwischen Norden und Süden und führte zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. Der SCC betonte in seiner Erklärung, dass der Vertrag "die Grundlage für einen gerechten und dauerhaften Frieden im Land darstellt". Seine volle Umsetzung stelle in den Augen der sudanesischen Kirchen jedoch nach wie vor eines der größten Probleme dar.

Pfarrer Musa Kodi Jura von der Sudanesischen Kirche Christi, der Vorsitzende des SCC-Exekutivausschusses, erklärte, dass mehrere Indikatoren, einschließlich mangelnder Transparenz in der Arbeit einiger durch den Friedensvertrag eingerichteter Kommissionen sowie in der Aufteilung der Erdölgewinne, darauf schließen ließen, dass "der Friedensvertrag nur langsam umgesetzt wird und möglicherweise entgleist". Zudem, fügte er hinzu, "verstehen die Menschen an der Basis den Friedensvertrag nicht".

Unter den bewaffneten Konflikten und humanitären Krisen, die das Land heimsuchen, ist der Konflikt in Darfur an vorderster Stelle zu nennen. Bewaffnete Konflikte seien "eine Tragödie an sich", aber sie stellten darüber hinaus eine Bedrohung des Friedensvertrags dar, heißt es in der Erklärung des SCC. Wenn diese Konflikte nicht alle gelöst würden, könne es "für niemanden einen gerechten Frieden geben".

Selbst dort, wo die Waffen schweigen, "lässt die Friedensdividende noch auf sich warten". Fehlende Gesundheitseinrichtungen und Schulen und der Mangel an sauberem Wasser gehören zu den dringendsten Problemen. Diejenigen, die darunter mit am meisten leiden, sind die "Rückkehrer", Binnenvertriebene, die manchmal viele Jahre lang in anderen Teilen des Landes gelebt haben und jetzt in ihre alte Heimat zurückkehren.

"Die Lebensbedingungen in den Gebieten, in denen diese Menschen wieder angesiedelt werden, sind teilweise so erschreckend, dass einige der Rückkehrenden überlegen, ob sie nicht lieber dorthin zurückkehren sollen, wohin sie geflohen waren", berichtete Pfarrer Peter Tibi von der Africa Inland Church, der Generalsekretär des SCC.

Die Erklärung des SCC räumt ein, dass es den Kirchen "vielerorts nicht gelingt," ihre "vielfältigen Aufgaben zu erfüllen," und dass die Kirchen nicht dagegen gefeit seien, in ethnischen Konflikten Partei zu ergreifen.

ÖRK-Generalsekretär Kobia ermutigte die Kirchen, "einen ökumenischen Strategieplan" zu entwerfen, "um einen Beitrag zum Wiederaufbau des Landes zu leisten". Dazu könnte beispielsweise die Aufklärung der Bevölkerung über den Umfassenden Friedensvertrag gehören, denn die Kirchen "spielen eine sehr wichtige Rolle in dieser Hinsicht" und könnten hier einen "groß angelegten Mobilisierungsprozess" in Gang setzen, schlug Kobia vor.

Medienkontakte im Sudan:

Juan Michel +41-79-507-6363

Marina Peter +249-9-1538-2103 (Khartum) +256-4-7714-2659 (Juba)

Weitere Informationen über den Besuch

Volltext der Erklärung (auf Englisch) des Sudanesischen Kirchenrates

ÖRK-Mitgliedskirchen im Sudan

Liste der Teilnehmenden an dem Ökumenischen Solidaritätsbesuch im Sudan (26. März - 2. April), aufgelistet nach besuchten Regionen (auf Englisch):

Khartoum

  • Rev. Dr Samuel Kobia, WCC general secretary

  • Rev. Dr Simon Dossou, WCC president from Africa; Presiding Bishop of the Protestant Methodist Church in Benin

  • Rev. Dr William J. Shaw, president, National Baptist Convention USA, Inc.

  • Ms Marina Peter, senior advocacy officer, Sudan Focal Point Europe, Germany

Darfur

  • Rev. Fred Nyabera, executive director, Fellowship of Christian Councils and Churches in the Great Lakes and Horn of Africa (FECCLAHA)

  • Mr Harold Miller, country representative in Sudan (1999-2005), Mennonite Central Committee, USA

  • Ms Christina Papazoglou, WCC programme executive for human rights

  • Mr Fredrick Nzwili, journalist, Ecumenical News International

Rumbek

  • Rt Rev. Pie Ntukamazina, Province of the Anglican Church of Burundi

  • Dr Agnes Abuom, WCC central and executive committees member; Anglican Church of Kenya

  • Rev Fr Dr Pius Rutechura, general secretary, Association of Member Episcopal Conferences of Eastern Africa (AMECEA) and Tanzania Episcopal Conference, Roman Catholic Church

  • Ms Omega Bula, executive minister, Justice Global and Ecumenical Relations Unit, United Church of Canada


  • Ms Leanne Larmondin, editor, Anglican Journal, Canada

Yambio

  • Metropolitan Dr Zacharias Mar Theophilus, Mar Thoma Syrian Church of Malabar, India

  • Dr Gerrit Noltensmeier, special representative for Sudan, Council member, Evangelical Church in Germany (EKD)

  • Bishop Gertrude Aopesyaga Kapuma, vice-president, All Africa Conference of Churches (AACC); honorary president, Religions for Peace; Church of Central Africa Presbyterian, Malawi

  • Sister Catherine Okari, executive secretary, African Association of major superiors; Roman Catholic Church, Kenya

  • Dr Manoj Kurian, WCC programme executive for health and healing