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ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit und Botschafter Hans Brattskar, ständiger Vertreter Norwegens bei den Vereinten Nationen. ©Ivars Kupcis/ÖRK

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit und Botschafter Hans Brattskar, ständiger Vertreter Norwegens bei den Vereinten Nationen. ©Ivars Kupcis/ÖRK

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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und das norwegische Hilfswerk Norwegian Church Aid (NCA) haben eine neue Studie zu Schutzbedürfnissen religiöser und ethnischer Minderheiten in Syrien und im Irak vorgelegt, in der Bemühungen zum Schutz religiöser Minderheiten und zur Friedensarbeit in diesen zwei Ländern analysiert werden. Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 12. Dezember am Sitz der Vereinten Nationen in Genf der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Konflikte im Irak und in Syrien haben immense Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung: Vertreibung, Traumatisierung durch Gewalt, Verlust oder Verletzung geliebter Menschen, sexuelle Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch, anhaltende Unsicherheit und Verfolgung. Die ÖRK/NCA-Studie trägt zu einem besseren Verständnis der schutzbezogenen Bedürfnisse von Minderheiten in Syrien und im Irak bei und ruft humanitäre Hilfsorganisationen auf, ihre Maßnahmen zu koordinieren und zu harmonisieren, um lebensrettende Hilfe leisten zu können und nachhaltige, langfristige Lösungen für alle Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen.

Die Dynamik des Konflikts in Syrien und im Irak wirke sich auf einige Gruppen stärker aus als auf andere, so Arne Sæverås, NCA-Berater für Frieden und Versöhnung. „Einige Minderheiten werden nur aufgrund ihrer Identität angegriffen und aus bestimmten Gebieten vertrieben. Sie werden gezielt angegriffen, um diese Bevölkerungsgruppe aus demographischen oder politischen Gründen aus definierten Gebieten zu vertreiben oder sie zu assimilieren.“

Minderheiten würden häufig als „leichte Ziele“ angesehen - Menschen, die sich gegen die Aneignung ihres Eigentums und ihres Landes nicht wehren könnten, so Sæverås. „Außerdem werden Minderheiten angegriffen, um Rache an mächtigen Akteuren zu üben und diese zu provozieren.“ All dies wirke sich in vielerlei Hinsicht auf Minderheiten aus – auf Männer, Frauen und Kinder – und die unterschiedlichen Bedürfnisse dieser Gruppen würden nicht ausreichend beachtet.

Ein wichtiges Ergebnis dieser Studie ist, dass die Vertreibung des IS allein nicht ausreichen wird, um den Frieden wiederherzustellen und vertriebene Menschen in den Irak zurückkehren zu lassen, weil in Gegenden, wo traditionell Minderheiten ansässig waren bzw. sind, Spannungen und ungelöste Konflikte zwischen den Bevölkerungsgruppen in Bezug auf Machtverhältnisse und Landverteilung bestehen.

Religiöse und ethnische Minderheiten seien die Opfer dieser von Menschen verschuldeten Katastrophe, und die am stärksten betroffenen Gemeinschaften im Irak seien Nicht-Muslime, nämlich Christen und Jesiden, sagte Fr. Emanuel Youkhana vom Christlichen Hilfsprogramm für den Nordirak (CAPNI). Aber seit dem ersten Tag der Krise hofften die Menschen, dass diese Katastrophe eines Tages aufhöre und die Menschen nach Hause zurückkehren könnten, erklärte Youkhana. „Als Christen sind wir manchmal hilflos, aber niemals hoffnungslos.“

Laut Youkhana besteht die Herausforderung darin, unter den betroffenen Bevölkerungsgruppen wieder Vertrauen aufzubauen und das reiche Mosaik unterschiedlicher Religionen und ethnischer Gruppen wiederherzustellen – Christen, Jesiden, Kakai und Muslime in der Ninive-Ebene, bzw. Angehörige assyrischer, chaldäischer, kurdischer oder Schabak-Gruppen. „Unsere Aufgabe besteht darin, diese reiche Vielfalt im Irak zu erhalten, deren Zukunft bedroht ist“, erklärt Youkhana, und fügt hinzu, dass dies keine leichte Aufgabe sei, für eine friedliche Zukunft in der Region aber unerlässlich sei.

„Wir machen uns Sorgen um die Christen – aber nicht nur um sie”, sagte ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit. Christen und Kirchen seien ein Geschenk an die Region des Nahen Ostens und müssten weiterhin dort präsent sein, meinte er. „Aber niemand kann dort ganz alleine gerettet werden – es kann dort nur eine Zukunft geben, wenn sie für alle gilt. Wir können nicht nur im Interesse einer Gruppe die Fortführung des militärischen Kampfes fordern. Wir fordern Frieden für alle – auch für die Christen“, sagte Tveit.

Der Bericht mit dem Titel „Schutzbedürfnisse von Minderheiten aus Syrien und dem Irak“ wurde vom norwegischen Außenministerium finanziert, und die Präsentation des Berichts an Medien und Öffentlichkeit im Palais des Nations in Genf wurde gemeinsam vom ÖRK und der norwegischen Vertretung bei den Vereinten Nationen organisiert.

The WCC and NCA report "The protection needs of minorities from Syria and Iraq"

Removal of IS alone won’t secure return of Iraqi and Syrian minorities, says WCC report