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Pastorin Najla Kassab, Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Foto: Albin Hillert/ÖRK

Pastorin Najla Kassab, Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen Foto: Albin Hillert/ÖRK

Der Dienst am Menschen wird von vielen Glaubensgemeinschaften als eine ihrer wichtigsten Aufgaben gesehen. Wer jedoch anderen Menschen mit Gastfreundschaft begegnet, transformiert diesen Dienst auf eine ganz andere, neue Ebene. In ihren Ausführungen während eines Jugendsymposiums am 23. August auf der Protestant Theological University in Amsterdam hat die Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, Pastorin Najla Kassab, das Thema „Gastfreundschaft auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ zum Thema gemacht.

Das Symposium war Teil einer Reihe von Sonderveranstaltungen anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Wenn wir über Gastfreundschaft redeten, so Kassab, dann ginge es darum, über andere Menschen nachzudenken und sich zu fragen, wie es ihnen gehe. „Beim Dienst am Menschen geht es uns darum, was wir gelernt haben. Bei der Gastfreundschaft wollen wir erfahren, wie andere Menschen fühlen“, sagte Kassab. „Bei der Gastfreundschaft geht es um die anderen, nicht um uns.“

Unglücklicherweise können wir Dienst an Menschen leisten, ohne dass wir sie deshalb zwangsläufig glücklich machen oder ihnen vermitteln, dass sie respektiert und wertgeschätzt werden. „Mit der Gastfreundschaft gehen wir das Risiko ein, einen neuen Raum zu betreten, und ich glaube, auch Jesus hat dieses Risiko auf sich genommen, als er in unser menschliches Leben hinein Mensch wurde“, sagte Kassab.  „Bei der Gastfreundschaft geht es nicht nur um die bloße Tätigkeit wie die Eröffnung einer Suppenküche oder eines Cafés für Flüchtlinge, die Bereitstellung von Lebensmitteln und Unterkünften oder das rastlose Abarbeiten von Aufgaben. Bei der Gastfreundschaft kommt es darauf an, in welchem Geiste wir sie anbieten, und das wiederum beeinflusst, welche Wirkung Gastfreundschaft hat.“

Gastfreundschaft sei kein Akt des Mitleids, sondern tief in unserem Glauben verankert, so Kassab weiter. „Es handelt sich nicht um eine leidvolle Erfahrung, sondern wir sitzen zu Füßen Gottes und erfahren einen neuen Raum, in dem Gott uns formt. Wenn wir nicht bereit sind, die Grenze zu diesem neuen Raum zu überschreiten, wachsen wir nicht als Christin oder Christ.“

Aus diesem Grund, so Kassab abschließend, hielten so viele junge Menschen die Kirche für monoton und langweilig. „Wenn man keinen neuen Raum entdeckt, um seinen Glauben zu leben, dann endet man in der Routine, im Dienst, aber nicht in der Gastfreundschaft“, sagte Kassab. „Wir sind auf einem Pilgerweg, auf dem wir Friede und Gerechtigkeit leben wollen. Wenn wir Gastfreundschaft nicht selbst leben, werden wir nie auf dem rechten Weg sein, auf einer Reise, die uns von der Angst zu Freundschaft führt.“

Symposium (auf EN und NL)

Vollständige Rede von Pastorin Najla Kassab „Gastfreundschaft auf dem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ (nur auf EN)