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Der Koordinator der ÖRK-Arbeitsgruppe zum Klimawandel, Pastor Henrik Grape, spricht auf der Podiumsdiskussion der interreligiösen Regenwaldinitiative in Oslo.

Der Koordinator der ÖRK-Arbeitsgruppe zum Klimawandel, Pastor Henrik Grape, spricht auf der Podiumsdiskussion der interreligiösen Regenwaldinitiative in Oslo.

Für die tropischen Wälder der Erde gibt es neue Hoffnung, da sich heute christliche, muslimische, jüdische, hinduistische, buddhistische und taoistische Religionsvertreter/-innen indigenen Waldschützern anschlossen, um weltweite Maßnahmen gegen die Abholzung zu initiieren. Die interreligiöse Regenwaldinitiative, die von einer globalen Koalition ins Leben gerufen wurde, um der ständig wachsenden Bedrohung der Wälder in Afrika, Südostasien und Lateinamerika etwas entgegenzusetzen, ist für die Verlangsamung des Klimawandels von großer Bedeutung.

Religiöse und indigene Führungspersonen aus allen Teilen der Welt haben heute eine beispiellose Initiative auf den Weg gebracht, die aus ihrer Sicht die nötige moralische Aufmerksamkeit und spirituelle Verpflichtung fördern wird, damit weltweite Anstrengungen zur Bekämpfung der Abholzung und zum Schutz der tropischen Regenwälder verstärkt werden. Diese Wälder spielen eine essentielle Rolle für menschliches Leben, das Wohlergehen des Planeten und für die Reduzierung von Emissionen, die den Klimawandel anheizen. Es ist das erste Mal, dass führende Vertreter/-innen einer großen Bandbreite von Religionen mit indigenen Völkern Hand in Hand zusammenarbeiten, die beim Schutz des Regenwaldes die wichtigste Rolle spielen. Auf diese Weise wollen sie Milliarden Gläubige weltweit dazu bringen, sich aktiv für die Regenwälder einzusetzen. Auch seine Majestät König Harald V. von Norwegen nahm an der Versammlung teil.

Tropische Regenwälder in Südamerika, im subsaharischen Afrika und in Asien schrumpfen rapide aufgrund von Palmölplantagen, Viehzucht, Anbauflächen für Soja und andere Nutzpflanzen, und ausufernden und häufig illegalen Bergbau- und Abholzungsaktivitäten. Jedes Jahr geht so eine Fläche in der Größe von Österreich verloren.

„Die Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis erzählt von Bäumen, die schön anzusehen und außerdem eine Nahrungsquelle sind. Regenwälder sind äußerst wichtig für das Leben auf der Erde, weil sie die Menschen mit nötigen Dingen versorgen, die Artenvielfalt fördern und das Klima schützen“, sagte Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). „In der heutigen Zeit, in der Regenwälder von Abholzung bedroht sind, weil die Wirtschaft kurzsichtig und nur am Gewinn orientiert ist, müssen wir unser Wissen davon nutzen, was gut ist, und auf der Grundlage unseres Glaubens die Regenwälder und damit auch die Erde und alles Leben schützen.“

Da die Regenwälder Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern können, gilt ihr Schutz als wesentliche Maßnahme, um den Klimawandel einzudämmen. Viele Klimaexperten weisen darauf hin, dass Wälder die einzig bewiesene Methode sind, um große Mengen Kohlenstoff einzufangen und zu speichern. Somit könnten durch ihren Schutz die Kohlenstoffemissionen im Rahmen gehalten werden, wodurch wiederum mehr Zeit für die Energiewende zur Verfügung stünde. So könnte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts weltweit die angestrebte Kohlenstoffneutralität erreicht werden.

Tropische Wälder versorgen außerdem 1,6 Milliarden Menschen mit Wasser, Nahrung und Einkommen. Abgesehen von den Ozeanen enthalten sie die größte Artenvielfalt der Erde und helfen sowohl lokal als auch global bei der Regulation von Regenfällen und Temperatur.

Vom 19. bis 21. Juni werden Vertreter/-innen der Religionen und indigenen Völker aus 21 Ländern in Oslo mit Regenwaldaktivisten, Klimawissenschaftlern und Menschenrechtsexperten diskutieren, um Ziele und Strategien zu entwickeln und Meilensteine für den Fortschritt zu definieren. Erwartet wird ein Aktionsplan und ein weltweiter interreligiöser Regenwaldgipfel im nächsten Jahr.

Einberufen wurde die Gruppe von der norwegischen Internationalen Klima- und Waldinitiative, der Regenwaldstiftung Norwegen und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in Kooperation mit dem Forum zu Religion und Ökologie der Yale University, GreenFaith, dem Parlament der Weltreligionen, Religions for Peace, dem REIL-Netzwerk und dem ÖRK.

„Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den hier versammelten geistlichen und indigenen Verantwortungsträgern einen gemeinsamen Aktionsplan zu entwickeln und eine Volksbewegung für mehr politischen Einfluss und Vor-Ort-Maßnahmen zum Schutz der Regenwälder zu begründen“, sagte Bischof Emeritus Gunnar Stålsett, Ehrenpräsident von Religions for Peace. „Diese Initiative ist global angelegt. Aber wir richten unseren besonderen Fokus auf religiöse und indigene Verantwortungsträger, Netzwerke und Einrichtungen in Ländern mit den wichtigsten Regenwäldern.“

Die Initiative ist ein Beispiel für die zahlreichen Basisbewegungen der letzten Jahre, in denen Umwelt-, Klima- und indigene Rechte als spirituelle Themen und Pflichten von vielen Religionen und Traditionen für wichtig erkannt wurden. Vertreter von evangelikalen und von muslimischen Organisationen und der Erzbischof von Canterbury betonten die gemeinsame Pflicht aller Menschen, den Planeten zu schützen. Ein wichtiger Anstoß und Unterstützung für diese Bemühungen war die 2015 von Papst Franziskus veröffentlichte Enzyklika, in der er alle Menschen aufrief, schnell aktiv zu werden und „die gesamte Menschheitsfamilie zusammenzubringen, um unser gemeinsames Haus zu schützen“. Er wies auch auf die unlösbare Verbindung zwischen indigenen Völkern und der Umwelt hin: „Denn für sie ist das Land nicht ein Wirtschaftsgut, sondern eine Gabe Gottes und der Vorfahren, die in ihm ruhen; ein heiliger Raum, mit dem sie in Wechselbeziehung stehen müssen, um ihre Identität und ihre Werte zu erhalten.“

„Die Regenwälder sind ein grandioses Beispiel für die lebenserhaltende Schönheit der Erde; sie sind spektakulär, lebensnotwendig und extrem gefährdet“, sagte Pastor Fletcher Harper, Geschäftsführer von GreenFaith. „Diese Zusammenkunft ist für Religionsgemeinschaften ein ungeheuer wichtiger erster Schritt; sie müssen sich den indigenen Völkern anschließen und sich der Gesundheit und Pflege der Regenwälder verschreiben.“

Pastor Henrik Grape, Koordinator der ÖRK-Arbeitsgruppe zum Klimawandel, vertrat den ÖRK auf der Versammlung.

„Die Akteure, die sich für den Schutz der Regenwälder einsetzen, können einiges von den ökumenischen und interreligiösen Aktivitäten zum Klimawandel lernen“, meinte er. „Der Klimawandel und der Schutz der Regenwälder hängen ziemlich eng miteinander zusammen, deswegen ist es nur natürlich, auf unserem gemeinsamen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens weiter in diese Richtung zu gehen. Frieden mit der Erde. Und die Spiritualität und das Verständnis der indigenen Völker sind für eine nachhaltige Zukunft unerlässlich.“

Mit dem Verweis auf die spirituellen, ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile, die die Regenwälder der Welt bieten, betonten die Partner der multireligiösen Initiative die gemeinsame ethische und moralische Verantwortung, sie zu schützen. Sie sind entschlossen, konkrete, gemeinsame Maßnahmen zu unternehmen, um diese Wälder zu schützen, zu pflegen und nachhaltig zu verwalten. Unterschiedliche religiöse und spirituelle Gemeinschaften haben eine lange Tradition im Schutz von Wäldern: von den Ashaninka, die im peruanischen und brasilianischen Regenwald leben, bis hin zu buddhistischen Mönchen, die Bäume in Thailand segnen. Diese Initiative allerdings ist durch eine solch umfassende und globale Mobilisierung von Glaubensgemeinschaften ein historischer Schritt zum Schutz der tropischen Wälder, die für unser Klima so essentiell sind.

Bewahrung der Schöpfung und Klimagerechtigkeit

ÖRK setzt sich für neue Klimaschutzinitiative ein

Norwegische Regenwaldstiftung