Image
Foto: Francesco Sforza/Vatikan-Fotograf

Foto: Francesco Sforza/Vatikan-Fotograf

Während einer Audienz bei Papst Franziskus im Vatikan konnten die Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Dr. Agnes Abuom, und der ÖRK-Generalsekretär, Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, mit dem Pontifex erörtern, wie wichtig die Einheit der Christen ist, um die Themen, mit denen die Welt heute konfrontiert wird, nach den Maßstäben der Gerechtigkeit zu behandeln. Bei der Zusammenkunft ging es auch um die Frage, wie die Beziehungen im Rahmen der einen ökumenischen Bewegung vertieft werden können.

In seinen Ausführungen erklärte Tveit: „Wir sind sehr dankbar für die überaus konstruktive und fruchtbare Begegnung mit Papst Franziskus am heutigen Tage. Wir leben in einer Zeit, in der Zweck und Ziele der ökumenischen Bewegung von größter Bedeutung sind. Auf der Grundlage dieser Realität ist es Zeit für eine neue Suche nach Einheit. Durch die zahlreichen Dimensionen seiner Arbeit leistet der ÖRK einen Beitrag zur Einheit der Kirche. Die Einheit, für die der ÖRK steht, leistet wiederum einen Beitrag zur Einheit der Menschheit.“

Tveit fügte hinzu: „In den ÖRK-Mitgliedskirchen und Partnerorganisationen und auch darüber hinaus in der römisch-katholischen Kirche ist die Bereitschaft zu spüren, sich für ein geeintes Zeugnis und einen gemeinsamen Dienst für diejenigen einzusetzen, die von uns eine gemeinsame Agenda und Ressourcen für diejenigen erwarten, die unsere Zuwendung am meisten brauchen.“

Tveit sagte: „Wir haben eine gemeinsame Sicht auf die Aufgabe der ökumenischen Bewegung und die Bedürfnisse der Kirchen in einer geteilten und zerbrechlichen Welt.“

Dr. Agnes Abuom wies darauf hin: „Die Einheit der Kirche und die Einheit der Menschheit sind untrennbar miteinander verbunden“, und fügte hinzu: „Die ökumenischen Initiativen können nur dann Erfolg haben, wenn wir in profunder Weise verstehen, was es bedeutet, gemeinsam im Leib Christi  und in der Liebe Christi zu leben. Wir arbeiten, gehen und beten gemeinsam.“

„Die vielen erlebten Polarisierungen, der wachsenden Abstand zwischen reichen und armen Menschen, Extremismus und Gewalt, Sorgen um die Zukunft des Planeten Erde und die Weigerung, Verantwortung für unser gemeinsames Haus und unsere Zukunft zu übernehmen, sind ein dauernder Appell an uns und an das, wofür wir stehen“, erklärte Abuom.

Abuom und Tveit wiesen nicht nur auf die wichtige Rolle der Religionsoberhäupter bei der Suche nach Lösungen für die Konflikte weltweit hin, sondern sprachen auch über Themen wie Klimawandel und wirtschaftliche Gerechtigkeit als wichtige Anliegen des Pilgerwegs der Gerechtigkeit und des Friedens.

„Die Zukunft der Menschheit ist bedroht, und die Ärmsten unter uns spüren bereits die schlimmen Folgen, die damit einhergehen. Wir fordern Sie und die römisch-katholische Kirche auf, gemeinsam mit uns einen echten Sinneswandel zu bewirken und Prioritätsthemen zu unserer Herzensangelegenheit zu machen“, sagte Tveit.

Die Begegnung mit Papst Franziskus endete mit einem gemeinsamen Gebet für Einheit, Friede und Versöhnung. Die Audienzteilnehmenden verabschiedeten sich mit dem Wunsch, auch 2018 Möglichkeiten für ein weiteres Treffen zu erkunden.

Besuch in Rom 23.- 24. August

Der Besuch in Rom wurde vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen ausgerichtet.  Eine besonderes Gespräch fand mit Kardinal Kurt Koch über die gemeinsame Arbeitsgruppe der katholischen Kirche und des ÖRK statt.

Tveit überreichte dem Kardinal das ÖRK-Dokument „Growth in Agreement IV: International Dialogue Texts and Agreed Statements, 2005 – 2013,” das die ökumenische Geschichte der letzten zehn Jahre zusammenfasst.

Die ÖRK-Delegation traf sich mit Dr. Flaminia Giovanelli, Untersekretärin beim Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, und sprach mit ihr in erster Linie über Klimagerechtigkeit und die UN-Klimakonferenz COP23 in Bonn, Atomwaffen, die anstehende Konsultation über Migration und Fremdenfeindlichkeit im Dezember und Initiativen der Friedensarbeit.

Am Mittwoch besuchten Abuom und Tveit ebenfalls die Gemeinschaft Sant‘Egidio.

Tveit erklärte: „Wir haben in Rom vier junge Männer getroffen, die als Flüchtlinge über die gefährliche Mittelmeerroute nach Italien gekommen sind. Zwei von ihnen sind Christen, die anderen beiden Muslime.“

Er fügte hinzu: „Durch die Teilnahme an den Programmen von Sant‘Egidio haben sie Italienisch gelernt, haben  ehrenamtliche Tätigkeiten übernommen und inzwischen eine Arbeit gefunden.“

Tveit äußerte sich besorgt darüber, dass „viele Menschen in Europa heute Menschen wie diese als vier Probleme oder sogar Risiken betrachten. Es sind vier Menschen. Vier liebenswerte, kräftige junge Männer, die etwas für Europa leisten, indem sie Arbeiten im Gastland übernehmen.“

Gemeinsame Arbeitsgruppe mit der römisch-katholischen Kirche