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Pastor Dr. Olav Fykse Tveit und Sultan von Sokoto Sa'adu Abubakar auf der Eröffnungsfeier. © Clare Amos/ÖRK

Pastor Dr. Olav Fykse Tveit und Sultan von Sokoto Sa'adu Abubakar auf der Eröffnungsfeier. © Clare Amos/ÖRK

Nigerianische Christen und Muslime kamen am 19. August zusammen, um das Internationale Zentrum für Frieden und Harmonie zwischen den Religionen zu eröffnen.

Das Zentrum befindet sich in Kaduna, wo in den letzten dreißig Jahren über 20 000 Menschen in verschiedenen Konflikten den Tod fanden.

Unter der wachsenden Zahl von interreligiösen Initiativen in Nigeria hat das neue Zentrum ein einzigartiges Ziel: systematisch die Beziehungen zwischen den Religionen zu dokumentieren, um eine Grundlage für politische Entscheidungen auf nationaler und internationaler Ebene zu bieten.

Wichtige nigerianische Organisationen wie der Christenrat von Nigeria und Jama’atu Nasril Islam haben sich für die Eröffnung des Zentrums eingesetzt. Zuvor wurde 2014 ein Beratungsforum in Abuja abgehalten, an dem etwa 40 muslimische und christliche Religionsvertreter teilnahmen.

Bei der großen Eröffnung waren viele Unterstützer anwesend, unter anderem Dr. Emmanuel Josiah Udofia, Primas der Afrikanischen Kirche und Präsident des Christenrats von Nigeria, Sultan von Sokoto Sa’adu Abubakar und Dr. Khalid Aliyu, Generalsekretär des Jama’atu Nasril Islam.

Seine königliche Hoheit Prinz Ghazi von Jordanien und Kardinal John Olorunfemi Onaiyekan von Abuja gehörten auch zu denen, die sich über Ziele und Ergebnisse des Zentrums Gedanken machten.

Malam Nasir El-Rufai, Gouverneur des Bundesstaates Kaduna, nahm die feierliche Eröffnung des Zentrums vor. Er erzählte von seinen Erfahrungen, wie sowohl christliche als auch muslimische Religionsvertreter manchmal auf eine Art reden und handeln, die den Frieden zwischen den Religionen behindert; deswegen sei er so froh, das Zentrum als sichtbares Symbol für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Muslimen und Christen zu unterstützen.

Abubakar drückte ebenfalls seine Unterstützung für das Zentrum aus und sprach davon, dass Gott in Nigeria religiöse Vielfalt wolle.

Onaiyekan sagte, das Zentrum könne womöglich zu einem Vorbild für Konfliktlösung in anderen Teilen der Welt werden.

Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, hielt auch eine kurze Ansprache.

„Ob Christen oder Muslime – wir sind als Pilger hierhergekommen, um den Wunsch Gottes nach Gerechtigkeit und Frieden zu erfüllen“, sagte er.

„Gläubige Menschen gehen Pilgerwege zu heiligen Stätten. Das können Orte sein, die für unseren Glauben eine große historische Bedeutung haben. Aber Orte, wo die Heiligkeit des Lebens, das in den Augen des heiligen Gottes heilig ist, bedroht ist, können auch heilige Orte sein. Wie hier in Kaduna. Wir sind heute in der Stadt, die bei vielen für Kämpfe aus religiösen Motiven bekannt ist.“

Aber jetzt werde Kaduna zu einer Stadt, die für ihr Zeugnis für interreligiösen Frieden und Harmonie bekannt sei.

„Dieser Ort kann auf neue Art zu einem heiligen Ort werden, mit einer neuen Vision und einer neuen Realität, in der gläubige Menschen zusammenleben. Ihre Anwesenheit als nigerianische Religionsvertreter zeigt die Bedeutung dieses Tages und dieser Eröffnung für das ganze Land“, sagte Tveit.

Die Religionsvertreter vor Ort erhielten Unterstützung von internationalen Partnern, dem ÖRK und dem Königlichen Aal-Al-Bayt-Institut für islamische Lehre (RABIIT). „Es ist wichtig, dass unsere nigerianischen Partner vor Ort die führende Rolle bei der Leitung des Zentrums und dessen Ausrichtung spielen und auch in dieser Rolle wahrgenommen werden.“

Was sind die Aufgaben des Friedenszentrums? „So Gott will, werden der ÖRK und RABIIT nach Partnern suchen, um die Eröffnung eines neutralen Archivzentrums zur Sammlung von Informationen zu ermöglichen – idealerweise sowohl virtuell als auch physisch in Nigeria – das das Erzählen von Geschichten ermöglicht, denen, die bisher nicht gehört wurden, zuhört und ihre Geschichte aufzeichnet und sowohl online als auch telefonisch dabei hilft, genaue Daten über gewaltsame Vorfälle zu sammeln“, erklärte Tveit. „Das Ziel besteht darin, genaue, unparteiische und unauslöschliche Aufzeichnungen über Ungerechtigkeiten, Gewalt und Gräueltaten anzufertigen, die nicht nur als Abschreckung dienen sollen, sondern auch als ehrlicher Ausgangspunkt für zukünftige Lösungen.“

Die Eröffnungszeremonie begann mit einem muslimischen Gebet und endete mit einem christlichen Gebet.

Das Friedenszentrum selbst sei laut Tveit nicht nur einfach ein Gebäude, sondern auch ein Katalysator für Hoffnung und zukünftigen Wandel.

„Mein tägliches Gebet stammt aus dem Lobgesang des Zacharias – ein Prophet, der meines Wissens sowohl von Christen als auch Muslimen verehrt wird – der Gott bittet: ‚Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens‘. Mit der Eröffnung dieses Zentrums glaube ich, dass wir einige Schritte auf diesem wichtigen Weg vorangekommen sind.“

Moustafa Elqabbany, ein Repräsentant Prinz Ghazis von Jordanien, sprach über die Wichtigkeit, Frieden für und mit Frauen und jungen Menschen zu schaffen. Gewalt betreffe junge Menschen nicht nur durch individuelle Todesfälle, sondern eine Kultur der Gewalt hinterlasse bei einer ganzen Generation junger Menschen Narben und wirke sich auf ihre Psyche aus.

Vollständiger Wortlaut der Ansprache des ÖRK-Generalsekretärs Pastor Dr. Olav Fykse Tveit (in englischer Sprache)

Religion: Weg des Krieges oder Weg zum Frieden? (ÖRK-Pressemitteilung vom 30. Juni)

Christlich-muslimisches Bündnis will zur Lösung der Spannungen in Nigeria beitragen (ÖRK-Pressemitteilung vom 12. Juli 2012, in englischer Sprache)

ÖRK: Stärkung von Vertrauen und Respekt zwischen den Religionen

Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens

ÖRK-Mitgliedskirchen in Nigeria