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Prof. Dr Mechteld Jansen, rector of the Protestant Theological University and Dr Agnes Abuom, moderator of the WCC Central Committee at a symposium. Photo: Albin Hillert/WCC

Prof. Dr Mechteld Jansen, rector of the Protestant Theological University and Dr Agnes Abuom, moderator of the WCC Central Committee at a symposium. Photo: Albin Hillert/WCC

Auf einem Symposium am 23. August an der Protestantischen Theologischen Universität Amsterdam äußerten sich Führungspersonen des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zum Thema „Gastfreundschaft: Auf einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“.

Das Symposium fand im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen des ÖRK statt.

ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit sprach in einer Rede mit dem Titel „Die Liebe wird einen Weg finden“ über Einheit, Gemeinschaft und Liebe unter Christen.

„Was heute vor 70 Jahren in genau dieser Stadt gegründet wurde, war eine wahrhafte Bewegung – um unsere Verschiedenheiten zu verringern, Trennungen zu heilen und um uns in christlicher Solidarität für das Wohl der Welt die Hand zu reichen“, sagte er. „Vor dem Hintergrund einer vom Krieg verwüsteten und durch einen unsicheren Frieden gefährdeten Welt beschlossen die Delegierten und die 117 Kirchen auf der ersten ÖRK-Vollversammlung, sich gemeinsam einer einzigen ökumenischen Bewegung anzuschließen.“

Die frühen Initiatoren des ÖRK trugen kritische theologische Reflexion im Interesse der Einheit bei und verpflichteten sich, eine gerechtere internationale Ordnung zu gestalten und gemeinsam zu arbeiten, um Frieden und Gerechtigkeit zu gewährleisten, sagte Tveit weiter. „Sei es bei der Erneuerung der Theologie, der Neugestaltung der Mission oder beim Vereinen von Kirchen und ihren ökumenischen Partnern im Dienst: Diese Plattform hat die Kirchen befähigt, auf zahlreiche direkte und indirekte Arten, an vielen Orten und in sich immer wieder verändernden Kontexten, sich gegenseitig und der Welt zu dienen“, sagte er.

Dies seien gewaltige Errungenschaften, fuhr Tveit fort. „Aus unserer Perspektive können wir tatsächlich erkennen, dass die ökumenische Bewegung damals wie heute in ihrem tiefsten Sinn eine Bewegung der Liebe ist“, so Tveit. „Heute, 70 Jahre später, befinden wir uns aber in einer völlig anderen Welt – nicht nur in Bezug auf das Ausmaß und die Dringlichkeit ihrer Probleme, sondern auch hinsichtlich ihres grundsätzlichen Wesens.“

Mit Blick auf die aktuellen ernsten Herausforderungen sagte Tveit, der lange Pilgerweg sei noch bei weitem nicht zu Ende. „Wir stellen fest, dass die Grundsätze in der Nachkriegszeit und die liberale Demokratie angefochten werden“, sagte er. „Mühsam errungene postkoloniale Freiheiten drohen, sich im Chaos aufzulösen.“

Kultur der Gastfreundschaft

Dr. Agnes Abuom, Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, analysierte zudem die Bedeutung, sich in Amsterdam zu versammeln, an genau dem Ort, wo der ÖRK damals gegründet wurde.

Aboum sagte: „Im Idealfall geht es bei Gastfreundschaft darum, sich Gästen, Außenstehenden, Fremden und sogar Unbekannten gegenüber freundlich zu zeigen“, sagte sie. „Dies kann sich in so einfachen Dingen äußern, wie in einem Lächeln, das als Antwort ein weiteres Lächeln hervorruft, wann immer wir einer fremden Person begegnen.“

Aboum bedauerte, dass in unserer Welt die Kultur der Gastfreundschaft langsam aber sicher nachlasse.

„Es ist Gottes Gebot, dass wir Fremden, Ausländern oder gar Unbekannten gegenüber gastfreundlich sein sollen“, sagte sie. „Dort, wo Menschen dazu neigen gastfreundlich zu sein, neigen sie auch dazu, gut zu evangelisieren, denn die beiden stehen in Beziehung zueinander.“

Gastfreundlichkeit sei nicht nur eine Angelegenheit des Christentums, sondern es gehe auch um Menschlichkeit, Einfühlsamkeit und die Sorge um diejenigen, die wir nicht kennen, fuhr sie fort. „Der Pilgerweg der Gerechtigkeit inspiriert auch andere auf dem Weg, ihre Gastfreundlichkeit auf diejenigen auszuweiten, die in vom Krieg zerrütteten Regionen leben und sich dafür einzusetzen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte sie.

Zu den Rednerinnen und Rednern auf dem Symposium gehörten auch Mathilde Sabbagh, Evangelische Nationalsynode von Syrien und Libanon in Al-Hasaka im Norden Syriens; Naila Kassab, Präsidentin der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen; Mpho Tutu van Furth, Exekutivdirektor der Stiftung des Vermächtnisses von Desmond & Leah Tutu sowie Kathleen Ferrier, Ehrenprofessorin an der Asiatischen Universität für Frauen, ehemaliges Mitglied des Niederländischen Parlaments und ehemalige SKIN-Koordinatorin.

70 Jahre Ökumenischer Rat der Kirchen

70-jährliges Jubiläum des ÖRK in Amsterdam

Jubiläumsfeier (auf Englisch)

Symposium (auf Englisch)

Walk of Peace (Weg des Friedens, auf Englisch)

Veranstaltung „Youth Pilgrimage“ für junge Menschen

Dr. Agnes Abuom: Gastfreundschaft auf einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens

Olav Fykse Tveit: Grußwort zum Symposium anlässlich des 70. Jahrestages des ÖRK, Amsterdam