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Valentinstag Kampagne Donnerstags in Schwarz

Valentinstag Kampagne Donnerstags in Schwarz

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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat ein Video veröffentlicht, in dem sich Menschen aus aller Welt Gedanken darüber machen, inwiefern Liebe heilt und nicht verletzt. Der kurze Film ist Teil einer Kampagne des ÖRK gegen Misshandlung und Gewalt in „liebenden“ Beziehungen.

Am Valentinstag (14. Februar) werden zehntausende Menschen weltweit schwarz tragen und so ihre Unterstützung für die Kampagne „Donnerstags in Schwarz“ gegen Vergewaltigung und Gewalt zum Ausdruck bringen.

Der Valentinstag ist ein Tag, an dem die Liebe gefeiert wird, aber für zu viele Menschen geht „Liebe“ mit Misshandlungen und Gewalt einher. Der ÖRK hatte zu Reflexionen über eine Bibelstelle aufgerufen, die oft verwendet wird, um Liebe zu umschreiben:

„Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“
1.Korinther 13,4-7

Die eingegangenen Reflexionen aus aller Welt wurden nun in einem Video zusammengestellt, das online angeschaut werden kann und das zu einem Austausch anregen und Bewusstsein und Empathie schaffen soll während wir weiter nach einer Welt ohne Vergewaltigung und Gewalt streben.

Was ist Liebe?

„Dies ist wahrscheinlich der eine Bibeltext, der bei Hochzeiten am öftesten zitiert wird und den wir alle gut kennen“, erklärt Lyn van Rooyen aus Südafrika. „Ich bin sicher, dass Ehevorbereitungskurse und Eheberatungen all diese Gedanken zur Liebe nur gutheißen!“

Aber, so fragt sich van Rooyen auch, könnte es sein, dass dieser Text tatsächlich auch gefährlich ist? „Ich möchte unsere Aufmerksamkeit einmal auf den letzten Teil dieses uns allen wohlbekannten Textes lenken: Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles“, sagt Rooyen. „Allzu oft schon habe ich Frauen (und ihre Pastorinnen und Pastoren!) gehört, die diesen Text auf eine gefährliche und das Leben einschränkende Art und Weise zitiert haben: ‚Ja, er misshandelt mich, aber du weißt doch, dass es in der Bibel heißt, ich müsse alles ertragen‘. “

Als Menschen des Glaubens – Einzelpersonen, Kirchen, Glaubensgemeinschaften und religiöse Organisationen – können wir nicht einfach sagen, dass Menschen in einer Beziehung, in der einer der Partner Gewalt gegen den anderen ausübt, ‚alles ertragen, alles hoffen, alles dulden‘ sollten“, so van Rooyen.

„Unsere Verantwortung ist eine andere: Wir haben die Verantwortung, den Menschen, die Opfer von Misshandlung geworden und nun Überlebende und Gewinnerinnen oder Gewinner sind, einen Weg zu weisen und ihnen zu helfen, ein Leben und volle Genüge zu haben – körperlich, emotional und spirituell! Wir haben die Verantwortung, einzutreten gegen Misshandlung“, erläutert sie.

Liebe und Gewalt passen nicht zusammen

Susan Jacob von der Orthodox-Syrischen Kirche von Malankara in Indien äußert ihr Gedanken, warum Liebe und Gewalt nicht zusammenpassen. „Liebe ist Mitgefühl, Sorge, Fürsorge und Rücksicht. Liebe ist sanft. Liebe verletzt nicht – weder physisch noch psychisch“, sagt sie. „Wo Liebe ist, gibt es keine Gewalt, die durch Hass entsteht, die aus einem bösen und eifersüchtigen Herzen erwächst, die aus sadistischen, brutalen und pervertierten Gedanken aufsteigt. Eine solche Gewalt verletzt und hinterlässt Narben auf der Seele und muss verurteilt werden.“

Pastorin Robina Marie Winbush von der Presbyterianischen Kirche (USA) weist darauf hin, dass der Kontext, in dem die zitierten Bibelverse aus 1.Korinther stehen, eine Gemeinde ist, die mit Konflikten konfrontiert ist und in der es nicht um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Vor diesem Hintergrund, erläutert sie, „ist diese Beschreibung der Liebe – die Quintessenz von Gott in unserer Mitte –, wie wir sie hier lesen, eine Aufforderung, über Gottes Gegenwart in unseren Beziehungen nachzudenken und anzuerkennen, dass er dort gegenwärtig ist.“

Sie kommt zu dem Ergebnis: „Dies ist eine Liebe, die wir feiern und die dauerhafter ist als Grußkarten und Schokolade und Blumen und vergänglicher Firlefanz. Diese Liebe ist eine Liebe, die unsere Schmerzen und Blessuren und die Schmerzen und Verletzungen der Welt heilt.“

Weitere Informationen unter:
https://www.oikoumene.org/donnerstags-in-schwarz#valentinstag

Gesammelte Reflexionen (in englischer Sprache)

Weitere Beiträge im Blog zum Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens (in englischer Sprache)