Sechs katholische Theologiestudierende von der Universität Freiburg (Zentralschweiz) verbrachten vor kurzem einen Tag beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), um ein tieferes Verständnis von der modernen ökumenischen Bewegung und der Arbeit des ÖRK  zu gewinnen und sich auf die Aufgabe, Besuchergruppen durch das Ökumenische Zentrum in Genf zu führen, vorzubereiten.

Ihr Ziel war es, das, was sie oft als theoretische „Handbuch-Ökumene“ empfinden, in der Praxis zu erleben.

„Die Geschichte der ökumenischen Bewegung im Ökumenischen Zentrum zu verfolgen, ist für mich eine überwältigende Erfahrung“, erklärt Noemi Honegger, eine Studentin aus dem deutschsprachigen Teil der Schweiz. „Die im Zentrum ausgestellten christlichen Kunstwerke zeigen in meinen Augen unterschiedliche Wege auf, wie wir für den einen Gott arbeiten können – und darin liegt für mich das eigentliche Wesen der Ökumene“, sagt sie.

Die sechs Theologiestudierenden gehören der deutschsprachigen Abteilung der theologischen Fakultät in Freiburg an, die von den Dominikanern gegründet wurde. Es ist das erste Mal, dass sie das Ökumenische Zentrum im Rahmen ihres Studienprogramms besuchen.

Ziel dieser Initiative ist es, die Studierenden darauf vorzubereiten, im Namen des ÖRK Führungen, insbesondere für deutschsprachige Besuchergruppen, durch das Ökumenische Zentrum anzubieten. Da die katholische Kirche nicht Mitglied des ÖRK ist, stellt dies für die Studierenden eine einzigartige Chance dar, hinter die Kulissen des ÖRK zu schauen und die ökumenische Bewegung „ von innen“ kennen zu lernen.

Die Studierenden betrachten den Besuch auch als Gelegenheit zur Kontaktaufnahme. Sarah Imsand, die Theologie und Kunstgeschichte studiert, erklärt: „Für mich ist es das erste Mal, dass ich sehe, wie Kirchen zusammenarbeiten, um gegen Gewalt vorzugehen. Wenn ich sehe, dass geistliche Werte im Einklang mit gesellschaftlichen Realitäten sind, gibt mir das große Hoffnung. Dieser Besuch bietet eine großartige Chance, das Engagement der Kirchen für gesellschaftliche Anliegen zu beobachten.“

Dr. Annemarie Mayer, die katholische Beraterin des ÖRK für Mission und Evangelisation und Professorin für Fundamentaltheologie an der katholischen Fakultät in Freiburg, sieht das Projekt als Beitrag zur ökumenischen Wissensbildung der Studierenden.

„Dieser Tag im Ökumenischen Zentrum verschafft den Studierenden praktische Einblicke in die Ökumene, über die sie sonst immer nur in Büchern lesen. Ihre Begegnung mit verschiedenen christlichen Traditionen und die Möglichkeit, sich mit Menschen aus verschiedenen kulturellen und konfessionellen Kontexten auszutauschen, stärkt ihr Selbstvertrauen als künftige Ökumeniker und Ökumenikerinnen.“ 

Mayer erklärt auch, wie diese Initiative den Studierenden hilft, die Strukturen der ökumenischen Organisationen zu verstehen. „Die Studierenden verfolgen nicht nur wichtige Phasen in gegenwärtigen ökumenischen Debatten, sondern erfahren auch viel über die dynamischen Strukturen. Sie lernen die ÖRK-Schwesterorganisationen, wie den Lutherischen Weltbund, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die Konferenz Europäischer Kirchen und andere, kennen.“

Mayer betont ebenfalls: „Die Studierenden bekommen nicht nur Wissen vermittelt, sondern werden auch einen wichtigen Beitrag zur Arbeit des ÖRK leisten, indem sie selbst Besuchergruppen durch das Ökumenische Zentrum führen und Einblicke in die wichtigen ökumenischen Aufgaben des ÖRK geben werden.“

Besuche im Ökumenischen Zentrum und beim ÖRK