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Foto: FCEI

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Ein Bündnis aus evangelischen und katholischen Organisationen hat mit der italienischen Regierung ein Abkommen unterzeichnet, um Flüchtlingen aus Nordafrika und dem Nahen Osten eine sichere und legale Einreise zu ermöglichen und sie bei der Integration in Italien zu unterstützen. Die Regierung erklärte sich bereit, die für eine Aufenthaltserlaubnis notwendigen humanitären Visa auszustellen. Die Visa berechtigen nicht zur Weiterreise in andere Länder der Europäischen Union. Christliche Organisationen stellen die Flugtickets zur Verfügung, sorgen für die Unterbringung der Flüchtlinge, helfen bei den Asylformalitäten und vermitteln Bildungsangebote und Italienischsprachkurse.

Die Flugreise bietet eine Alternative zum illegalen und gefährlichen Weg über das Mittelmeer, den Marco Impagliazzo von der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio als „Todesreise” bezeichnete. Knapp 3 700 Flüchtlinge starben 2015 bei der Überfahrt oder gelten als vermisst.

Gemeinsam mit dem Bund der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) wird die Gemeinschaft Sant’Egidio demnächst Büros in Marokko und im Libanon eröffnen; eine dritte Anlaufstelle soll später in Äthiopien eingerichtet werden. Die ersten Flüchtlinge werden in Italien für Ende Januar 2016 erwartet.

Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, kam anfangs der Woche mit Religionsverantwortlichen in Italien zusammen, um das geplante Projekt zu besprechen.

„Mit dem ausgezeichneten Abkommen tun wir einen frühen und wichtigen Schritt zur Bewältigung der humanitären Krise, die viele Orte der Welt erfasst hat”, sagte Tveit. „Es kann Kirchen, mit ihnen verbundenen kirchlichen Organisationen, Regierungen und der Weltgemeinschaft als Vorbild für ein gemeinsames Handeln im Interesse der Menschheit dienen. Das Projekt ist Ausdruck unseres tiefen Respekts vor der Würde und vor der Sicherheit aller Menschen und unseres gemeinsamen Interesses an der Verwirklichung von Gerechtigkeit und Frieden auf Erden.”

Initiiert wurde das Projekt von der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio und dem Bund der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI). Gemeinsam mit weiteren christlichen Projektpartnern stellen sie 1,2 Millionen Euro (1,3 Millionen Schweizer Franken oder US­–Dollar) als Starthilfe zur Verfügung. Die italienische Regierung wird keine direkte Finanzhilfe leisten, erklärte sich aber bereit, die für Einreise und Aufenthalt erforderlichen Visa auszustellen.

„Dieses Projekt ist das erste seiner Art in Europa”, sagte der Präsident des FCEI, Luca Maria Negro. „Wir hoffen, dass andere Länder und Kirchen unserem Beispiel folgen werden. Besonders stolz sind wir darauf, dass es ein ökumenisches Projekt ist, und wir von ökumenischen Einrichtungen und mehreren Schwesterkirchen unterstützt und ermutigt wurden.”

Weiter führte Negro aus: „Wir rechnen damit, dass in den nächsten Monaten ca. 1 000 Flüchtlinge über die humanitären Korridore einreisen werden. Wir sind überglücklich, dass das Abkommen schutzbedürftigen Personen ermöglicht, legal nach Italien einzureisen und hier einen Asylantrag zu stellen.”

Humanitäre Korridore. Pilotprojet von FCEI und Sant’Egidio geht an den Start (17. Dezember, in englischer Sprache)

„Hoffnung Mittelmeer“: Näheres zum Flüchtlingsprojekt des FCEI (Bund der Evangelischen Kirchen in Italien, in englischer Sprache)

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ÖRK–Mitgliedskirchen in Italien