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Dennis Smith, Presbyterian Church USA

Präsentation von Dennis Smith, ehemaliger WACC-Präsident, auf dem internationalen Symposium zu sozialer Gerechtigkeit im digitalen Zeitalter in Berlin, Deutschland.

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“Wir beschreiben heute Orte, an denen Gesellschaften zusammenkommen, um gemeinsam Sinn zu stiften, als öffentlichen Raum”, sagte Dennis Smith auf dem gerade stattfindenden internationalen Symposium für digitale Gerechtigkeit.

Smith diente mehr als vier Jahrzehnte lang als Missionar in der Presbyterian Church (USA) in Lateinamerika und ist ehemaliger Präsident der World Association for Christian Communication (WACC).

"Wenn Eliten versuchen, den öffentlichen Raum zu kontrollieren, dann ist es nicht ungewöhnlich für sie, andere Ideen zu stigmatisieren oder sogar zu kriminalisieren.” Und er fügte hinzu, dass die herausragende Bedeutung des Konsums, im Gegensatz zur Nachhaltigkeit, die Gesellschaft negativ beeinflusse - sie gar infiziere.

“Diese Herausstellung des Individuums und seiner Fähigkeit zu konsumieren hat zu einem sozialen Bild beigetragen, in dem sowohl die Mächtigen als auch die Machtlosen von der Macht des Kapitals konsumiert werden", sagte er. "Neoliberale Ideen von Konsum sind heute so tief in vielen Gesellschaften verankert, dass viele Menschen und ihre politischen Vertreter sich gar nicht mehr vorstellen können, dass andere Werte überhaupt möglich sind.”

In einem Zeitalter, in dem digitale Grosskonzerne ihre Macht über riesige Datenmengen sowie ihren Einfluss weiter ausbauten, sei es sogar schwierig, öffentlichen Raum überhaupt zu definieren, so Smith.

“Hier fragen wir uns, wie werden die Grenzen zur Teilhabe definiert? Wer stellt die Regeln des Engagements auf? Wie entscheidet die Gesellschaft, welche Themen diskutiert werden, und wie werden diese entschieden?”

Während die sozialen Medien neue Voraussetzungen für die Entstehung vieler neuer öffentlicher Räume geschaffen hätten, seien die öffentlichen Räume, die entstünden, oft mit dem Virus der Gier infiziert, sagte er. “Nun, da die Mehrheit der Menschheit über Zugang zu digitalen Medien und den sozialen Onlinenetzwerken verfügt, ist die Gefahr gross, das ohnehin bereits ausgegrenzte Teile der Gesellschaft und Minderheiten ganz ausgeschossen werden”, sagte er. “Mundtot gemacht zu werden, unsichtbar gemacht zu werden kann ein Todesurteil bedeuten.”

In vielen Bereichen habe der Kampf um den öffentlichen Raum bereits einen kritischen Punkt erreicht: “Es ist wahrscheinlich, dass es in den kommenden Jahren zu einer grossen Auseinandersetzung kommen wird’, sagte Schmith.

Seine Ausführungen waren Teil der Eröffnungsbemerkungen einer Sitzung, in der Sprecher aus der ganzen Welt Fallstudien, Herausforderungen und Lösungen zur Definition und zum Schutz des öffentlichen Raums in der digitalen Welt erörterten.

Embert Charles, Präsident der World Association for Christian Communication, reflektierte, dass Teil des Definierens des öffentlichen Raums auch sei, die Gruppen zu definieren, die um diesen Raum kämpften. "Vielleicht müssen wir auch die Ausgrenzung das Konzepts von Eliten aufheben", sagte er. "Sie haben wahrscheinlich die wirtschaftliche Elite, die politische Elite - tatsächlich haben sie heute sogar eine Elite der sozialen Medien, wenn sie die Definition dessen bedenken, was oder wer die Eliten in unserer heutigen Gesellschaft sind.”

Während die Sprecher ihre Erfolge und Hindernisse bei der Schaffung eines gerechten öffentlichen Raums darlegten, kommentierte Charles, dass zumindest einige Regierungen willens seien, eine solche Gerechtigkeit zu fördern.

“Es gibt Bereitschaft in einigen Fällen, aber diese werden häufig durch die Strukturen und Eigenschaften der Medienlandschaft, wie wir sie geerbt haben, behindert”, sagte er.

 

Internationales Symposium “Kommunikation für soziale Gerechtigkeit im digitalen Zeitalter”

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Fotogalerie des Symposiums

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